Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Bei seinem Eintritte in das Gemach stand der Oberst vor einem offenen, reichgefüllten Waffenschranke, von dem er sich langsam gegen den Jüngling wendete; in der Hand hielt er eine Kugelbüchse von schön eingelegter Arbeit, deren Schloß er sorgfältig zu prüfen schien. -- Hör' Er, Meyer, begann er mit leiserer Stimme, als es sonst seine Gewohnheit war; Er wollte nicht Soldat werden, wie ich's Ihm gerathen, obwohl Er früher mit allerlei Waffen wohl umzugehen gelernt. Jetzt muß Er's wider Willen thun ... ich such' Ihm gerade Gewehr und Säbel aus ... Da, das ist ein tüchtig Stück ... eine englische Kugelbüchse. Damit reichte er Theobald die Waffen entgegen, während er ihm mit scharfem Blicke ins Gesicht schaute. -- Ich muß Euch um deutlichere Erklärung bitten, gnädiger Herr, erwiderte der junge Mann, mit unwillkürlichem Wohlgefallen die Büchse betrachtend; zum Soldaten habe ich jetzt so wenig wie früher Lust ... der gnädige Herr weiß warum.

Na meinetwegen, erwiderte der Oberst, indem er in den Schrank zurück nach einen Degen griff, gilt es ja auch nicht einen Jugendfreund und Gefährten zu treffen; aber einen Rebellen und Mörder wird Er doch übern Haufen schießen können wie einen Hund ... was?

Ich verstehe Euch immer noch nicht; oder sollt' es wirklich Ernst gelten mit dem Bauernaufstande?

Bauernaufstand? Dummheiten! ... Aber hör' Er, fuhr der Oberst nach einigem Besinnen fort, hat Er

Bei seinem Eintritte in das Gemach stand der Oberst vor einem offenen, reichgefüllten Waffenschranke, von dem er sich langsam gegen den Jüngling wendete; in der Hand hielt er eine Kugelbüchse von schön eingelegter Arbeit, deren Schloß er sorgfältig zu prüfen schien. — Hör' Er, Meyer, begann er mit leiserer Stimme, als es sonst seine Gewohnheit war; Er wollte nicht Soldat werden, wie ich's Ihm gerathen, obwohl Er früher mit allerlei Waffen wohl umzugehen gelernt. Jetzt muß Er's wider Willen thun … ich such' Ihm gerade Gewehr und Säbel aus … Da, das ist ein tüchtig Stück … eine englische Kugelbüchse. Damit reichte er Theobald die Waffen entgegen, während er ihm mit scharfem Blicke ins Gesicht schaute. — Ich muß Euch um deutlichere Erklärung bitten, gnädiger Herr, erwiderte der junge Mann, mit unwillkürlichem Wohlgefallen die Büchse betrachtend; zum Soldaten habe ich jetzt so wenig wie früher Lust … der gnädige Herr weiß warum.

Na meinetwegen, erwiderte der Oberst, indem er in den Schrank zurück nach einen Degen griff, gilt es ja auch nicht einen Jugendfreund und Gefährten zu treffen; aber einen Rebellen und Mörder wird Er doch übern Haufen schießen können wie einen Hund … was?

Ich verstehe Euch immer noch nicht; oder sollt' es wirklich Ernst gelten mit dem Bauernaufstande?

Bauernaufstand? Dummheiten! … Aber hör' Er, fuhr der Oberst nach einigem Besinnen fort, hat Er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="3">
        <pb facs="#f0053"/>
        <p>Bei seinem Eintritte in das Gemach stand der Oberst vor einem offenen, reichgefüllten      Waffenschranke, von dem er sich langsam gegen den Jüngling wendete; in der Hand hielt er eine      Kugelbüchse von schön eingelegter Arbeit, deren Schloß er sorgfältig zu prüfen schien. &#x2014; Hör'      Er, Meyer, begann er mit leiserer Stimme, als es sonst seine Gewohnheit war; Er wollte nicht      Soldat werden, wie ich's Ihm gerathen, obwohl Er früher mit allerlei Waffen wohl umzugehen      gelernt. Jetzt muß Er's wider Willen thun &#x2026; ich such' Ihm gerade Gewehr und Säbel aus &#x2026;      Da, das ist ein tüchtig Stück &#x2026; eine englische Kugelbüchse. Damit reichte er Theobald die      Waffen entgegen, während er ihm mit scharfem Blicke ins Gesicht schaute. &#x2014; Ich muß Euch um      deutlichere Erklärung bitten, gnädiger Herr, erwiderte der junge Mann, mit unwillkürlichem      Wohlgefallen die Büchse betrachtend; zum Soldaten habe ich jetzt so wenig wie früher Lust &#x2026;      der gnädige Herr weiß warum.</p><lb/>
        <p>Na meinetwegen, erwiderte der Oberst, indem er in den Schrank zurück nach einen Degen griff,      gilt es ja auch nicht einen Jugendfreund und Gefährten zu treffen; aber einen Rebellen und      Mörder wird Er doch übern Haufen schießen können wie einen Hund &#x2026; was?</p><lb/>
        <p>Ich verstehe Euch      immer noch nicht; oder sollt' es wirklich Ernst gelten mit dem Bauernaufstande?</p><lb/>
        <p>Bauernaufstand? Dummheiten! &#x2026; Aber hör' Er, fuhr der Oberst nach einigem Besinnen fort, hat      Er<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] Bei seinem Eintritte in das Gemach stand der Oberst vor einem offenen, reichgefüllten Waffenschranke, von dem er sich langsam gegen den Jüngling wendete; in der Hand hielt er eine Kugelbüchse von schön eingelegter Arbeit, deren Schloß er sorgfältig zu prüfen schien. — Hör' Er, Meyer, begann er mit leiserer Stimme, als es sonst seine Gewohnheit war; Er wollte nicht Soldat werden, wie ich's Ihm gerathen, obwohl Er früher mit allerlei Waffen wohl umzugehen gelernt. Jetzt muß Er's wider Willen thun … ich such' Ihm gerade Gewehr und Säbel aus … Da, das ist ein tüchtig Stück … eine englische Kugelbüchse. Damit reichte er Theobald die Waffen entgegen, während er ihm mit scharfem Blicke ins Gesicht schaute. — Ich muß Euch um deutlichere Erklärung bitten, gnädiger Herr, erwiderte der junge Mann, mit unwillkürlichem Wohlgefallen die Büchse betrachtend; zum Soldaten habe ich jetzt so wenig wie früher Lust … der gnädige Herr weiß warum. Na meinetwegen, erwiderte der Oberst, indem er in den Schrank zurück nach einen Degen griff, gilt es ja auch nicht einen Jugendfreund und Gefährten zu treffen; aber einen Rebellen und Mörder wird Er doch übern Haufen schießen können wie einen Hund … was? Ich verstehe Euch immer noch nicht; oder sollt' es wirklich Ernst gelten mit dem Bauernaufstande? Bauernaufstand? Dummheiten! … Aber hör' Er, fuhr der Oberst nach einigem Besinnen fort, hat Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/53
Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/53>, abgerufen am 27.11.2024.