nem Geiste willkommen. Zwar schüttelt er oft ungeduldig die Schwingen, und will mich hin ziehen und tragen, zu jener erhabenen Bundes- stadt, wo sich das neue Kapitolium baut, zu Schutz und Huth der köstlichen Freiheit. Aber ach! die Gothen aus Albion, haben Frevlerhände, an die entstehenden Heiligthümer gelegt, und wei- len noch immer in die Nähe. Tief wird dieß hier empfunden, doch hofft man bald den Frieden hergestellt zu sehn, und die empfangenen Wun- den zu heilen. Wie aber auch Europa sich dage- gen sträuben mag, die neue Welt wird, in kur- zen, zur riesenstarken Manneskraft gelangen, und wehe Europa, wenn sie jemahls den Gedan- ken faßt, die Beleidigungen zu rächen, welche ihre Kindheit erfuhr. Nicht der Norden allein ist frei, auch im Süden schüttelt man die über- seeischen Ketten ab. Wenige Jahre noch, und das Panier der Freiheit weht von der Hudsons- bay bis zur Magellanischen Meerenge, und un- ter seinem Schatten blühen Wissenschaften und Künste, aus allen übrigen Weltgegenden dahin verpflanzt.
nem Geiſte willkommen. Zwar ſchuͤttelt er oft ungeduldig die Schwingen, und will mich hin ziehen und tragen, zu jener erhabenen Bundes- ſtadt, wo ſich das neue Kapitolium baut, zu Schutz und Huth der koͤſtlichen Freiheit. Aber ach! die Gothen aus Albion, haben Frevlerhaͤnde, an die entſtehenden Heiligthuͤmer gelegt, und wei- len noch immer in die Naͤhe. Tief wird dieß hier empfunden, doch hofft man bald den Frieden hergeſtellt zu ſehn, und die empfangenen Wun- den zu heilen. Wie aber auch Europa ſich dage- gen ſtraͤuben mag, die neue Welt wird, in kur- zen, zur rieſenſtarken Manneskraft gelangen, und wehe Europa, wenn ſie jemahls den Gedan- ken faßt, die Beleidigungen zu raͤchen, welche ihre Kindheit erfuhr. Nicht der Norden allein iſt frei, auch im Suͤden ſchuͤttelt man die uͤber- ſeeiſchen Ketten ab. Wenige Jahre noch, und das Panier der Freiheit weht von der Hudſons- bay bis zur Magellaniſchen Meerenge, und un- ter ſeinem Schatten bluͤhen Wiſſenſchaften und Kuͤnſte, aus allen uͤbrigen Weltgegenden dahin verpflanzt.
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nem Geiſte willkommen. Zwar ſchuͤttelt er oft
ungeduldig die Schwingen, und will mich hin
ziehen und tragen, zu jener erhabenen Bundes-
ſtadt, wo ſich das neue Kapitolium baut, zu
Schutz und Huth der koͤſtlichen Freiheit. Aber
ach! die Gothen aus Albion, haben Frevlerhaͤnde,
an die entſtehenden Heiligthuͤmer gelegt, und wei-
len noch immer in die Naͤhe. Tief wird dieß
hier empfunden, doch hofft man bald den Frieden
hergeſtellt zu ſehn, und die empfangenen Wun-
den zu heilen. Wie aber auch Europa ſich dage-
gen ſtraͤuben mag, die neue Welt wird, in kur-
zen, zur rieſenſtarken Manneskraft gelangen,
und wehe Europa, wenn ſie jemahls den Gedan-
ken faßt, die Beleidigungen zu raͤchen, welche
ihre Kindheit erfuhr. Nicht der Norden allein
iſt frei, auch im Suͤden ſchuͤttelt man die uͤber-
ſeeiſchen Ketten ab. Wenige Jahre noch, und
das Panier der Freiheit weht von der Hudſons-
bay bis zur Magellaniſchen Meerenge, und un-
ter ſeinem Schatten bluͤhen Wiſſenſchaften und
Kuͤnſte, aus allen uͤbrigen Weltgegenden dahin
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/20>, abgerufen am 16.02.2025.
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