Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.seinen Geschmack. Nachdem sie ihn so einige Tage ſeinen Geſchmack. Nachdem ſie ihn ſo einige Tage <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0211" n="193[201]"/> ſeinen Geſchmack. Nachdem ſie ihn ſo einige Tage<lb/> ſicher gemacht hatte, miſchte ſie eines Abends<lb/> einen leichten Schlaftrunk unter den Wein, deſ-<lb/> ſen Wirkung ſchnell aber nur von kurzer Dauer<lb/> ſeyn ſollte, und erquickte beim Nachhauſekom-<lb/> men den wartenden. Jch war durch einige<lb/> Winke benachrichtiget und lag wachend in mei-<lb/> nem Bette. Schnell ſtand ich auf, warf nur<lb/> eine Unterkleidung uͤber, huͤllte mich in ein gro-<lb/> ßes Tuch, und ſo ſchlichen wir behuthſam die<lb/> Treppe hinab. Der Schweizer lag gluͤcklich im<lb/> tiefſten Schlaf, Mannon nahm den Schluͤſſel, oͤff-<lb/> nete, und wir erreichten gluͤcklich die Gaſſe. An der<lb/> naͤchſten Ecke erwartete uns Antoine mit einem<lb/> Wagen. Mannon hatte fuͤr Kleider, Antoine<lb/> fuͤr einen Paß, auf ſich und zwei Toͤchter lau-<lb/> tend, geſorgt. So kamen wir ohne Hinderniß<lb/> aus den Barrieren, und ich athmete tief auf,<lb/> als die Steinmaſſe hinter mir lag, welche fuͤr<lb/> mich ein Gefaͤngniß geweſen war. Vergib mir,<lb/> theure Adele, es that mir wohl wehe, Dich ver-<lb/> laſſen zu muͤſſen, aber das Gefuͤhl der Freiheit<lb/> uͤberwog jede andre Empfindung. Selbſt mei-<lb/> nen großen Verluſt und das Ungluͤck meines<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [193[201]/0211]
ſeinen Geſchmack. Nachdem ſie ihn ſo einige Tage
ſicher gemacht hatte, miſchte ſie eines Abends
einen leichten Schlaftrunk unter den Wein, deſ-
ſen Wirkung ſchnell aber nur von kurzer Dauer
ſeyn ſollte, und erquickte beim Nachhauſekom-
men den wartenden. Jch war durch einige
Winke benachrichtiget und lag wachend in mei-
nem Bette. Schnell ſtand ich auf, warf nur
eine Unterkleidung uͤber, huͤllte mich in ein gro-
ßes Tuch, und ſo ſchlichen wir behuthſam die
Treppe hinab. Der Schweizer lag gluͤcklich im
tiefſten Schlaf, Mannon nahm den Schluͤſſel, oͤff-
nete, und wir erreichten gluͤcklich die Gaſſe. An der
naͤchſten Ecke erwartete uns Antoine mit einem
Wagen. Mannon hatte fuͤr Kleider, Antoine
fuͤr einen Paß, auf ſich und zwei Toͤchter lau-
tend, geſorgt. So kamen wir ohne Hinderniß
aus den Barrieren, und ich athmete tief auf,
als die Steinmaſſe hinter mir lag, welche fuͤr
mich ein Gefaͤngniß geweſen war. Vergib mir,
theure Adele, es that mir wohl wehe, Dich ver-
laſſen zu muͤſſen, aber das Gefuͤhl der Freiheit
uͤberwog jede andre Empfindung. Selbſt mei-
nen großen Verluſt und das Ungluͤck meines
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