den. So sahen wir denn nur lauter wohlbe- kannte Gestalten, und hatten nichts kennen zu lernen, als die bleibenden Gegenstände. Kein Abschied soll in diesem glücklichen Erdstrich ge- hört werden, als einst der Abschied zur Reise in ein noch schöneres Land.
Mit freudiger Rührung führten die Männer jede Familie in ihr blüthenumranktes Haus. Hier zündeten wir ein kleines Feuer in dem Kamine an, warfen Weihrauch in die gastliche Flamme, umarmten uns, dankten laut dem Schöpfer der Welten, für dieß kleine Asyl, und flehten ihn, uns hier lange und glücklich ver- einigt zu erhalten. Dann traten wir alle aus unsern Hütten, und gingen vereinigt zu der gro- ßen Halle, welche die gemeinschaftliche Küche und den Versammlungssaal enthält. Auf dem Herde wurde das Feuer entzündet, Weihrauch und Mais hinein gestreut, und weihend der Herd mit Milch und Wein besprengt. Nun wurde das Mahl gemeinsam bereitet, und ge-
den. So ſahen wir denn nur lauter wohlbe- kannte Geſtalten, und hatten nichts kennen zu lernen, als die bleibenden Gegenſtaͤnde. Kein Abſchied ſoll in dieſem gluͤcklichen Erdſtrich ge- hoͤrt werden, als einſt der Abſchied zur Reiſe in ein noch ſchoͤneres Land.
Mit freudiger Ruͤhrung fuͤhrten die Maͤnner jede Familie in ihr bluͤthenumranktes Haus. Hier zuͤndeten wir ein kleines Feuer in dem Kamine an, warfen Weihrauch in die gaſtliche Flamme, umarmten uns, dankten laut dem Schoͤpfer der Welten, fuͤr dieß kleine Aſyl, und flehten ihn, uns hier lange und gluͤcklich ver- einigt zu erhalten. Dann traten wir alle aus unſern Huͤtten, und gingen vereinigt zu der gro- ßen Halle, welche die gemeinſchaftliche Kuͤche und den Verſammlungsſaal enthaͤlt. Auf dem Herde wurde das Feuer entzuͤndet, Weihrauch und Mais hinein geſtreut, und weihend der Herd mit Milch und Wein beſprengt. Nun wurde das Mahl gemeinſam bereitet, und ge-
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den. So ſahen wir denn nur lauter wohlbe-
kannte Geſtalten, und hatten nichts kennen zu
lernen, als die bleibenden Gegenſtaͤnde. Kein
Abſchied ſoll in dieſem gluͤcklichen Erdſtrich ge-
hoͤrt werden, als einſt der Abſchied zur Reiſe
in ein noch ſchoͤneres Land.
Mit freudiger Ruͤhrung fuͤhrten die Maͤnner
jede Familie in ihr bluͤthenumranktes Haus.
Hier zuͤndeten wir ein kleines Feuer in dem
Kamine an, warfen Weihrauch in die gaſtliche
Flamme, umarmten uns, dankten laut dem
Schoͤpfer der Welten, fuͤr dieß kleine Aſyl, und
flehten ihn, uns hier lange und gluͤcklich ver-
einigt zu erhalten. Dann traten wir alle aus
unſern Huͤtten, und gingen vereinigt zu der gro-
ßen Halle, welche die gemeinſchaftliche Kuͤche
und den Verſammlungsſaal enthaͤlt. Auf dem
Herde wurde das Feuer entzuͤndet, Weihrauch
und Mais hinein geſtreut, und weihend der
Herd mit Milch und Wein beſprengt. Nun
wurde das Mahl gemeinſam bereitet, und ge-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/110>, abgerufen am 16.02.2025.
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