Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Von denen Dorfschaften.
men Heuschrecken in grosser Menge geflogen,
daß auch die Luft von denselben gantz schwartz
war, thaten aber keinen sonderlichen Scha-
den, indem sie sich bald wieder verlohren. Jm
Jahre 1732 den 1 August verlohr sich der jun-
ge Hobrecht und wurde den zehenden hujus
im Sckadischen Gehöltze, nachdem er sich
selbst erhencket, gefunden, er war melancholisch,
wurde von einer armen Frau abgenommen
und nach Senftenberg begraben auf den
Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den
16 May fiel ein starcker Frost, daß auch das
dritte Theil des Korns erfror, und war also
vor hiesige Einwohner ein sehr schweres Jahr,
denn ob wohl das Korn unten an der Wur-
tzel wieder ausschlug und auch Körner bekam,
so hat man doch kaum die Saat wieder be-
kommen. Jn eben diesem Jahre thaten die
Schlossen auf den Feldern nach Senftenberg
zu, grossen Schaden. Jm Jahre 1734 den
27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein
Hüfner von der Scheure aufs Tenne und
ward also todt gefunden, war ein böser Mann,
ein grosser Verächter des Wortes GOttes
und der Priester, wie er denn auch niemahls
ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng,
wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre-
digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein sehr
schweres Jahr wegen der grossen Nässe, welche

das
Q 3

Von denen Dorfſchaften.
men Heuſchrecken in groſſer Menge geflogen,
daß auch die Luft von denſelben gantz ſchwartz
war, thaten aber keinen ſonderlichen Scha-
den, indem ſie ſich bald wieder verlohren. Jm
Jahre 1732 den 1 Auguſt verlohr ſich der jun-
ge Hobrecht und wurde den zehenden hujus
im Sckadiſchen Gehoͤltze, nachdem er ſich
ſelbſt erhencket, gefunden, er war melancholiſch,
wurde von einer armen Frau abgenommen
und nach Senftenberg begraben auf den
Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den
16 May fiel ein ſtarcker Froſt, daß auch das
dritte Theil des Korns erfror, und war alſo
vor hieſige Einwohner ein ſehr ſchweres Jahr,
denn ob wohl das Korn unten an der Wur-
tzel wieder ausſchlug und auch Koͤrner bekam,
ſo hat man doch kaum die Saat wieder be-
kommen. Jn eben dieſem Jahre thaten die
Schloſſen auf den Feldern nach Senftenberg
zu, groſſen Schaden. Jm Jahre 1734 den
27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein
Huͤfner von der Scheure aufs Tenne und
ward alſo todt gefunden, war ein boͤſer Mann,
ein groſſer Veraͤchter des Wortes GOttes
und der Prieſter, wie er denn auch niemahls
ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng,
wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre-
digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein ſehr
ſchweres Jahr wegen der groſſen Naͤſſe, welche

das
Q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0247" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Dorf&#x017F;chaften.</hi></fw><lb/>
men Heu&#x017F;chrecken in gro&#x017F;&#x017F;er Menge geflogen,<lb/>
daß auch die Luft von den&#x017F;elben gantz &#x017F;chwartz<lb/>
war, thaten aber keinen &#x017F;onderlichen Scha-<lb/>
den, indem &#x017F;ie &#x017F;ich bald wieder verlohren. Jm<lb/>
Jahre 1732 den 1 Augu&#x017F;t verlohr &#x017F;ich der jun-<lb/>
ge Hobrecht und wurde den zehenden <hi rendition="#aq">hujus</hi><lb/>
im Sckadi&#x017F;chen Geho&#x0364;ltze, nachdem er &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t erhencket, gefunden, er war melancholi&#x017F;ch,<lb/>
wurde von einer armen Frau abgenommen<lb/>
und nach Senftenberg begraben auf den<lb/>
Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den<lb/>
16 May fiel ein &#x017F;tarcker Fro&#x017F;t, daß auch das<lb/>
dritte Theil des Korns erfror, und war al&#x017F;o<lb/>
vor hie&#x017F;ige Einwohner ein &#x017F;ehr &#x017F;chweres Jahr,<lb/>
denn ob wohl das Korn unten an der Wur-<lb/>
tzel wieder aus&#x017F;chlug und auch Ko&#x0364;rner bekam,<lb/>
&#x017F;o hat man doch kaum die Saat wieder be-<lb/>
kommen. Jn eben die&#x017F;em Jahre thaten die<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;en auf den Feldern nach Senftenberg<lb/>
zu, gro&#x017F;&#x017F;en Schaden. Jm Jahre 1734 den<lb/>
27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein<lb/>
Hu&#x0364;fner von der Scheure aufs Tenne und<lb/>
ward al&#x017F;o todt gefunden, war ein bo&#x0364;&#x017F;er Mann,<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er Vera&#x0364;chter des Wortes GOttes<lb/>
und der Prie&#x017F;ter, wie er denn auch niemahls<lb/>
ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng,<lb/>
wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre-<lb/>
digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;chweres Jahr wegen der gro&#x017F;&#x017F;en Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0247] Von denen Dorfſchaften. men Heuſchrecken in groſſer Menge geflogen, daß auch die Luft von denſelben gantz ſchwartz war, thaten aber keinen ſonderlichen Scha- den, indem ſie ſich bald wieder verlohren. Jm Jahre 1732 den 1 Auguſt verlohr ſich der jun- ge Hobrecht und wurde den zehenden hujus im Sckadiſchen Gehoͤltze, nachdem er ſich ſelbſt erhencket, gefunden, er war melancholiſch, wurde von einer armen Frau abgenommen und nach Senftenberg begraben auf den Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den 16 May fiel ein ſtarcker Froſt, daß auch das dritte Theil des Korns erfror, und war alſo vor hieſige Einwohner ein ſehr ſchweres Jahr, denn ob wohl das Korn unten an der Wur- tzel wieder ausſchlug und auch Koͤrner bekam, ſo hat man doch kaum die Saat wieder be- kommen. Jn eben dieſem Jahre thaten die Schloſſen auf den Feldern nach Senftenberg zu, groſſen Schaden. Jm Jahre 1734 den 27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein Huͤfner von der Scheure aufs Tenne und ward alſo todt gefunden, war ein boͤſer Mann, ein groſſer Veraͤchter des Wortes GOttes und der Prieſter, wie er denn auch niemahls ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng, wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre- digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein ſehr ſchweres Jahr wegen der groſſen Naͤſſe, welche das Q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/247
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/247>, abgerufen am 24.11.2024.