Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

müssen. Auch auf meine glückliche Reise wurde
getrunken. Ob Sie die Reise nach Montpellier
fortsetzen werden, ist sehr die Frage, sagte plötz-
lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor-
gen entscheiden. Wir sahen ihn alle verwun-
dert an, und baten um Erklärung. Heute nicht,
sagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft still
bedecken, und des heutigen Abends rein genie-
ßen. Damit stimmte er einen fröhlichen Rund-
gesang an, und der Abend wurde bis spät in
die Nacht verlängert und heiter beschlossen.
Jch begab mich in einem geistigen Rausche,
woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette,
und schlummerte erst in der Morgendämmerung
zu seligen Träumen ein. --



Mein Vater war früh angekommen, ich
fand ihn schon am Bette meiner Mutter als
ich mein Kämmerchen verließ; er war ernst,
und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch
umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr
Gespräch nicht zu stören, mehr noch, warum
sollte ich es leugnen? um Mucius einen guten

muͤſſen. Auch auf meine gluͤckliche Reiſe wurde
getrunken. Ob Sie die Reiſe nach Montpellier
fortſetzen werden, iſt ſehr die Frage, ſagte ploͤtz-
lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor-
gen entſcheiden. Wir ſahen ihn alle verwun-
dert an, und baten um Erklaͤrung. Heute nicht,
ſagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft ſtill
bedecken, und des heutigen Abends rein genie-
ßen. Damit ſtimmte er einen froͤhlichen Rund-
geſang an, und der Abend wurde bis ſpaͤt in
die Nacht verlaͤngert und heiter beſchloſſen.
Jch begab mich in einem geiſtigen Rauſche,
woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette,
und ſchlummerte erſt in der Morgendaͤmmerung
zu ſeligen Traͤumen ein. —



Mein Vater war fruͤh angekommen, ich
fand ihn ſchon am Bette meiner Mutter als
ich mein Kaͤmmerchen verließ; er war ernſt,
und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch
umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr
Geſpraͤch nicht zu ſtoͤren, mehr noch, warum
ſollte ich es leugnen? um Mucius einen guten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="111"/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Auch auf meine glu&#x0364;ckliche Rei&#x017F;e wurde<lb/>
getrunken. Ob Sie die Rei&#x017F;e nach Montpellier<lb/>
fort&#x017F;etzen werden, i&#x017F;t &#x017F;ehr die Frage, &#x017F;agte plo&#x0364;tz-<lb/>
lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor-<lb/>
gen ent&#x017F;cheiden. Wir &#x017F;ahen ihn alle verwun-<lb/>
dert an, und baten um Erkla&#x0364;rung. Heute nicht,<lb/>
&#x017F;agte er ablehnend, laßt uns die Zukunft &#x017F;till<lb/>
bedecken, und des heutigen Abends rein genie-<lb/>
ßen. Damit &#x017F;timmte er einen fro&#x0364;hlichen Rund-<lb/>
ge&#x017F;ang an, und der Abend wurde bis &#x017F;pa&#x0364;t in<lb/>
die Nacht verla&#x0364;ngert und heiter be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Jch begab mich in einem gei&#x017F;tigen Rau&#x017F;che,<lb/>
woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette,<lb/>
und &#x017F;chlummerte er&#x017F;t in der Morgenda&#x0364;mmerung<lb/>
zu &#x017F;eligen Tra&#x0364;umen ein. &#x2014;</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Mein Vater war fru&#x0364;h angekommen, ich<lb/>
fand ihn &#x017F;chon am Bette meiner Mutter als<lb/>
ich mein Ka&#x0364;mmerchen verließ; er war ern&#x017F;t,<lb/>
und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch<lb/>
umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr<lb/>
Ge&#x017F;pra&#x0364;ch nicht zu &#x017F;to&#x0364;ren, mehr noch, warum<lb/>
&#x017F;ollte ich es leugnen? um Mucius einen guten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0121] muͤſſen. Auch auf meine gluͤckliche Reiſe wurde getrunken. Ob Sie die Reiſe nach Montpellier fortſetzen werden, iſt ſehr die Frage, ſagte ploͤtz- lich Mucius: ihr Herr Vater mag das mor- gen entſcheiden. Wir ſahen ihn alle verwun- dert an, und baten um Erklaͤrung. Heute nicht, ſagte er ablehnend, laßt uns die Zukunft ſtill bedecken, und des heutigen Abends rein genie- ßen. Damit ſtimmte er einen froͤhlichen Rund- geſang an, und der Abend wurde bis ſpaͤt in die Nacht verlaͤngert und heiter beſchloſſen. Jch begab mich in einem geiſtigen Rauſche, woran der Wein keinen Antheil hatte, zu Bette, und ſchlummerte erſt in der Morgendaͤmmerung zu ſeligen Traͤumen ein. — Mein Vater war fruͤh angekommen, ich fand ihn ſchon am Bette meiner Mutter als ich mein Kaͤmmerchen verließ; er war ernſt, und meine Mutter in einiger Unruhe. Jch umarmte beide, und eilte hinunter, um ihr Geſpraͤch nicht zu ſtoͤren, mehr noch, warum ſollte ich es leugnen? um Mucius einen guten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/121
Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/121>, abgerufen am 09.11.2024.