Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.mit Trunkenheit, bis sich Wehmuth unsrer ge- Jm Hotel angelangt, führte mich deine Mut- mit Trunkenheit, bis ſich Wehmuth unſrer ge- Jm Hotel angelangt, fuͤhrte mich deine Mut- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0194" n="184"/> mit Trunkenheit, bis ſich Wehmuth unſrer ge-<lb/> meinſchaftlich bemaͤchtigte. Nachdem wir lange<lb/> mit einander geweint und geklagt hatten, kuͤndigte<lb/> mir Deine Mutter an, daß ſie mich am folgenden<lb/> Morgen abholen wuͤrde, und daß ich in ihrem<lb/> Hotel wohnen ſollte. Jch verſprach bereit zu<lb/> ſeyn, ob ich gleich eine dunckle Abneigung dagegen<lb/> in mir ſpuͤrte. Meine guten Hausgenoſſen hoͤr-<lb/> ten mit Betruͤbniß von dieſer Veraͤndrung. Der<lb/> Glanz eurer Erſcheinung, und der Titel Graͤfinn,<lb/> unter welchem Deine Mutter von mir zu ihnen<lb/> ſprach, hatte die armen Leute ganz ſchuͤchtern<lb/> gemacht. Es koſtete mir viele Muͤhe ſie zu uͤberzeu-<lb/> gen daß ich die alte Virginia ſey, und bleiben<lb/> wolle. Sie weinten alle recht herzlich, als ich<lb/> am andern Tage mit Deiner Mutter davon fuhr.</p><lb/> <p>Jm Hotel angelangt, fuͤhrte mich deine Mut-<lb/> ter in ihr Kabinett, und nachdem ſie mich zaͤrtlich<lb/> umarmt, und mir ihre muͤtterliche Liebe zugeſichert<lb/> hatte, machte ſie mir bekannt, daß ſie mich<lb/> ihrem Gemahl, dem Herzoge, vorſtellen werde,<lb/> mit welchem ſie ſchon meinetwegen geſprochen,<lb/> und ihn zu meinem Vortheil geſtimmt habe. Jch<lb/> kann es Dir unmoͤglich beſchreiben, welchen wi-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0194]
mit Trunkenheit, bis ſich Wehmuth unſrer ge-
meinſchaftlich bemaͤchtigte. Nachdem wir lange
mit einander geweint und geklagt hatten, kuͤndigte
mir Deine Mutter an, daß ſie mich am folgenden
Morgen abholen wuͤrde, und daß ich in ihrem
Hotel wohnen ſollte. Jch verſprach bereit zu
ſeyn, ob ich gleich eine dunckle Abneigung dagegen
in mir ſpuͤrte. Meine guten Hausgenoſſen hoͤr-
ten mit Betruͤbniß von dieſer Veraͤndrung. Der
Glanz eurer Erſcheinung, und der Titel Graͤfinn,
unter welchem Deine Mutter von mir zu ihnen
ſprach, hatte die armen Leute ganz ſchuͤchtern
gemacht. Es koſtete mir viele Muͤhe ſie zu uͤberzeu-
gen daß ich die alte Virginia ſey, und bleiben
wolle. Sie weinten alle recht herzlich, als ich
am andern Tage mit Deiner Mutter davon fuhr.
Jm Hotel angelangt, fuͤhrte mich deine Mut-
ter in ihr Kabinett, und nachdem ſie mich zaͤrtlich
umarmt, und mir ihre muͤtterliche Liebe zugeſichert
hatte, machte ſie mir bekannt, daß ſie mich
ihrem Gemahl, dem Herzoge, vorſtellen werde,
mit welchem ſie ſchon meinetwegen geſprochen,
und ihn zu meinem Vortheil geſtimmt habe. Jch
kann es Dir unmoͤglich beſchreiben, welchen wi-
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