gen mit Rum und gekochten Speisen, und theil- ten unsern Vorrath an Reis und Zwieback mit ihnen, unsre Männer gaben ihnen den größten Theil ihres Tabaks. Jch schmückte die Weiber mit allem, was ich an Glasperlen, einfachen Ringen, Bändern und entbehrlichen Tüchern besaß; das Freundschaftsbündniß war in kurzen auf das engste geknüpft. Sie lagerten sich in un- serer Nähe, und geleiteten uns heute eine ganze Strecke. Der Abschied schien ihnen sehr wehe zu thun, doch trösteten sie sich mit der Hoffnung, uns, bei unserer Rückkunft von dem großen Wasserfalle, wohin wir nach ihrer Meinung wall- fahrten um den großen Geist anzubeten, wider zu sehn. Auch John war gerührt bei dem Schei- den von diesen herzlichen Kindern der Natur, und er hat mir nachher wiederholt versichert daß, wenn er nicht Frau und Kinder daheim hätte, er der Versuchung kaum würde haben wiederstehen kön- nen, mit ihnen in ihr Land zurück zu kehren. Jch begreife leicht, wie anziehend diese ungebun- dene Lebensart für den seyn muß, welcher die Sprache dieser Völker kennt, und seine Bedürf-
gen mit Rum und gekochten Speiſen, und theil- ten unſern Vorrath an Reis und Zwieback mit ihnen, unſre Maͤnner gaben ihnen den groͤßten Theil ihres Tabaks. Jch ſchmuͤckte die Weiber mit allem, was ich an Glasperlen, einfachen Ringen, Baͤndern und entbehrlichen Tuͤchern beſaß; das Freundſchaftsbuͤndniß war in kurzen auf das engſte geknuͤpft. Sie lagerten ſich in un- ſerer Naͤhe, und geleiteten uns heute eine ganze Strecke. Der Abſchied ſchien ihnen ſehr wehe zu thun, doch troͤſteten ſie ſich mit der Hoffnung, uns, bei unſerer Ruͤckkunft von dem großen Waſſerfalle, wohin wir nach ihrer Meinung wall- fahrten um den großen Geiſt anzubeten, wider zu ſehn. Auch John war geruͤhrt bei dem Schei- den von dieſen herzlichen Kindern der Natur, und er hat mir nachher wiederholt verſichert daß, wenn er nicht Frau und Kinder daheim haͤtte, er der Verſuchung kaum wuͤrde haben wiederſtehen koͤn- nen, mit ihnen in ihr Land zuruͤck zu kehren. Jch begreife leicht, wie anziehend dieſe ungebun- dene Lebensart fuͤr den ſeyn muß, welcher die Sprache dieſer Voͤlker kennt, und ſeine Beduͤrf-
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gen mit Rum und gekochten Speiſen, und theil-
ten unſern Vorrath an Reis und Zwieback mit
ihnen, unſre Maͤnner gaben ihnen den groͤßten
Theil ihres Tabaks. Jch ſchmuͤckte die Weiber
mit allem, was ich an Glasperlen, einfachen
Ringen, Baͤndern und entbehrlichen Tuͤchern
beſaß; das Freundſchaftsbuͤndniß war in kurzen
auf das engſte geknuͤpft. Sie lagerten ſich in un-
ſerer Naͤhe, und geleiteten uns heute eine ganze
Strecke. Der Abſchied ſchien ihnen ſehr wehe
zu thun, doch troͤſteten ſie ſich mit der Hoffnung,
uns, bei unſerer Ruͤckkunft von dem großen
Waſſerfalle, wohin wir nach ihrer Meinung wall-
fahrten um den großen Geiſt anzubeten, wider
zu ſehn. Auch John war geruͤhrt bei dem Schei-
den von dieſen herzlichen Kindern der Natur,
und er hat mir nachher wiederholt verſichert daß,
wenn er nicht Frau und Kinder daheim haͤtte, er der
Verſuchung kaum wuͤrde haben wiederſtehen koͤn-
nen, mit ihnen in ihr Land zuruͤck zu kehren.
Jch begreife leicht, wie anziehend dieſe ungebun-
dene Lebensart fuͤr den ſeyn muß, welcher die
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/52>, abgerufen am 27.07.2024.
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