Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fritsch, Ahasver: Tractatus Nomico-Politicus [...] Von Zünft- und Jnnungs-Recht. Naumburg u. a., 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput IV.
nung sambt deren Vornembsten gründen gebethen worden. Demnach er-
kennen und sprechen wir vor recht: Ob wohl J K alß Stadt Diener der Stadt
Hanover/ persona humilis, und dessen officium vile gewesen/ Dieweil
dannoch derselbe 1 infamia nec juris nec facti, per tradita Freheri,
de Infam. Cap. 23. notiret.
und 2 niemand sonder erheblichen uhrsachen
von Zünfften/ gülden und Aembtern aus/ zuschliessen. Immassen die in
Anno 1548. und 1577. publicirte Policey Ordnung tit: von Handwercks-
Söhnen und Gesellen &c. Klärlich dahin ziehlen. 3 Der Stadt Diener in
dem von Erbarn Rath der Stadt H dem Schuster-Ambt daselbst ertheileten
Privilegio keinemeldung geschichet dann auch 4 Wohlgemelter Rath sol-
che ihre Diener zweiffels ohne/ für unehrlich nicht achtet/ in dem dieselbe
nicht allein zu Captirung der Missethäter/ sondern auch andern ehrlichen
Diensten gebraucht werden/ und endlichen 5 Vulgi ignobilis sententia &
observantia
wenig zu achten/ cum soleat frequenter in pessimos de-
generare errores, hoc ptaesertim seculo corruptissimo, atq; adeo
Legislatori merito debeat esse suspecta Oldend. Consil. Marp. 3. n.
14. Vol. 1.
Daß dem nach das Schuster-Ambt der Stadt H vorgedachten
J K. Tochter zu ihrem Ambt zuverstatten/ schuldig seyn V. R W. So ge-
schehen 19. Aug: 1630. Et in hanc Sententiam inclinasse Facultatem
Juridicam Francofurtensem & Erfordianam, testatur Jdem Bul-
laeus d. l. Add. Carpzov. Part. 2. decis. 112. Ubi hoc praejudiciun adduci-
tur.
Ist eüer gewesener Gerichts- und Stadtknecht/ anitzo aber Marck-
meister dasebst P. V. vorhabens/ seinem Sohn/ auch P. V. genant/ das
Fleischerhandwergk lernen zulassen/ immassen er ihn auch zu Meister C. S.
Bürgern und Fleischhauern verdinget; Nach dem aber solches vor das
Handwerck kommen/ haben die Fleischhauer gedachten C. S. es ernstlichen
verwiesen/ stehen auch in denen Gedancken/ weil des Jungen Vater eine
zeitlang Gerichts und Stadtknecht/ dessen Großvaier auch etliche Jahr
Oberstadtknckt zu Z. gewesen/ es möchte dasselbe dem Handwerge an ihrer
Innung und bey andern Meistern den Fleischhauern auffrücklich seyn Ob
nun wol fast dafür gehalten wird/ als weren dergleichen Personen nichts
weniger/ als die Scharffrichter anrüchtig/ und derohalben sie und die ihri-
gen in ehrlichen Zunfften und Gemeinschafften nicht wol zuleiden Dieweil
aber dennoch solches in Rechten nirgend verschen/ die Gerichts und Stadt-
knechte auch in Verrichtung ihres Ampts mit keinen unziemlichen Dingen
ümbgehen/ auch solches auff den Dörffern von Schultheissen und Schöppen/

so
E

Caput IV.
nung ſambt deren Vornembſten gruͤnden gebethen worden. Demnach er-
keñen uñ ſprechen wir vor recht: Ob wohl J K alß Stadt Diener der Stadt
Hanover/ perſona humilis, und deſſen officium vile geweſen/ Dieweil
dannoch derſelbe 1 infamiâ nec juris nec facti, per tradita Freheri,
de Infam. Cap. 23. notiret.
