Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.Das ein und zwanzigste Capitel. Es hat seinen Namen von dezi denuko, dasist, gehe in den Winckel, es liegt gleichsam als wie in einem Winckel, gegen dem Holtze zu, und heist also ein Dorf, das beyseit im Winckel liegt, hat guten Boden, schöne Wiesen, daher auch so leicht keine Wüstung zu besorgen, hält selbst Schafe, und dienet aufs Schloß-Forwerck. Es bestehet aus 2 Richter-Güthern, 1 Frey-Bauer so 2 Hu- fen Acker hat, so vor uralten Zeiten ein Ade- liches Guth soll seyn gewesen, 20 Dienst- Hüfnern, 17 Häuslern und noch 1 Häusel, wel- ches auf der Gemeinde Grund und Boden. Wenn von Herrschafts-Bedienten jemand heraus kömt, so muß der Richter selbte mit Essen und Futter versorgen. Jm Jahre 1711 den 10 Jan. starb daselbst der Schwein- Hirte nebst seiner Frauen und einem Kinde, gehlinges Todes, ohne alle Kranckheit, man gab vor, sie wären an einem verdächtigen Orte betteln gewesen, es wurde solches von dem Richter in einem Hochlöblichen Amte ange- geben, und Nachfrage gethan, was man mit denen Verstorbenen machen sollte, dieses gab Befehl, daß der noch lebende Sohn sollte die Leichen zu Hause im Garten selbst begraben, da aber dieser solches nicht thun wollte, so gab sich ein anderer Mann dazu an, wenn ihn die Gemeinde vier Wochen mit aller Noth-
Das ein und zwanzigſte Capitel. Es hat ſeinen Namen von dezi denuko, dasiſt, gehe in den Winckel, es liegt gleichſam als wie in einem Winckel, gegen dem Holtze zu, und heiſt alſo ein Dorf, das beyſeit im Winckel liegt, hat guten Boden, ſchoͤne Wieſen, daher auch ſo leicht keine Wuͤſtung zu beſorgen, haͤlt ſelbſt Schafe, und dienet aufs Schloß-Forwerck. Es beſtehet aus 2 Richter-Guͤthern, 1 Frey-Bauer ſo 2 Hu- fen Acker hat, ſo vor uralten Zeiten ein Ade- liches Guth ſoll ſeyn geweſen, 20 Dienſt- Huͤfnern, 17 Haͤuslern und noch 1 Haͤuſel, wel- ches auf der Gemeinde Grund und Boden. Wenn von Herrſchafts-Bedienten jemand heraus koͤmt, ſo muß der Richter ſelbte mit Eſſen und Futter verſorgen. Jm Jahre 1711 den 10 Jan. ſtarb daſelbſt der Schwein- Hirte nebſt ſeiner Frauen und einem Kinde, gehlinges Todes, ohne alle Kranckheit, man gab vor, ſie waͤren an einem verdaͤchtigen Orte betteln geweſen, es wurde ſolches von dem Richter in einem Hochloͤblichen Amte ange- geben, und Nachfrage gethan, was man mit denen Verſtorbenen machen ſollte, dieſes gab Befehl, daß der noch lebende Sohn ſollte die Leichen zu Hauſe im Garten ſelbſt begraben, da aber dieſer ſolches nicht thun wollte, ſo gab ſich ein anderer Mann dazu an, wenn ihn die Gemeinde vier Wochen mit aller Noth-
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Das ein und zwanzigſte Capitel.
Es hat ſeinen Namen von dezi denuko, das
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als wie in einem Winckel, gegen dem Holtze
zu, und heiſt alſo ein Dorf, das beyſeit im
Winckel liegt, hat guten Boden, ſchoͤne
Wieſen, daher auch ſo leicht keine Wuͤſtung
zu beſorgen, haͤlt ſelbſt Schafe, und dienet
aufs Schloß-Forwerck. Es beſtehet aus 2
Richter-Guͤthern, 1 Frey-Bauer ſo 2 Hu-
fen Acker hat, ſo vor uralten Zeiten ein Ade-
liches Guth ſoll ſeyn geweſen, 20 Dienſt-
Huͤfnern, 17 Haͤuslern und noch 1 Haͤuſel, wel-
ches auf der Gemeinde Grund und Boden.
Wenn von Herrſchafts-Bedienten jemand
heraus koͤmt, ſo muß der Richter ſelbte mit
Eſſen und Futter verſorgen. Jm Jahre
1711 den 10 Jan. ſtarb daſelbſt der Schwein-
Hirte nebſt ſeiner Frauen und einem Kinde,
gehlinges Todes, ohne alle Kranckheit, man gab
vor, ſie waͤren an einem verdaͤchtigen Orte
betteln geweſen, es wurde ſolches von dem
Richter in einem Hochloͤblichen Amte ange-
geben, und Nachfrage gethan, was man mit
denen Verſtorbenen machen ſollte, dieſes gab
Befehl, daß der noch lebende Sohn ſollte die
Leichen zu Hauſe im Garten ſelbſt begraben,
da aber dieſer ſolches nicht thun wollte, ſo
gab ſich ein anderer Mann dazu an, wenn
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