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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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wie wir unsere Landschaft getauft haben, um
es nimmer wieder zu verlassen. Möchte es
doch, wie jenes Eldorado des Kandide, jedem
Fremden unauffindbar seyn! Zwar wird er
dort keine Goldstücke, keine Rubinen zu entwen-
den finden, aber er würde die Ruhe und den
Frieden unterbrechen, welche dort ihren Wohnsitz
aufschlagen werden. Fern von dem unruhigen
Treiben der Welt, werden unsere Tage dahin
fließen, wie der Wiesenbach dessen Wellen, kein
Sturm empört; kein Ehrgeiz kein Gelddurst:
wird unsre Herzen bewegen, welche nur für die
Liebe und die sanften Gefühle der Freundschaft
schlagen; politische Meinungen werden uns so
fremd seyn, als Religionsstreitigkeiten; keine Mo-
dethorheit wird uns berühren, kein Nichter
Streitigkeiten veranlassen, kein Fürst Befehle
ertheilen, kein Priester unsern Glauben meistern.
Das goldene patriarchalische Daseyn hebt für
uns an, wo alle Menschen Brüder waren; und
welchen Schatz von Kenntnissen und Fertigkeiten
nehmen wir mit in dieses Leben hinüber! Wie
doch so anders muß es sich gestalten, als in
jener Urzeit menschlicher Kindheit.



wie wir unſere Landſchaft getauft haben, um
es nimmer wieder zu verlaſſen. Moͤchte es
doch, wie jenes Eldorado des Kandide, jedem
Fremden unauffindbar ſeyn! Zwar wird er
dort keine Goldſtuͤcke, keine Rubinen zu entwen-
den finden, aber er wuͤrde die Ruhe und den
Frieden unterbrechen, welche dort ihren Wohnſitz
aufſchlagen werden. Fern von dem unruhigen
Treiben der Welt, werden unſere Tage dahin
fließen, wie der Wieſenbach deſſen Wellen, kein
Sturm empoͤrt; kein Ehrgeiz kein Gelddurſt:
wird unſre Herzen bewegen, welche nur fuͤr die
Liebe und die ſanften Gefuͤhle der Freundſchaft
ſchlagen; politiſche Meinungen werden uns ſo
fremd ſeyn, als Religionsſtreitigkeiten; keine Mo-
dethorheit wird uns beruͤhren, kein Nichter
Streitigkeiten veranlaſſen, kein Fuͤrſt Befehle
ertheilen, kein Prieſter unſern Glauben meiſtern.
Das goldene patriarchaliſche Daſeyn hebt fuͤr
uns an, wo alle Menſchen Bruͤder waren; und
welchen Schatz von Kenntniſſen und Fertigkeiten
nehmen wir mit in dieſes Leben hinuͤber! Wie
doch ſo anders muß es ſich geſtalten, als in
jener Urzeit menſchlicher Kindheit.



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[95/0105] wie wir unſere Landſchaft getauft haben, um es nimmer wieder zu verlaſſen. Moͤchte es doch, wie jenes Eldorado des Kandide, jedem Fremden unauffindbar ſeyn! Zwar wird er dort keine Goldſtuͤcke, keine Rubinen zu entwen- den finden, aber er wuͤrde die Ruhe und den Frieden unterbrechen, welche dort ihren Wohnſitz aufſchlagen werden. Fern von dem unruhigen Treiben der Welt, werden unſere Tage dahin fließen, wie der Wieſenbach deſſen Wellen, kein Sturm empoͤrt; kein Ehrgeiz kein Gelddurſt: wird unſre Herzen bewegen, welche nur fuͤr die Liebe und die ſanften Gefuͤhle der Freundſchaft ſchlagen; politiſche Meinungen werden uns ſo fremd ſeyn, als Religionsſtreitigkeiten; keine Mo- dethorheit wird uns beruͤhren, kein Nichter Streitigkeiten veranlaſſen, kein Fuͤrſt Befehle ertheilen, kein Prieſter unſern Glauben meiſtern. Das goldene patriarchaliſche Daſeyn hebt fuͤr uns an, wo alle Menſchen Bruͤder waren; und welchen Schatz von Kenntniſſen und Fertigkeiten nehmen wir mit in dieſes Leben hinuͤber! Wie doch ſo anders muß es ſich geſtalten, als in jener Urzeit menſchlicher Kindheit.

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/105>, abgerufen am 21.11.2024.