und 2 niemand ſonder erheblichen uhrſachen
von Zuͤnfften/ guͤlden und Aembtern aus/ zuſchlieſſen. Immaſſen die in
Anno 1548. und 1577. publicirte Policey Ordnung tit: von Handwercks-
Soͤhnen und Geſellen &c. Klaͤrlich dahin ziehlen. 3 Der Stadt Diener in
dem von Erbarn Rath der Stadt H dem Schuſter-Ambt daſelbſt ertheiletẽ
Privilegio keinemeldung geſchichet dann auch 4 Wohlgemelter Rath ſol-
che ihre Diener zweiffels ohne/ fuͤr unehrlich nicht achtet/ in dem dieſelbe
nicht allein zu Captirung der Miſſethaͤter/ ſondern auch andern ehrlichen
Dienſten gebraucht werden/ und endlichen 5 Vulgi ignobilis ſententia &
obſervantia
wenig zu achten/ cùm ſoleat frequenter in peſſimos de-
generare errores, hoc ptæſertim ſeculo corruptiſſimo, atq; adeò
Legislatori meritó debeat eſſe ſuſpecta Oldend. Conſil. Marp. 3. n.
14. Vol. 1.
Daß dem nach das Schuſter-Ambt der Stadt H vorgedachten
J K. Tochter zu ihrem Ambt zuverſtatten/ ſchuldig ſeyn V. R W. So ge-
ſchehen 19. Aug: 1630. Et in hanc Sententiam inclinaſſe Facultatem
Juridicam Francofurtenſem & Erfordianam, teſtatur Jdem Bul-
læus d. l. Add. Carpzov. Part. 2. deciſ. 112. Ubi hoc præjudiciũ adduci-
tur.
Iſt euͤer geweſener Gerichts- und Stadtknecht/ anitzo aber Marck-
meiſter daſebſt P. V. vorhabens/ ſeinem Sohn/ auch P. V. genant/ das
Fleiſcherhandwergk lernen zulaſſen/ immaſſen er ihn auch zu Meiſter C. S.
Buͤrgern und Fleiſchhauern verdinget; Nach dem aber ſolches vor das
Handwerck kommen/ haben die Fleiſchhauer gedachten C. S. es ernſtlichen
verwieſen/ ſtehen auch in denen Gedancken/ weil des Jungen Vater eine
zeitlang Gerichts und Stadtknecht/ deſſen Großvaier auch etliche Jahr
Oberſtadtknckt zu Z. geweſen/ es moͤchte daſſelbe dem Handwerge an ihrer
Innung und bey andern Meiſtern den Fleiſchhauern auffruͤcklich ſeyn Ob
nun wol faſt dafuͤr gehalten wird/ als weren dergleichen Perſonen nichts
weniger/ als die Scharffrichter anruͤchtig/ und derohalben ſie und die ihri-
gen in ehrlichen Zunfften und Gemeinſchafften nicht wol zuleiden Dieweil
aber dennoch ſolches in Rechten nirgend verſchen/ die Gerichts und Stadt-
knechte auch in Verrichtung ihres Ampts mit keinen unziemlichen Dingen
uͤmbgehen/ auch ſolches auff dẽ Doͤrffern von Schultheiſſen und Schoͤppẽ/

ſo
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0043" n="32[33]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Caput IV.</hi></hi></hi></fw><lb/>
nung &#x017F;ambt deren Vornemb&#x017F;ten gru&#x0364;nden gebethen worden. Demnach er-<lb/>
ken&#x0303;en un&#x0303; &#x017F;prechen wir vor recht: Ob wohl <hi rendition="#aq">J K</hi> alß Stadt Diener der Stadt<lb/>
Hanover/ <hi rendition="#aq">per&#x017F;ona humilis,</hi> und de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">officium vile</hi> gewe&#x017F;en/ Dieweil<lb/>
dannoch der&#x017F;elbe 1 <hi rendition="#aq">infamiâ nec juris nec facti, per tradita Freheri,<lb/><hi rendition="#i">de Infam. Cap. 23. notiret.</hi></hi> und 2 niemand &#x017F;onder erheblichen uhr&#x017F;achen<lb/>
von Zu&#x0364;nfften/ gu&#x0364;lden und Aembtern aus/ zu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Imma&#x017F;&#x017F;en die in<lb/><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1548. und 1577. <hi rendition="#aq">publicir</hi>te Policey Ordnung <hi rendition="#aq">tit:</hi> von Handwercks-<lb/>
