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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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erfahren, auch das wußte sie deutlich; aber es war noch immer früh genug, wohl zu früh, wann es kommen mochte. Das Herz sträubt sich stets, bei der Empfindung eines unerwarteten Glückes, sei dieses ein bewußtes oder unbewußtes plötzlich wieder dem Schmerze seine Pforten zu öffnen, und so schwieg auch das Fräulein in fast ängstlicher Selbstbehütung, bis der Friseur zur Seite trat und schüchtern sagte: Wenn ich Euch um den Spiegel bitten dürfte, gnädiges Fräulein.

Das eigene Bild, das ihr aus dem geschliffenen Kristalle entgegentrat, verscheuchte die traumhaften Schatten wieder, die sich hervorgedrängt, obwohl sie sich selbst jetzt fast wie ein Traumbild erschien. Bin ich das wirklich selbst? rief sie nach einer Pause lächelnd und zugleich über den Ausruf wie eine dunkle Rose erglühend; wahrhaftig, Ihr seid ein seltsamer Haarkünstler, mein Herr! ... Nein, nein, fuhr sie jedoch mit einer abwehrenden Handbewegung, den Spiegel dem verlegen vor ihr Stehenden zurückgebend, fort, es ist gut so ... ich bin zufrieden, verlaßt Euch drauf.

Sie erhob sich und wollte dem grünen Fenster zugehen; aber sie mußte nach dem ersten Schritte stehen bleiben und sich an die weiße Marmorplatte des Tisches lehnen. Ihr habt nur noch zu meinem Vater zu gehen, sagte sie leise, ohne aufzublicken; mein Mädchen wird Euch draußen den Weg weisen.

Und ich darf wiederkommen ... Ihr seid zufrieden mit meinem Dienste, gnädiges Fräulein?

erfahren, auch das wußte sie deutlich; aber es war noch immer früh genug, wohl zu früh, wann es kommen mochte. Das Herz sträubt sich stets, bei der Empfindung eines unerwarteten Glückes, sei dieses ein bewußtes oder unbewußtes plötzlich wieder dem Schmerze seine Pforten zu öffnen, und so schwieg auch das Fräulein in fast ängstlicher Selbstbehütung, bis der Friseur zur Seite trat und schüchtern sagte: Wenn ich Euch um den Spiegel bitten dürfte, gnädiges Fräulein.

Das eigene Bild, das ihr aus dem geschliffenen Kristalle entgegentrat, verscheuchte die traumhaften Schatten wieder, die sich hervorgedrängt, obwohl sie sich selbst jetzt fast wie ein Traumbild erschien. Bin ich das wirklich selbst? rief sie nach einer Pause lächelnd und zugleich über den Ausruf wie eine dunkle Rose erglühend; wahrhaftig, Ihr seid ein seltsamer Haarkünstler, mein Herr! … Nein, nein, fuhr sie jedoch mit einer abwehrenden Handbewegung, den Spiegel dem verlegen vor ihr Stehenden zurückgebend, fort, es ist gut so … ich bin zufrieden, verlaßt Euch drauf.

Sie erhob sich und wollte dem grünen Fenster zugehen; aber sie mußte nach dem ersten Schritte stehen bleiben und sich an die weiße Marmorplatte des Tisches lehnen. Ihr habt nur noch zu meinem Vater zu gehen, sagte sie leise, ohne aufzublicken; mein Mädchen wird Euch draußen den Weg weisen.

Und ich darf wiederkommen … Ihr seid zufrieden mit meinem Dienste, gnädiges Fräulein?

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[0031] erfahren, auch das wußte sie deutlich; aber es war noch immer früh genug, wohl zu früh, wann es kommen mochte. Das Herz sträubt sich stets, bei der Empfindung eines unerwarteten Glückes, sei dieses ein bewußtes oder unbewußtes plötzlich wieder dem Schmerze seine Pforten zu öffnen, und so schwieg auch das Fräulein in fast ängstlicher Selbstbehütung, bis der Friseur zur Seite trat und schüchtern sagte: Wenn ich Euch um den Spiegel bitten dürfte, gnädiges Fräulein. Das eigene Bild, das ihr aus dem geschliffenen Kristalle entgegentrat, verscheuchte die traumhaften Schatten wieder, die sich hervorgedrängt, obwohl sie sich selbst jetzt fast wie ein Traumbild erschien. Bin ich das wirklich selbst? rief sie nach einer Pause lächelnd und zugleich über den Ausruf wie eine dunkle Rose erglühend; wahrhaftig, Ihr seid ein seltsamer Haarkünstler, mein Herr! … Nein, nein, fuhr sie jedoch mit einer abwehrenden Handbewegung, den Spiegel dem verlegen vor ihr Stehenden zurückgebend, fort, es ist gut so … ich bin zufrieden, verlaßt Euch drauf. Sie erhob sich und wollte dem grünen Fenster zugehen; aber sie mußte nach dem ersten Schritte stehen bleiben und sich an die weiße Marmorplatte des Tisches lehnen. Ihr habt nur noch zu meinem Vater zu gehen, sagte sie leise, ohne aufzublicken; mein Mädchen wird Euch draußen den Weg weisen. Und ich darf wiederkommen … Ihr seid zufrieden mit meinem Dienste, gnädiges Fräulein?

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/31>, abgerufen am 21.11.2024.