Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.finger erhebend: Ah ... seht Ihr's nicht, Herr, ... dort auf der Thüre? ... Nein ... da bemerke ich nichts Besonderes. Die drei Kreuzlein, mit rother Kreide gezeichnet? Nun ja ... vermuthlich der muthwillige Versuch eines Schuljungen! Nein, nein, schüttelte der Schneider ängstlich den Kopf, Ihr werdet's schon sehen beim nächsten Rathsherrenhause, kommt nur mit. Der Zug setzte sich in Bewegung, um bei dem nächsten Hause, über dessen Thüre ein Wappen in Stein ausgehauen war, wieder Halt zu machen, ohne daß sich Jemand Mühe gegeben hätte, die dazwischen liegenden unbewappneten Häuser in Augenschein zu nehmen. Und wirklich, hier waren abermals einige Kreuzzeichen merkbar an der Thüre, einzig mit dem Unterschiede, daß diese mit schwarzer Kreide oder Farbe gezeichnet waren. Und jetzt, flüsterte Meister Bölzlein seinem Begleiter zu, indem er sich schüttelte, wie von einem Froste erfaßt, merkt Ihr nun, was es zu bedeuten hat? ... Nein, klüger bin ich noch nicht geworden ... ich muß Euch schon um Aufklärung bitten, Meister. Ah ... Aufklärung, machte Bölzlein, indem er sich scheu nach allen Seiten umblickte, wer die geben könnt' in diesen Unglückstagen! Eine Meinung werdet Ihr doch haben, wie diese Leute, da Ihr den Zeichen eine Bedeutung beizumessen scheint. finger erhebend: Ah … seht Ihr's nicht, Herr, … dort auf der Thüre? … Nein … da bemerke ich nichts Besonderes. Die drei Kreuzlein, mit rother Kreide gezeichnet? Nun ja … vermuthlich der muthwillige Versuch eines Schuljungen! Nein, nein, schüttelte der Schneider ängstlich den Kopf, Ihr werdet's schon sehen beim nächsten Rathsherrenhause, kommt nur mit. Der Zug setzte sich in Bewegung, um bei dem nächsten Hause, über dessen Thüre ein Wappen in Stein ausgehauen war, wieder Halt zu machen, ohne daß sich Jemand Mühe gegeben hätte, die dazwischen liegenden unbewappneten Häuser in Augenschein zu nehmen. Und wirklich, hier waren abermals einige Kreuzzeichen merkbar an der Thüre, einzig mit dem Unterschiede, daß diese mit schwarzer Kreide oder Farbe gezeichnet waren. Und jetzt, flüsterte Meister Bölzlein seinem Begleiter zu, indem er sich schüttelte, wie von einem Froste erfaßt, merkt Ihr nun, was es zu bedeuten hat? … Nein, klüger bin ich noch nicht geworden … ich muß Euch schon um Aufklärung bitten, Meister. Ah … Aufklärung, machte Bölzlein, indem er sich scheu nach allen Seiten umblickte, wer die geben könnt' in diesen Unglückstagen! Eine Meinung werdet Ihr doch haben, wie diese Leute, da Ihr den Zeichen eine Bedeutung beizumessen scheint. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <p><pb facs="#f0043"/> finger erhebend: Ah … seht Ihr's nicht, Herr, … dort auf der Thüre? …</p><lb/> <p>Nein … da bemerke ich nichts Besonderes.</p><lb/> <p>Die drei Kreuzlein, mit rother Kreide gezeichnet?</p><lb/> <p>Nun ja … vermuthlich der muthwillige Versuch eines Schuljungen!</p><lb/> <p>Nein, nein, schüttelte der Schneider ängstlich den Kopf, Ihr werdet's schon sehen beim nächsten Rathsherrenhause, kommt nur mit.</p><lb/> <p>Der Zug setzte sich in Bewegung, um bei dem nächsten Hause, über dessen Thüre ein Wappen in Stein ausgehauen war, wieder Halt zu machen, ohne daß sich Jemand Mühe gegeben hätte, die dazwischen liegenden unbewappneten Häuser in Augenschein zu nehmen. Und wirklich, hier waren abermals einige Kreuzzeichen merkbar an der Thüre, einzig mit dem Unterschiede, daß diese mit schwarzer Kreide oder Farbe gezeichnet waren. Und jetzt, flüsterte Meister Bölzlein seinem Begleiter zu, indem er sich schüttelte, wie von einem Froste erfaßt, merkt Ihr nun, was es zu bedeuten hat? …</p><lb/> <p>Nein, klüger bin ich noch nicht geworden … ich muß Euch schon um Aufklärung bitten, Meister.</p><lb/> <p>Ah … Aufklärung, machte Bölzlein, indem er sich scheu nach allen Seiten umblickte, wer die geben könnt' in diesen Unglückstagen!</p><lb/> <p>Eine Meinung werdet Ihr doch haben, wie diese Leute, da Ihr den Zeichen eine Bedeutung beizumessen scheint.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
finger erhebend: Ah … seht Ihr's nicht, Herr, … dort auf der Thüre? …
Nein … da bemerke ich nichts Besonderes.
Die drei Kreuzlein, mit rother Kreide gezeichnet?
Nun ja … vermuthlich der muthwillige Versuch eines Schuljungen!
Nein, nein, schüttelte der Schneider ängstlich den Kopf, Ihr werdet's schon sehen beim nächsten Rathsherrenhause, kommt nur mit.
Der Zug setzte sich in Bewegung, um bei dem nächsten Hause, über dessen Thüre ein Wappen in Stein ausgehauen war, wieder Halt zu machen, ohne daß sich Jemand Mühe gegeben hätte, die dazwischen liegenden unbewappneten Häuser in Augenschein zu nehmen. Und wirklich, hier waren abermals einige Kreuzzeichen merkbar an der Thüre, einzig mit dem Unterschiede, daß diese mit schwarzer Kreide oder Farbe gezeichnet waren. Und jetzt, flüsterte Meister Bölzlein seinem Begleiter zu, indem er sich schüttelte, wie von einem Froste erfaßt, merkt Ihr nun, was es zu bedeuten hat? …
Nein, klüger bin ich noch nicht geworden … ich muß Euch schon um Aufklärung bitten, Meister.
Ah … Aufklärung, machte Bölzlein, indem er sich scheu nach allen Seiten umblickte, wer die geben könnt' in diesen Unglückstagen!
Eine Meinung werdet Ihr doch haben, wie diese Leute, da Ihr den Zeichen eine Bedeutung beizumessen scheint.
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Zitationshilfe: | Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/43>, abgerufen am 05.07.2024. |