der reinste Wille immer die einzig sichre Richt- schnur; auch ich folge ihr, der Ausgang steht bei dir. Segne mein Vaterland! doch muß es jetzt untergehen zum Wohl künftiger Geschlech- ter, zum Wohl der ganzen Menschheit, so gib uns zur Entsagung Kraft, und laß uns edel fallen.
Er erhob sich muthig, und zog auch mich in seine Arme empor. Wir gingen gestärkt und mit neuen Vertrauen in unsre Wohnung zurück, um uns durch Ruhe zu kräftigen für den schmerz- lichen Abschied.
Weinend umringten uns am Morgen die Be- wohner der umliegenden Gegend. Es war eine einzige große Familie welche von ihrem Vater Abschied nahm. Segenswünsche erfüllten die Luft; die junge Mannschaft welche freiwillig Dienste nehmen wollte, stand ebenfalls bereit, sie hatte sich beritten gemacht und wollte uns be- gleiten, doch nur unter meines Vaters Anfüh- rung fechten. Die Greise gaben den Jünglingen kräftige Ermahnungen mit, und selbst die Müt- ter zitterten nicht für das Leben ihrer Söhne, son- dern empfahlen ihnen nur Sorgfalt für die Erhal- tung ihres guten Herrn. Beschützet unsern Va-
Erster Theil. [11]
der reinſte Wille immer die einzig ſichre Richt- ſchnur; auch ich folge ihr, der Ausgang ſteht bei dir. Segne mein Vaterland! doch muß es jetzt untergehen zum Wohl kuͤnftiger Geſchlech- ter, zum Wohl der ganzen Menſchheit, ſo gib uns zur Entſagung Kraft, und laß uns edel fallen.
Er erhob ſich muthig, und zog auch mich in ſeine Arme empor. Wir gingen geſtaͤrkt und mit neuen Vertrauen in unſre Wohnung zuruͤck, um uns durch Ruhe zu kraͤftigen fuͤr den ſchmerz- lichen Abſchied.
Weinend umringten uns am Morgen die Be- wohner der umliegenden Gegend. Es war eine einzige große Familie welche von ihrem Vater Abſchied nahm. Segenswuͤnſche erfuͤllten die Luft; die junge Mannſchaft welche freiwillig Dienſte nehmen wollte, ſtand ebenfalls bereit, ſie hatte ſich beritten gemacht und wollte uns be- gleiten, doch nur unter meines Vaters Anfuͤh- rung fechten. Die Greiſe gaben den Juͤnglingen kraͤftige Ermahnungen mit, und ſelbſt die Muͤt- ter zitterten nicht fuͤr das Leben ihrer Soͤhne, ſon- dern empfahlen ihnen nur Sorgfalt fuͤr die Erhal- tung ihres guten Herrn. Beſchuͤtzet unſern Va-
Erſter Theil. [11]
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der reinſte Wille immer die einzig ſichre Richt-
ſchnur; auch ich folge ihr, der Ausgang ſteht
bei dir. Segne mein Vaterland! doch muß
es jetzt untergehen zum Wohl kuͤnftiger Geſchlech-
ter, zum Wohl der ganzen Menſchheit, ſo gib
uns zur Entſagung Kraft, und laß uns edel fallen.
Er erhob ſich muthig, und zog auch mich
in ſeine Arme empor. Wir gingen geſtaͤrkt und
mit neuen Vertrauen in unſre Wohnung zuruͤck,
um uns durch Ruhe zu kraͤftigen fuͤr den ſchmerz-
lichen Abſchied.
Weinend umringten uns am Morgen die Be-
wohner der umliegenden Gegend. Es war eine
einzige große Familie welche von ihrem Vater
Abſchied nahm. Segenswuͤnſche erfuͤllten die
Luft; die junge Mannſchaft welche freiwillig
Dienſte nehmen wollte, ſtand ebenfalls bereit,
ſie hatte ſich beritten gemacht und wollte uns be-
gleiten, doch nur unter meines Vaters Anfuͤh-
rung fechten. Die Greiſe gaben den Juͤnglingen
kraͤftige Ermahnungen mit, und ſelbſt die Muͤt-
ter zitterten nicht fuͤr das Leben ihrer Soͤhne, ſon-
dern empfahlen ihnen nur Sorgfalt fuͤr die Erhal-
tung ihres guten Herrn. Beſchuͤtzet unſern Va-
Erſter Theil. [11]
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/171>, abgerufen am 16.02.2025.
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