Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen Dorfschaften.
lischen Religion zugethan (ausser dem Richter
so Evangelischer Religion) so hält es sich
nach Wittgenau zum GOttes-Dienst, muß
aber alle Actus in der Stadt dem Sub-Diaco-
no
bezahlen, hat mittelmäßigen Boden. Jm
Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der
darin befindlichen Pest bis den 14 April ge-
sperret, welche ein Studiosus mit von Prage
gebracht, es sturb das gantze Dorf bis ein
ein Paar Personen aus. Jm Jahre 1720
den 22 May fiel ein altes Weib, als sie nach
Hause gehen wollte, von einem Steige ins
Wasser, und wurde den andern Tag todt ge-
funden.

Burgck, wendisch gleiches Namens, das
wendische Wort kömmt her von Broh oder
Broha ein Ufer, das ist ein Dorf am Ufer, es
lieget am Ufer der Spreu, eine starcke Meile
von der Stadt, hat 2 Richter-Güther, 12
Dienst-Hufen, 3 Gärtner und 5 Häusler,
zum GOttes-Dienst gehöret es in die Stadt,
schencket Stadt-Bier, hält selbst Schafe,
und ist der Wustung sehr ergeben, indem es
schlechten sandichten Acker hat, so sehr wenig
trägt, über diß auch vom Wilde grossen Scha-
den leidet, daher die Einwohner in der aller-
grösten Armuth, welche sich meistentheils von
Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631
war die Pest allda, und starb fast gantz aus,

ist
O 4

Von denen Dorfſchaften.
liſchen Religion zugethan (auſſer dem Richter
ſo Evangeliſcher Religion) ſo haͤlt es ſich
nach Wittgenau zum GOttes-Dienſt, muß
aber alle Actus in der Stadt dem Sub-Diaco-
no
bezahlen, hat mittelmaͤßigen Boden. Jm
Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der
darin befindlichen Peſt bis den 14 April ge-
ſperret, welche ein Studioſus mit von Prage
gebracht, es ſturb das gantze Dorf bis ein
ein Paar Perſonen aus. Jm Jahre 1720
den 22 May fiel ein altes Weib, als ſie nach
Hauſe gehen wollte, von einem Steige ins
Waſſer, und wurde den andern Tag todt ge-
funden.

Burgck, wendiſch gleiches Namens, das
wendiſche Wort koͤmmt her von Broh oder
Broha ein Ufer, das iſt ein Dorf am Ufer, es
lieget am Ufer der Spreu, eine ſtarcke Meile
von der Stadt, hat 2 Richter-Guͤther, 12
Dienſt-Hufen, 3 Gaͤrtner und 5 Haͤusler,
zum GOttes-Dienſt gehoͤret es in die Stadt,
ſchencket Stadt-Bier, haͤlt ſelbſt Schafe,
und iſt der Wuſtung ſehr ergeben, indem es
ſchlechten ſandichten Acker hat, ſo ſehr wenig
traͤgt, uͤber diß auch vom Wilde groſſen Scha-
den leidet, daher die Einwohner in der aller-
groͤſten Armuth, welche ſich meiſtentheils von
Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631
war die Peſt allda, und ſtarb faſt gantz aus,