So&#x0364;hnen und Ge&#x017F;ellen <hi rendition="#aq">&amp;c.</hi> Kla&#x0364;rlich dahin ziehlen. 3 Der Stadt Diener in<lb/>
dem von Erbarn Rath der Stadt <hi rendition="#aq">H</hi> dem Schu&#x017F;ter-Ambt da&#x017F;elb&#x017F;t ertheilete&#x0303;<lb/><hi rendition="#aq">Privilegio</hi> keinemeldung ge&#x017F;chichet dann auch 4 Wohlgemelter Rath &#x017F;ol-<lb/>
che ihre Diener zweiffels ohne/ fu&#x0364;r unehrlich nicht achtet/ in dem die&#x017F;elbe<lb/>
nicht allein zu <hi rendition="#aq">Capti</hi>rung der Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;ter/ &#x017F;ondern auch andern ehrlichen<lb/>
Dien&#x017F;ten gebraucht werden/ und endlichen 5 <hi rendition="#aq">Vulgi ignobilis &#x017F;ententia &amp;<lb/>
ob&#x017F;ervantia</hi> wenig zu achten/ <hi rendition="#aq">cùm &#x017F;oleat frequenter in pe&#x017F;&#x017F;imos de-<lb/>
generare errores, hoc ptæ&#x017F;ertim &#x017F;eculo corrupti&#x017F;&#x017F;imo, atq; adeò<lb/>
Legislatori meritó debeat e&#x017F;&#x017F;e &#x017F;u&#x017F;pecta Oldend. <hi rendition="#i">Con&#x017F;il. Marp. 3. n.<lb/>
14. Vol. 1.</hi></hi> Daß dem nach das Schu&#x017F;ter-Ambt der Stadt <hi rendition="#aq">H</hi> vorgedachten<lb/><hi rendition="#aq">J K.</hi> Tochter zu ihrem Ambt zuver&#x017F;tatten/ &#x017F;chuldig &#x017F;eyn V. R W. So ge-<lb/>
&#x017F;chehen 19. <hi rendition="#aq">Aug: 1630. Et in hanc Sententiam inclina&#x017F;&#x017F;e Facultatem<lb/>
Juridicam Francofurten&#x017F;em &amp; Erfordianam, te&#x017F;tatur Jdem Bul-<lb/>
læus <hi rendition="#i">d. l. Add.</hi> Carpzov. <hi rendition="#i">Part. 2. deci&#x017F;. 112.</hi> Ubi hoc præjudiciu&#x0303; adduci-<lb/>
tur.</hi> I&#x017F;t eu&#x0364;er gewe&#x017F;ener Gerichts- und Stadtknecht/ anitzo aber Marck-<lb/>
mei&#x017F;ter da&#x017F;eb&#x017F;t <hi rendition="#aq">P. V.</hi> vorhabens/ &#x017F;einem Sohn/ auch <hi rendition="#aq">P. V.</hi> genant/ das<lb/>
Flei&#x017F;cherhandwergk lernen zula&#x017F;&#x017F;en/ imma&#x017F;&#x017F;en er ihn auch zu Mei&#x017F;ter <hi rendition="#aq">C. S.</hi><lb/>
Bu&#x0364;rgern und Flei&#x017F;chhauern verdinget; Nach dem aber &#x017F;olches vor das<lb/>
Handwerck kommen/ haben die Flei&#x017F;chhauer gedachten <hi rendition="#aq">C. S.</hi> es ern&#x017F;tlichen<lb/>
verwie&#x017F;en/ &#x017F;tehen auch in denen Gedancken/ weil des Jungen Vater eine<lb/>
zeitlang Gerichts und Stadtknecht/ de&#x017F;&#x017F;en Großvaier auch etliche Jahr<lb/>
Ober&#x017F;tadtknckt zu <hi rendition="#aq">Z.</hi> gewe&#x017F;en/ es mo&#x0364;chte da&#x017F;&#x017F;elbe dem Handwerge an ihrer<lb/>
Innung und bey andern Mei&#x017F;tern den Flei&#x017F;chhauern auffru&#x0364;cklich &#x017F;eyn Ob<lb/>
nun wol fa&#x017F;t dafu&#x0364;r gehalten wird/ als weren dergleichen Per&#x017F;onen nichts<lb/>
weniger/ als die Scharffrichter anru&#x0364;chtig/ und derohalben &#x017F;ie und die ihri-<lb/>
gen in ehrlichen Zunfften und Gemein&#x017F;chafften nicht wol zuleiden Dieweil<lb/>
aber dennoch &#x017F;olches in Rechten nirgend ver&#x017F;chen/ die Gerichts und Stadt-<lb/>
knechte auch in Verrichtung ihres Ampts mit keinen unziemlichen Dingen<lb/>
