antreten. Jch habe mich mit einem kleinen Rei- seschreibzeuge versehen, und werde ein ordentli- ches, an Dich gerichtetes Tagebuch halten, wel- ches Du vielleicht einst erhältst. Mir hüpft das Herz vor Freude, bei dem Gedanken an diese Pilgerfahrt. Das neue, ungekannte Leben reizt mich, und ich werde diese Nacht kaum schla- fen können, wie die Kinder, welchen das ganze Le- ben meist noch fremd ist, schon vor einer Spa- zierfahrt nicht schlafen. O, wie ist man so selig wenn man noch Kind ist! da zieht uns nur der Blumenhügel an, welchen wir erreichen kön- nen, jetzt schließen kaum die blauen Berge und das Meer mein Sehnen ein.
Den 20sten Junius. Wir sind vor Tage aufgebrochen, um in der Morgenkühle zu reisen. Die Sonnen- hitze in den Mittagsstunden ist jetzt unerträg- lich, wir werden dann an einem schattigen Orte rasten, wo Wasser in der Nähe ist, und Weide für unsere Pferde. Heute trafen wir einige artige
antreten. Jch habe mich mit einem kleinen Rei- ſeſchreibzeuge verſehen, und werde ein ordentli- ches, an Dich gerichtetes Tagebuch halten, wel- ches Du vielleicht einſt erhaͤltſt. Mir huͤpft das Herz vor Freude, bei dem Gedanken an dieſe Pilgerfahrt. Das neue, ungekannte Leben reizt mich, und ich werde dieſe Nacht kaum ſchla- fen koͤnnen, wie die Kinder, welchen das ganze Le- ben meiſt noch fremd iſt, ſchon vor einer Spa- zierfahrt nicht ſchlafen. O, wie iſt man ſo ſelig wenn man noch Kind iſt! da zieht uns nur der Blumenhuͤgel an, welchen wir erreichen koͤn- nen, jetzt ſchließen kaum die blauen Berge und das Meer mein Sehnen ein.
Den 20ſten Junius. Wir ſind vor Tage aufgebrochen, um in der Morgenkuͤhle zu reiſen. Die Sonnen- hitze in den Mittagsſtunden iſt jetzt unertraͤg- lich, wir werden dann an einem ſchattigen Orte raſten, wo Waſſer in der Naͤhe iſt, und Weide fuͤr unſere Pferde. Heute trafen wir einige artige
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antreten. Jch habe mich mit einem kleinen Rei-
ſeſchreibzeuge verſehen, und werde ein ordentli-
ches, an Dich gerichtetes Tagebuch halten, wel-
ches Du vielleicht einſt erhaͤltſt. Mir huͤpft
das Herz vor Freude, bei dem Gedanken an
dieſe Pilgerfahrt. Das neue, ungekannte Leben
reizt mich, und ich werde dieſe Nacht kaum ſchla-
fen koͤnnen, wie die Kinder, welchen das ganze Le-
ben meiſt noch fremd iſt, ſchon vor einer Spa-
zierfahrt nicht ſchlafen. O, wie iſt man ſo ſelig
wenn man noch Kind iſt! da zieht uns nur der
Blumenhuͤgel an, welchen wir erreichen koͤn-
nen, jetzt ſchließen kaum die blauen Berge und
das Meer mein Sehnen ein.
Den 20ſten Junius.
Wir ſind vor Tage aufgebrochen, um in
der Morgenkuͤhle zu reiſen. Die Sonnen-
hitze in den Mittagsſtunden iſt jetzt unertraͤg-
lich, wir werden dann an einem ſchattigen Orte
raſten, wo Waſſer in der Naͤhe iſt, und Weide
fuͤr unſere Pferde. Heute trafen wir einige artige
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/46>, abgerufen am 16.02.2025.
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