Erbe, mit allen Zeichen der Werthschätzung em- pfangen, bei Hofe vorgestellt, bewundert und mit Schmeicheleten überhäuft. Die Frauen fanden ihn unbeschreiblich schön, den Männern gebot er Ehrfurcht, ein Theil der jüngern, nicht sehr be- günstigten, schloß sich mit Begeisternng an ihn an. Der Oheim that zweckmäßige Schritte, und er- hielt die sehr nahe Aussicht zu einer ansehnlichen Hofbedienung für ihn. Mein Vater liebte aber den Hof nicht, so wenig man auch hinter sei- nem gefälligen, zarten Benehmen, welches der Abdruck seines menschenfreundlichen Herzens war, seine Abneigung ahndete. Der Oheim war höchst unangenehm überrascht, als ihm mein Vater mit Festigkeit erklärte, er werde sich niemahls an den Hof fesseln. Nun bestand der Oheim darauf, ihm ein Regiement zu kaufen. Mein Vater unterdrückte die Aeußerungen seiner Ge- danken über dieses unrechtmäßige Verfahren, und weigerte sich gleichfalls, scheinbar aus dem Grunde, weil er den Soldatenstand nicht liebe. Man fand diese Abneigung höchst ungereimt an einem jungen Helden, der nur eben mit fri- schen Lorbern heimgekehrt war. Mein Vater aber
Erbe, mit allen Zeichen der Werthſchaͤtzung em- pfangen, bei Hofe vorgeſtellt, bewundert und mit Schmeicheleten uͤberhaͤuft. Die Frauen fanden ihn unbeſchreiblich ſchoͤn, den Maͤnnern gebot er Ehrfurcht, ein Theil der juͤngern, nicht ſehr be- guͤnſtigten, ſchloß ſich mit Begeiſternng an ihn an. Der Oheim that zweckmaͤßige Schritte, und er- hielt die ſehr nahe Ausſicht zu einer anſehnlichen Hofbedienung fuͤr ihn. Mein Vater liebte aber den Hof nicht, ſo wenig man auch hinter ſei- nem gefaͤlligen, zarten Benehmen, welches der Abdruck ſeines menſchenfreundlichen Herzens war, ſeine Abneigung ahndete. Der Oheim war hoͤchſt unangenehm uͤberraſcht, als ihm mein Vater mit Feſtigkeit erklaͤrte, er werde ſich niemahls an den Hof feſſeln. Nun beſtand der Oheim darauf, ihm ein Regiement zu kaufen. Mein Vater unterdruͤckte die Aeußerungen ſeiner Ge- danken uͤber dieſes unrechtmaͤßige Verfahren, und weigerte ſich gleichfalls, ſcheinbar aus dem Grunde, weil er den Soldatenſtand nicht liebe. Man fand dieſe Abneigung hoͤchſt ungereimt an einem jungen Helden, der nur eben mit fri- ſchen Lorbern heimgekehrt war. Mein Vater aber
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Erbe, mit allen Zeichen der Werthſchaͤtzung em-
pfangen, bei Hofe vorgeſtellt, bewundert und mit
Schmeicheleten uͤberhaͤuft. Die Frauen fanden
ihn unbeſchreiblich ſchoͤn, den Maͤnnern gebot er
Ehrfurcht, ein Theil der juͤngern, nicht ſehr be-
guͤnſtigten, ſchloß ſich mit Begeiſternng an ihn an.
Der Oheim that zweckmaͤßige Schritte, und er-
hielt die ſehr nahe Ausſicht zu einer anſehnlichen
Hofbedienung fuͤr ihn. Mein Vater liebte aber
den Hof nicht, ſo wenig man auch hinter ſei-
nem gefaͤlligen, zarten Benehmen, welches der
Abdruck ſeines menſchenfreundlichen Herzens war,
ſeine Abneigung ahndete. Der Oheim war hoͤchſt
unangenehm uͤberraſcht, als ihm mein Vater
mit Feſtigkeit erklaͤrte, er werde ſich niemahls
an den Hof feſſeln. Nun beſtand der Oheim
darauf, ihm ein Regiement zu kaufen. Mein
Vater unterdruͤckte die Aeußerungen ſeiner Ge-
danken uͤber dieſes unrechtmaͤßige Verfahren,
und weigerte ſich gleichfalls, ſcheinbar aus dem
Grunde, weil er den Soldatenſtand nicht liebe.
Man fand dieſe Abneigung hoͤchſt ungereimt
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/29>, abgerufen am 01.03.2025.
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