hoffte er den Ruhm und die Freiheit seines Vaterlandes erkämpft zu haben. Es ist vorbei!
Jch drückte heftig das blutbefleckte Andenken an meinen Mund, und sank vor Schmerz zu- sammen. Die Frauen eilten mir zur Hülfe. Auf ihre Fragen erfuhren wir, ach nur zu früh! die fernern Begebenheiten. Man hatte schimpf- lich kapitulirt. Frankreichs Ehre und die Kaiser- krone wankten; so viel vernahm ich. Mein Fräu- lein rief der junge Pohle und drückte meine kalte Hand an seine Brust, ich war sehr kühn, und hegte eine große Hoffnung! Ein Tranm er war zu schön! ich bin herabgestürzt aus allen meinen Himmeln. Verlassen muß ich die kaum Gefun- dene, zu ihm ruft mich die Pflicht, er bleibt mein Herr, ihn wählte ich mir zum Stern! der Tod nur trennt mein Schicksal von dem seinen.
Jch ermannte mich auf einen Augenblick, das Feuer des Jünglings regte meine Lebens- kraft ein wenig auf. Gehen sie, sagte ich, gehen sie, wohin Pflicht und Ehre sie rufen, meine Achtung begleitet sie. Jch neigte mich zu ihm nieder, er drückte mich leidenschaftlich an seine Brust. Jch gehe um ihrer werth zu bleiben,
hoffte er den Ruhm und die Freiheit ſeines Vaterlandes erkaͤmpft zu haben. Es iſt vorbei!
Jch druͤckte heftig das blutbefleckte Andenken an meinen Mund, und ſank vor Schmerz zu- ſammen. Die Frauen eilten mir zur Huͤlfe. Auf ihre Fragen erfuhren wir, ach nur zu fruͤh! die fernern Begebenheiten. Man hatte ſchimpf- lich kapitulirt. Frankreichs Ehre und die Kaiſer- krone wankten; ſo viel vernahm ich. Mein Fraͤu- lein rief der junge Pohle und druͤckte meine kalte Hand an ſeine Bruſt, ich war ſehr kuͤhn, und hegte eine große Hoffnung! Ein Tranm er war zu ſchoͤn! ich bin herabgeſtuͤrzt aus allen meinen Himmeln. Verlaſſen muß ich die kaum Gefun- dene, zu ihm ruft mich die Pflicht, er bleibt mein Herr, ihn waͤhlte ich mir zum Stern! der Tod nur trennt mein Schickſal von dem ſeinen.
Jch ermannte mich auf einen Augenblick, das Feuer des Juͤnglings regte meine Lebens- kraft ein wenig auf. Gehen ſie, ſagte ich, gehen ſie, wohin Pflicht und Ehre ſie rufen, meine Achtung begleitet ſie. Jch neigte mich zu ihm nieder, er druͤckte mich leidenſchaftlich an ſeine Bruſt. Jch gehe um ihrer werth zu bleiben,
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hoffte er den Ruhm und die Freiheit ſeines
Vaterlandes erkaͤmpft zu haben. Es iſt vorbei!
Jch druͤckte heftig das blutbefleckte Andenken
an meinen Mund, und ſank vor Schmerz zu-
ſammen. Die Frauen eilten mir zur Huͤlfe.
Auf ihre Fragen erfuhren wir, ach nur zu fruͤh!
die fernern Begebenheiten. Man hatte ſchimpf-
lich kapitulirt. Frankreichs Ehre und die Kaiſer-
krone wankten; ſo viel vernahm ich. Mein Fraͤu-
lein rief der junge Pohle und druͤckte meine kalte
Hand an ſeine Bruſt, ich war ſehr kuͤhn, und
hegte eine große Hoffnung! Ein Tranm er war
zu ſchoͤn! ich bin herabgeſtuͤrzt aus allen meinen
Himmeln. Verlaſſen muß ich die kaum Gefun-
dene, zu ihm ruft mich die Pflicht, er bleibt
mein Herr, ihn waͤhlte ich mir zum Stern! der
Tod nur trennt mein Schickſal von dem ſeinen.
Jch ermannte mich auf einen Augenblick,
das Feuer des Juͤnglings regte meine Lebens-
kraft ein wenig auf. Gehen ſie, ſagte ich, gehen
ſie, wohin Pflicht und Ehre ſie rufen, meine
Achtung begleitet ſie. Jch neigte mich zu ihm
nieder, er druͤckte mich leidenſchaftlich an ſeine
Bruſt. Jch gehe um ihrer werth zu bleiben,
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/185>, abgerufen am 16.02.2025.
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