Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.Für den Augenblick gab ich der Nothwen- Fuͤr den Augenblick gab ich der Nothwen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0201" n="191"/> <p>Fuͤr den Augenblick gab ich der Nothwen-<lb/> digkeit nach, und ließ mich einfuͤhren in dieſe<lb/> fremde Welt. Jhr alle waret nun voll Beſorg-<lb/> niß fuͤr mein erſtes Auftreten, und eifrig be-<lb/> muͤht, mir Muth ein zu ſprechen. Jch mußte in-<lb/> nerlich laͤcheln, denn er fehlte mir nicht. Wohl<lb/> fuͤhlte ich Widerſtreben, aber keine Aengſtlich-<lb/> keit. Was euch imponirte ließ mich im Gleich-<lb/> gewicht. Auch ſchien man allgemein uͤberraſcht<lb/> von meiner ruhigen Beſonnenheit. Jch war<lb/> in den ſpiegelglatten Saͤlen des Hofes, unter<lb/> hoffaͤhige Leute, mit meinem ſicheren Gange,<lb/> eine fremde Erſcheinung. Aber wie faſt immer<lb/> das Fremde Gluͤck macht, ſo wurde auch ich nicht<lb/> unguͤnſtig aufgenommen, ja es haͤtte vielleicht<lb/> nur bei mir geſtanden, zu einer gewiſſen Be-<lb/> ruͤhmtheit zu gelangen, wenigſtens unterhielt<lb/> mich Dein Bruder unaufhoͤrlich von dem glaͤn-<lb/> zenden Eindruck, welchen ich gemacht; mir wurde<lb/> aber mein Gluͤck mit jedem Tage unertraͤglicher.<lb/> Es war mir gleich unmoͤglich die Maske der Un-<lb/> terwuͤrfigkeit vor zu nehmen, oder in Schmaͤhungen<lb/> gegen die verfloſſenen Zeiten einzuſtimmen. Die<lb/> ewig witzelnde, ſchaale Unterhaltung, welche, in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [191/0201]
Fuͤr den Augenblick gab ich der Nothwen-
digkeit nach, und ließ mich einfuͤhren in dieſe
fremde Welt. Jhr alle waret nun voll Beſorg-
niß fuͤr mein erſtes Auftreten, und eifrig be-
muͤht, mir Muth ein zu ſprechen. Jch mußte in-
nerlich laͤcheln, denn er fehlte mir nicht. Wohl
fuͤhlte ich Widerſtreben, aber keine Aengſtlich-
keit. Was euch imponirte ließ mich im Gleich-
gewicht. Auch ſchien man allgemein uͤberraſcht
von meiner ruhigen Beſonnenheit. Jch war
in den ſpiegelglatten Saͤlen des Hofes, unter
hoffaͤhige Leute, mit meinem ſicheren Gange,
eine fremde Erſcheinung. Aber wie faſt immer
das Fremde Gluͤck macht, ſo wurde auch ich nicht
unguͤnſtig aufgenommen, ja es haͤtte vielleicht
nur bei mir geſtanden, zu einer gewiſſen Be-
ruͤhmtheit zu gelangen, wenigſtens unterhielt
mich Dein Bruder unaufhoͤrlich von dem glaͤn-
zenden Eindruck, welchen ich gemacht; mir wurde
aber mein Gluͤck mit jedem Tage unertraͤglicher.
Es war mir gleich unmoͤglich die Maske der Un-
terwuͤrfigkeit vor zu nehmen, oder in Schmaͤhungen
gegen die verfloſſenen Zeiten einzuſtimmen. Die
ewig witzelnde, ſchaale Unterhaltung, welche, in
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