Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.mein Vorhaben zu entdecken. Die Schlauheit mein Vorhaben zu entdecken. Die Schlauheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="192[200]"/> mein Vorhaben zu entdecken. Die Schlauheit<lb/> des Maͤdchens glich ihrer Treue; ſie war ſchnell<lb/> orientirt, und ſpielte ihre Rolle vortrefflich, denn<lb/> auch ſie ſehnte ſich eben ſo nach den Blumenufern<lb/> der Durance zuruͤck, als ich mich nach Freiheit.<lb/> Reichlich durch mich mit Geld verſohen, fing ſie<lb/> ihr Spiel damit an, daß ſie ſich ſehr ſchau-<lb/> und tanzluſtig ſtellte, und mit einigen Bedienten<lb/> der Nachbarſchaft die oͤffentlichen Oerter beſuchte,<lb/> woruͤber ſie einige Mahl ſich meine Mißbilligung<lb/> und ernſtliche Verweiſe deiner Mutter zuzog.<lb/> So bald ſie ſich in dieſes Licht geſtellt hatte, nuͤtzte<lb/> ſie die angenommene Meinnng uͤber ihre Gaͤnge,<lb/> um Antoine aufzuſuchen, und alles mit ihm zu<lb/> verabreden. Sie kam oft ſpaͤt nach Hauſe, wo-<lb/> bei ſie ſich immer von einem jungen Menſchen be-<lb/> gleiten ließ, und dann dem aufſchließenden Schwei-<lb/> zer ſchmeichelte, damit er ihr ſpaͤtes Ausbleiben ver-<lb/> ſchweigen ſolle. Jhn zu beſchwichtigen, brachte ſie<lb/> ihm mehrere Abende nach einander ein Flaͤſchchen<lb/> Madera mit, welches ihr, wie ſie ſagte, ihr Liebha-<lb/> ber verehrt habe, der die Aufſicht uͤber ſeines Herrn<lb/> Weinkeller fuͤhre; der Wein ſey ihr zu hitzig meinte<lb/> ſie, der Schweizer fand ihn dagegen ſehr nach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192[200]/0210]
mein Vorhaben zu entdecken. Die Schlauheit
des Maͤdchens glich ihrer Treue; ſie war ſchnell
orientirt, und ſpielte ihre Rolle vortrefflich, denn
auch ſie ſehnte ſich eben ſo nach den Blumenufern
der Durance zuruͤck, als ich mich nach Freiheit.
Reichlich durch mich mit Geld verſohen, fing ſie
ihr Spiel damit an, daß ſie ſich ſehr ſchau-
und tanzluſtig ſtellte, und mit einigen Bedienten
der Nachbarſchaft die oͤffentlichen Oerter beſuchte,
woruͤber ſie einige Mahl ſich meine Mißbilligung
und ernſtliche Verweiſe deiner Mutter zuzog.
So bald ſie ſich in dieſes Licht geſtellt hatte, nuͤtzte
ſie die angenommene Meinnng uͤber ihre Gaͤnge,
um Antoine aufzuſuchen, und alles mit ihm zu
verabreden. Sie kam oft ſpaͤt nach Hauſe, wo-
bei ſie ſich immer von einem jungen Menſchen be-
gleiten ließ, und dann dem aufſchließenden Schwei-
zer ſchmeichelte, damit er ihr ſpaͤtes Ausbleiben ver-
ſchweigen ſolle. Jhn zu beſchwichtigen, brachte ſie
ihm mehrere Abende nach einander ein Flaͤſchchen
Madera mit, welches ihr, wie ſie ſagte, ihr Liebha-
ber verehrt habe, der die Aufſicht uͤber ſeines Herrn
Weinkeller fuͤhre; der Wein ſey ihr zu hitzig meinte
ſie, der Schweizer fand ihn dagegen ſehr nach
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