diesem Tage aufs neue verlesen, und so soll dieser, uns allen merkwürdige, mir aber ins be- sondere beziehungsreiche Tag, auf ferne Zeiten hin geweiht werden. Dieser Gesetze, oder viel- mehr Grundsätze, einfach, wie unsere ganze Einrichtung, sind nur wenige. Sie bestehen in Anerkennung eines Einigen Gottes, welchen der menschliche Verstand sich nicht klar dar zu stellen vermag; sein Dienst ist, die Erhebung des Herzens zu ihm, die Ergebung in seinen Willen, Vertrauen, Dankbarkeit, gegen ihn, und das Streben gut und menschlich zu handeln; kein Götzendienst, kein Symbol soll die erha- bene Jdee des Einigen entweihen. Seine Pro- pheten und viele der Heiligen, waren achtungs- werthe Menschen deren Andenken uns theuer bleiben wird. Jn ihnen lebte die reine Jdee, mehr und minder klar, sie strebten, sie dem Volke mit zu theilen, welches sie aber nur we- nig verstand, und die reine Wahrheit bald wie- der mit bunten Zierrathen umhing; sogar den Propheten, welcher sich ihm zeigte, oder dessen Bild, höher hielt, als den Geist, den niemand
dieſem Tage aufs neue verleſen, und ſo ſoll dieſer, uns allen merkwuͤrdige, mir aber ins be- ſondere beziehungsreiche Tag, auf ferne Zeiten hin geweiht werden. Dieſer Geſetze, oder viel- mehr Grundſaͤtze, einfach, wie unſere ganze Einrichtung, ſind nur wenige. Sie beſtehen in Anerkennung eines Einigen Gottes, welchen der menſchliche Verſtand ſich nicht klar dar zu ſtellen vermag; ſein Dienſt iſt, die Erhebung des Herzens zu ihm, die Ergebung in ſeinen Willen, Vertrauen, Dankbarkeit, gegen ihn, und das Streben gut und menſchlich zu handeln; kein Goͤtzendienſt, kein Symbol ſoll die erha- bene Jdee des Einigen entweihen. Seine Pro- pheten und viele der Heiligen, waren achtungs- werthe Menſchen deren Andenken uns theuer bleiben wird. Jn ihnen lebte die reine Jdee, mehr und minder klar, ſie ſtrebten, ſie dem Volke mit zu theilen, welches ſie aber nur we- nig verſtand, und die reine Wahrheit bald wie- der mit bunten Zierrathen umhing; ſogar den Propheten, welcher ſich ihm zeigte, oder deſſen Bild, hoͤher hielt, als den Geiſt, den niemand
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dieſem Tage aufs neue verleſen, und ſo ſoll
dieſer, uns allen merkwuͤrdige, mir aber ins be-
ſondere beziehungsreiche Tag, auf ferne Zeiten
hin geweiht werden. Dieſer Geſetze, oder viel-
mehr Grundſaͤtze, einfach, wie unſere ganze
Einrichtung, ſind nur wenige. Sie beſtehen
in Anerkennung eines Einigen Gottes, welchen
der menſchliche Verſtand ſich nicht klar dar zu
ſtellen vermag; ſein Dienſt iſt, die Erhebung
des Herzens zu ihm, die Ergebung in ſeinen
Willen, Vertrauen, Dankbarkeit, gegen ihn, und
das Streben gut und menſchlich zu handeln;
kein Goͤtzendienſt, kein Symbol ſoll die erha-
bene Jdee des Einigen entweihen. Seine Pro-
pheten und viele der Heiligen, waren achtungs-
werthe Menſchen deren Andenken uns theuer
bleiben wird. Jn ihnen lebte die reine Jdee,
mehr und minder klar, ſie ſtrebten, ſie dem
Volke mit zu theilen, welches ſie aber nur we-
nig verſtand, und die reine Wahrheit bald wie-
der mit bunten Zierrathen umhing; ſogar den
Propheten, welcher ſich ihm zeigte, oder deſſen
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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