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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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ehe dieser selige Rausch sich in Betrachtung der
neuen Gegenstände auflöste. Selbst die kältern
Deutschen, selbst die ungebildeten Schwarzen
theilten diese schwärmerische Freude, sie umarm-
ten einander und uns. Dieser Augenblick machte
uns zu einem Volke, aller Unterschied der Farbe,
der Heimath, der Bildung, war vernichtet, wir
wurden alle Brüder, mit gleichen Rechten und
gleichen Pflichten.

Nun ging der fröhliche Zug längs dem Ken-
tucky hin, welcher geraume Zeit unser Wegweiser
blieb. Erst am folgenden Morgen verließen
wir seine reichen Ufer, um durch einen Ahorn-
wald einen nähern Weg zu unsern Wohnungen
zu nehmen, welche wir im letzten Schimmer
der Abendsonne vor uns liegen sahen; Du kannst
daraus auf die Größe unseres Gebietes schlie-
ßen. Es wird gegen Norden vom Kentucky,
gegen Westen vom Ohio, gegen Süden vom
Schawanoe begränzt, im Ost-Nord schließt
eine Hügelkette, an welche sich eine undurch-
dringliche Waldung lehnt, in welcher noch
nie der Schall einer Axt gehört worden, und
deren Alter vielleicht bis zur jüngsten Umgestal-

ehe dieſer ſelige Rauſch ſich in Betrachtung der
neuen Gegenſtaͤnde aufloͤſte. Selbſt die kaͤltern
Deutſchen, ſelbſt die ungebildeten Schwarzen
theilten dieſe ſchwaͤrmeriſche Freude, ſie umarm-
ten einander und uns. Dieſer Augenblick machte
uns zu einem Volke, aller Unterſchied der Farbe,
der Heimath, der Bildung, war vernichtet, wir
wurden alle Bruͤder, mit gleichen Rechten und
gleichen Pflichten.

Nun ging der froͤhliche Zug laͤngs dem Ken-
tucky hin, welcher geraume Zeit unſer Wegweiſer
blieb. Erſt am folgenden Morgen verließen
wir ſeine reichen Ufer, um durch einen Ahorn-
wald einen naͤhern Weg zu unſern Wohnungen
zu nehmen, welche wir im letzten Schimmer
der Abendſonne vor uns liegen ſahen; Du kannſt
daraus auf die Groͤße unſeres Gebietes ſchlie-
ßen. Es wird gegen Norden vom Kentucky,
gegen Weſten vom Ohio, gegen Suͤden vom
Schawanoe begraͤnzt, im Oſt-Nord ſchließt
eine Huͤgelkette, an welche ſich eine undurch-
dringliche Waldung lehnt, in welcher noch
nie der Schall einer Axt gehoͤrt worden, und
deren Alter vielleicht bis zur juͤngſten Umgeſtal-

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[98/0108] ehe dieſer ſelige Rauſch ſich in Betrachtung der neuen Gegenſtaͤnde aufloͤſte. Selbſt die kaͤltern Deutſchen, ſelbſt die ungebildeten Schwarzen theilten dieſe ſchwaͤrmeriſche Freude, ſie umarm- ten einander und uns. Dieſer Augenblick machte uns zu einem Volke, aller Unterſchied der Farbe, der Heimath, der Bildung, war vernichtet, wir wurden alle Bruͤder, mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten. Nun ging der froͤhliche Zug laͤngs dem Ken- tucky hin, welcher geraume Zeit unſer Wegweiſer blieb. Erſt am folgenden Morgen verließen wir ſeine reichen Ufer, um durch einen Ahorn- wald einen naͤhern Weg zu unſern Wohnungen zu nehmen, welche wir im letzten Schimmer der Abendſonne vor uns liegen ſahen; Du kannſt daraus auf die Groͤße unſeres Gebietes ſchlie- ßen. Es wird gegen Norden vom Kentucky, gegen Weſten vom Ohio, gegen Suͤden vom Schawanoe begraͤnzt, im Oſt-Nord ſchließt eine Huͤgelkette, an welche ſich eine undurch- dringliche Waldung lehnt, in welcher noch nie der Schall einer Axt gehoͤrt worden, und deren Alter vielleicht bis zur juͤngſten Umgeſtal-

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/108>, abgerufen am 09.11.2024.