mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be- sitze, habe ich durch Sie gerettet, und ich lege nur in so fern einigen Werth darauf; sonst weiß ich die Zufälligkeit der Erdengüter zu wür- digen, und schätze nichts als den Geist. Jch kenne den ihrigen, der meinige ist ihm ver- wandt. (Er rückte mir freudig näher.) Es gibt aber der verwandten Geister mehr, fuhr ich fort, und die ersten Bande, dürfen nicht durch spätere gelöset werden. Frühere Bande? rief er erschrocken. Nein, nein, unmöglich, wie hätten sie da ihr Vaterland so willig verlassen können, wie könnten sie in der Fremde so hei- ter seyn! Fremd ist mir der ganze Erdkreis, sagte ich, meine Heimath ist seit langer Zeit dort oben. Tod? fragte er, -- Tod, erwiederte ich, und nachdem ich mich etwas gefaßt hatte, erzählte ich ihm die Geschichte meines Her- zens. Er hörte mich mit Teilnahme an, und oft glänzten Thränen in seinen Augen. Wir schwiegen beide lange, nachdem ich geendet, dann beugte er sich über meine Hand, und als er sich wieder empor richtete, flog ein Schim- mer von Freude über sein Gesicht. Mit einem
mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be- ſitze, habe ich durch Sie gerettet, und ich lege nur in ſo fern einigen Werth darauf; ſonſt weiß ich die Zufaͤlligkeit der Erdenguͤter zu wuͤr- digen, und ſchaͤtze nichts als den Geiſt. Jch kenne den ihrigen, der meinige iſt ihm ver- wandt. (Er ruͤckte mir freudig naͤher.) Es gibt aber der verwandten Geiſter mehr, fuhr ich fort, und die erſten Bande, duͤrfen nicht durch ſpaͤtere geloͤſet werden. Fruͤhere Bande? rief er erſchrocken. Nein, nein, unmoͤglich, wie haͤtten ſie da ihr Vaterland ſo willig verlaſſen koͤnnen, wie koͤnnten ſie in der Fremde ſo hei- ter ſeyn! Fremd iſt mir der ganze Erdkreis, ſagte ich, meine Heimath iſt ſeit langer Zeit dort oben. Tod? fragte er, — Tod, erwiederte ich, und nachdem ich mich etwas gefaßt hatte, erzaͤhlte ich ihm die Geſchichte meines Her- zens. Er hoͤrte mich mit Teilnahme an, und oft glaͤnzten Thraͤnen in ſeinen Augen. Wir ſchwiegen beide lange, nachdem ich geendet, dann beugte er ſich uͤber meine Hand, und als er ſich wieder empor richtete, flog ein Schim- mer von Freude uͤber ſein Geſicht. Mit einem
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mit Jhnen reden. Alles was ich habe und be-
ſitze, habe ich durch Sie gerettet, und ich lege
nur in ſo fern einigen Werth darauf; ſonſt
weiß ich die Zufaͤlligkeit der Erdenguͤter zu wuͤr-
digen, und ſchaͤtze nichts als den Geiſt. Jch
kenne den ihrigen, der meinige iſt ihm ver-
wandt. (Er ruͤckte mir freudig naͤher.) Es
gibt aber der verwandten Geiſter mehr, fuhr
ich fort, und die erſten Bande, duͤrfen nicht
durch ſpaͤtere geloͤſet werden. Fruͤhere Bande?
rief er erſchrocken. Nein, nein, unmoͤglich, wie
haͤtten ſie da ihr Vaterland ſo willig verlaſſen
koͤnnen, wie koͤnnten ſie in der Fremde ſo hei-
ter ſeyn! Fremd iſt mir der ganze Erdkreis,
ſagte ich, meine Heimath iſt ſeit langer Zeit
dort oben. Tod? fragte er, — Tod, erwiederte
ich, und nachdem ich mich etwas gefaßt hatte,
erzaͤhlte ich ihm die Geſchichte meines Her-
zens. Er hoͤrte mich mit Teilnahme an, und
oft glaͤnzten Thraͤnen in ſeinen Augen. Wir
ſchwiegen beide lange, nachdem ich geendet,
dann beugte er ſich uͤber meine Hand, und als
er ſich wieder empor richtete, flog ein Schim-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/22>, abgerufen am 02.03.2025.
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