u&#x0364;mbgehen/ auch &#x017F;olches auff de&#x0303; Do&#x0364;rffern von Schulthei&#x017F;&#x017F;en und Scho&#x0364;ppe&#x0303;/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;o</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32[33]/0043] Caput IV. nung ſambt deren Vornembſten gruͤnden gebethen worden. Demnach er- keñen uñ ſprechen wir vor recht: Ob wohl J K alß Stadt Diener der Stadt Hanover/ perſona humilis, und deſſen officium vile geweſen/ Dieweil dannoch derſelbe 1 infamiâ nec juris nec facti, per tradita Freheri, de Infam. Cap. 23. notiret. und 2 niemand ſonder erheblichen uhrſachen von Zuͤnfften/ guͤlden und Aembtern aus/ zuſchlieſſen. Immaſſen die in Anno 1548. und 1577. publicirte Policey Ordnung tit: von Handwercks- Soͤhnen und Geſellen &c. Klaͤrlich dahin ziehlen. 3 Der Stadt Diener in dem von Erbarn Rath der Stadt H dem Schuſter-Ambt daſelbſt ertheiletẽ Privilegio keinemeldung geſchichet dann auch 4 Wohlgemelter Rath ſol- che ihre Diener zweiffels ohne/ fuͤr unehrlich nicht achtet/ in dem dieſelbe nicht allein zu Captirung der Miſſethaͤter/ ſondern auch andern ehrlichen Dienſten gebraucht werden/ und endlichen 5 Vulgi ignobilis ſententia & obſervantia wenig zu achten/ cùm ſoleat frequenter in peſſimos de- generare errores, hoc ptæſertim ſeculo corruptiſſimo, atq; adeò Legislatori meritó debeat eſſe ſuſpecta Oldend. Conſil. Marp. 3. n. 14. Vol. 1. Daß dem nach das Schuſter-Ambt der Stadt H vorgedachten J K. Tochter zu ihrem Ambt zuverſtatten/ ſchuldig ſeyn V. R W. So ge- ſchehen 19. Aug: 1630. Et in hanc Sententiam inclinaſſe Facultatem Juridicam Francofurtenſem & Erfordianam, teſtatur Jdem Bul- læus d. l. Add. Carpzov. Part. 2. deciſ. 112. Ubi hoc præjudiciũ adduci- tur. Iſt euͤer geweſener Gerichts- und Stadtknecht/ anitzo aber Marck- meiſter daſebſt P. V. vorhabens/ ſeinem Sohn/ auch P. V. genant/ das Fleiſcherhandwergk lernen zulaſſen/ immaſſen er ihn auch zu Meiſter C. S. Buͤrgern und Fleiſchhauern verdinget; Nach dem aber ſolches vor das Handwerck kommen/ haben die Fleiſchhauer gedachten C. S. es ernſtlichen verwieſen/ ſtehen auch in denen Gedancken/ weil des Jungen Vater eine zeitlang Gerichts und Stadtknecht/ deſſen Großvaier auch etliche Jahr Oberſtadtknckt zu Z. geweſen/ es moͤchte daſſelbe dem Handwerge an ihrer Innung und bey andern Meiſtern den Fleiſchhauern auffruͤcklich ſeyn Ob nun wol faſt dafuͤr gehalten wird/ als weren dergleichen Perſonen nichts weniger/ als die Scharffrichter anruͤchtig/ und derohalben ſie und die ihri- gen in ehrlichen Zunfften und Gemeinſchafften nicht wol zuleiden Dieweil aber dennoch ſolches in Rechten nirgend verſchen/ die Gerichts und Stadt- knechte auch in Verrichtung ihres Ampts mit keinen unziemlichen Dingen uͤmbgehen/ auch ſolches auff dẽ Doͤrffern von Schultheiſſen und Schoͤppẽ/ ſo E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fritsch_tractatus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fritsch_tractatus_1669/43
Zitationshilfe: Fritsch, Ahasver: Tractatus Nomico-Politicus [...] Von Zünft- und Jnnungs-Recht. Naumburg u. a., 1669, S. 32[33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fritsch_tractatus_1669/43>, abgerufen am 24.11.2024.