befangenheit dem Späherblicke Deines Vaters zu begegnen? Nein, ich konnte Dir diese Angst nicht ersparen, ich glaube vielmehr, ich habe sie abgekürzt. Während Du sorglos schliefest, dann ahndetest, hofftest, zweifeltest, trennten uns schon Berge und Thäler; ach! und wenn Du diesen Brief erhältst, liegt das Welt- meer zwischen uns, und ich bin außer der Ge- walt der Menschen, nur in der Gewalt Got- tes und seiner Elemente. Jhm, dem Allmäch- tigen, übergebe ich mich; nur der Willkühr der Menschen widerstrebt mein Herz, es hat zu viel unter ihren rohen Händen gelitten. Jhre trium- phirenden Blicke könnten mich bis in's Grab treiben. Triumphirend? worüber denn? War's ihr Verdienst? O nein! Jhre Schlechtigkeit, ihre Ränke haben wohl mitgewirkt, dessen mö- gen sie sich nicht überheben. Aber auch die Schlechtigkeit ihrer Gegner, die Selbstsucht Al- ler, zufällige Ereignisse, -- was weiß ich? Am Ende Gott. Wohl, wohl! Ohne seine Zulas- sung geschieht nichts. Aber warum er es zu- läßt? wozu? da liegt's. Mit der Beantwor- tung sind die meisten so fertig da, als habe
befangenheit dem Spaͤherblicke Deines Vaters zu begegnen? Nein, ich konnte Dir dieſe Angſt nicht erſparen, ich glaube vielmehr, ich habe ſie abgekuͤrzt. Waͤhrend Du ſorglos ſchliefeſt, dann ahndeteſt, hoffteſt, zweifelteſt, trennten uns ſchon Berge und Thaͤler; ach! und wenn Du dieſen Brief erhaͤltſt, liegt das Welt- meer zwiſchen uns, und ich bin außer der Ge- walt der Menſchen, nur in der Gewalt Got- tes und ſeiner Elemente. Jhm, dem Allmaͤch- tigen, uͤbergebe ich mich; nur der Willkuͤhr der Menſchen widerſtrebt mein Herz, es hat zu viel unter ihren rohen Haͤnden gelitten. Jhre trium- phirenden Blicke koͤnnten mich bis in’s Grab treiben. Triumphirend? woruͤber denn? War’s ihr Verdienſt? O nein! Jhre Schlechtigkeit, ihre Raͤnke haben wohl mitgewirkt, deſſen moͤ- gen ſie ſich nicht uͤberheben. Aber auch die Schlechtigkeit ihrer Gegner, die Selbſtſucht Al- ler, zufaͤllige Ereigniſſe, — was weiß ich? Am Ende Gott. Wohl, wohl! Ohne ſeine Zulaſ- ſung geſchieht nichts. Aber warum er es zu- laͤßt? wozu? da liegt’s. Mit der Beantwor- tung ſind die meiſten ſo fertig da, als habe
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befangenheit dem Spaͤherblicke Deines Vaters
zu begegnen? Nein, ich konnte Dir dieſe Angſt
nicht erſparen, ich glaube vielmehr, ich habe ſie
abgekuͤrzt. Waͤhrend Du ſorglos ſchliefeſt, dann
ahndeteſt, hoffteſt, zweifelteſt, trennten uns
ſchon Berge und Thaͤler; ach! und wenn
Du dieſen Brief erhaͤltſt, liegt das Welt-
meer zwiſchen uns, und ich bin außer der Ge-
walt der Menſchen, nur in der Gewalt Got-
tes und ſeiner Elemente. Jhm, dem Allmaͤch-
tigen, uͤbergebe ich mich; nur der Willkuͤhr der
Menſchen widerſtrebt mein Herz, es hat zu viel
unter ihren rohen Haͤnden gelitten. Jhre trium-
phirenden Blicke koͤnnten mich bis in’s Grab
treiben. Triumphirend? woruͤber denn? War’s
ihr Verdienſt? O nein! Jhre Schlechtigkeit,
ihre Raͤnke haben wohl mitgewirkt, deſſen moͤ-
gen ſie ſich nicht uͤberheben. Aber auch die
Schlechtigkeit ihrer Gegner, die Selbſtſucht Al-
ler, zufaͤllige Ereigniſſe, — was weiß ich? Am
Ende Gott. Wohl, wohl! Ohne ſeine Zulaſ-
ſung geſchieht nichts. Aber warum er es zu-
laͤßt? wozu? da liegt’s. Mit der Beantwor-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/16>, abgerufen am 27.07.2024.
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