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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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ken, als es wohl Völker erschreckt, welche lange
der Ruhe des Friedens genossen. Frankreich war
im Jnnren glücklich, und blickte, vertrauend und
sicher, auf seinen kühnen Helden. Das Heer liebte
den Kampf, und die jungen Konscribirten er-
gänzten, es im Gefühl der National-Ehre, mei-
stens mit viel gutem Willen. Fand sich mitunter
eine Ausnahme, so nannte meisten Theils die
öffentliche Meinung seinen Namen höchst mißbilli-
gend. Frankreichs Sicherheit in seiner Macht!
das war seit fast zwanzig Jahren das Losungswort.
Die Nachwelt wird richten, wenn ein Jrrthum
dabei obgewaltet, sie wird scheiden, was die Um-
ständen, was Willkühr herbeigeführt, was Ehr-
geiz, was Nothwehr. Aber nur erst an ferne
Jahrhunderten kann der Unterdrückte appelli-
ren, die Gegenwart hat die Gläser zu stark ge-
färbt. -- Mir schien für den Augenblick das
Unternehmen gigantisch und fabelhaft, ein neuer
Alexanderzug nach Jndien. Aber auf wel-
chem Wege? mir schauderte wenn ich mir ihn
mahlte! tief hinein nach Norden, durch Rußlands
Schneegefilde, durch seine menschenleeren ewig
wüsten Steppen. Wie dankte ich Gott, daß

ken, als es wohl Voͤlker erſchreckt, welche lange
der Ruhe des Friedens genoſſen. Frankreich war
im Jnnren gluͤcklich, und blickte, vertrauend und
ſicher, auf ſeinen kuͤhnen Helden. Das Heer liebte
den Kampf, und die jungen Konſcribirten er-
gaͤnzten, es im Gefuͤhl der National-Ehre, mei-
ſtens mit viel gutem Willen. Fand ſich mitunter
eine Ausnahme, ſo nannte meiſten Theils die
oͤffentliche Meinung ſeinen Namen hoͤchſt mißbilli-
gend. Frankreichs Sicherheit in ſeiner Macht!
das war ſeit faſt zwanzig Jahren das Loſungswort.
Die Nachwelt wird richten, wenn ein Jrrthum
dabei obgewaltet, ſie wird ſcheiden, was die Um-
ſtaͤnden, was Willkuͤhr herbeigefuͤhrt, was Ehr-
geiz, was Nothwehr. Aber nur erſt an ferne
Jahrhunderten kann der Unterdruͤckte appelli-
ren, die Gegenwart hat die Glaͤſer zu ſtark ge-
faͤrbt. — Mir ſchien fuͤr den Augenblick das
Unternehmen gigantiſch und fabelhaft, ein neuer
Alexanderzug nach Jndien. Aber auf wel-
chem Wege? mir ſchauderte wenn ich mir ihn
mahlte! tief hinein nach Norden, durch Rußlands
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[150/0160] ken, als es wohl Voͤlker erſchreckt, welche lange der Ruhe des Friedens genoſſen. Frankreich war im Jnnren gluͤcklich, und blickte, vertrauend und ſicher, auf ſeinen kuͤhnen Helden. Das Heer liebte den Kampf, und die jungen Konſcribirten er- gaͤnzten, es im Gefuͤhl der National-Ehre, mei- ſtens mit viel gutem Willen. Fand ſich mitunter eine Ausnahme, ſo nannte meiſten Theils die oͤffentliche Meinung ſeinen Namen hoͤchſt mißbilli- gend. Frankreichs Sicherheit in ſeiner Macht! das war ſeit faſt zwanzig Jahren das Loſungswort. Die Nachwelt wird richten, wenn ein Jrrthum dabei obgewaltet, ſie wird ſcheiden, was die Um- ſtaͤnden, was Willkuͤhr herbeigefuͤhrt, was Ehr- geiz, was Nothwehr. Aber nur erſt an ferne Jahrhunderten kann der Unterdruͤckte appelli- ren, die Gegenwart hat die Glaͤſer zu ſtark ge- faͤrbt. — Mir ſchien fuͤr den Augenblick das Unternehmen gigantiſch und fabelhaft, ein neuer Alexanderzug nach Jndien. Aber auf wel- chem Wege? mir ſchauderte wenn ich mir ihn mahlte! tief hinein nach Norden, durch Rußlands Schneegefilde, durch ſeine menſchenleeren ewig wuͤſten Steppen. Wie dankte ich Gott, daß

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/160>, abgerufen am 22.11.2024.