iſt
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0217" n="199"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen Dorf&#x017F;chaften.</hi></fw><lb/>
li&#x017F;chen Religion zugethan (au&#x017F;&#x017F;er dem Richter<lb/>
&#x017F;o Evangeli&#x017F;cher Religion) &#x017F;o ha&#x0364;lt es &#x017F;ich<lb/>
nach Wittgenau zum GOttes-Dien&#x017F;t, muß<lb/>
aber alle <hi rendition="#aq">Actus</hi> in der Stadt dem <hi rendition="#aq">Sub-Diaco-<lb/>
no</hi> bezahlen, hat mittelma&#x0364;ßigen Boden. Jm<lb/>
Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der<lb/>
darin befindlichen Pe&#x017F;t bis den 14 April ge-<lb/>
&#x017F;perret, welche ein <hi rendition="#aq">Studio&#x017F;us</hi> mit von Prage<lb/>
gebracht, es &#x017F;turb das gantze Dorf bis ein<lb/>
ein Paar Per&#x017F;onen aus. Jm Jahre 1720<lb/>
den 22 May fiel ein altes Weib, als &#x017F;ie nach<lb/>
Hau&#x017F;e gehen wollte, von einem Steige ins<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, und wurde den andern Tag todt ge-<lb/>
funden.</p><lb/>
        <p>Burgck, wendi&#x017F;ch gleiches Namens, das<lb/>
wendi&#x017F;che Wort ko&#x0364;mmt her von Broh oder<lb/>
Broha ein Ufer, das i&#x017F;t ein Dorf am Ufer, es<lb/>
lieget am Ufer der Spreu, eine &#x017F;tarcke Meile<lb/>
von der Stadt, hat 2 Richter-Gu&#x0364;ther, 12<lb/>
Dien&#x017F;t-Hufen, 3 Ga&#x0364;rtner und 5 Ha&#x0364;usler,<lb/>
zum GOttes-Dien&#x017F;t geho&#x0364;ret es in die Stadt,<lb/>
&#x017F;chencket Stadt-Bier, ha&#x0364;lt &#x017F;elb&#x017F;t Schafe,<lb/>
und i&#x017F;t der Wu&#x017F;tung &#x017F;ehr ergeben, indem es<lb/>
&#x017F;chlechten &#x017F;andichten Acker hat, &#x017F;o &#x017F;ehr wenig<lb/>
tra&#x0364;gt, u&#x0364;ber diß auch vom Wilde gro&#x017F;&#x017F;en Scha-<lb/>
den leidet, daher die Einwohner in der aller-<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Armuth, welche &#x017F;ich mei&#x017F;tentheils von<lb/>
Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631<lb/>
war die Pe&#x017F;t allda, und &#x017F;tarb fa&#x017F;t gantz aus,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 4</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0217] Von denen Dorfſchaften. liſchen Religion zugethan (auſſer dem Richter ſo Evangeliſcher Religion) ſo haͤlt es ſich nach Wittgenau zum GOttes-Dienſt, muß aber alle Actus in der Stadt dem Sub-Diaco- no bezahlen, hat mittelmaͤßigen Boden. Jm Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der darin befindlichen Peſt bis den 14 April ge- ſperret, welche ein Studioſus mit von Prage gebracht, es ſturb das gantze Dorf bis ein ein Paar Perſonen aus. Jm Jahre 1720 den 22 May fiel ein altes Weib, als ſie nach Hauſe gehen wollte, von einem Steige ins Waſſer, und wurde den andern Tag todt ge- funden. Burgck, wendiſch gleiches Namens, das wendiſche Wort koͤmmt her von Broh oder Broha ein Ufer, das iſt ein Dorf am Ufer, es lieget am Ufer der Spreu, eine ſtarcke Meile von der Stadt, hat 2 Richter-Guͤther, 12 Dienſt-Hufen, 3 Gaͤrtner und 5 Haͤusler, zum GOttes-Dienſt gehoͤret es in die Stadt, ſchencket Stadt-Bier, haͤlt ſelbſt Schafe, und iſt der Wuſtung ſehr ergeben, indem es ſchlechten ſandichten Acker hat, ſo ſehr wenig traͤgt, uͤber diß auch vom Wilde groſſen Scha- den leidet, daher die Einwohner in der aller- groͤſten Armuth, welche ſich meiſtentheils von Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631 war die Peſt allda, und ſtarb faſt gantz aus, iſt O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/217
Zitationshilfe: Frentzel, Salomon Gottlob: Historischer Schau-Platz Oder Chronike Und Beschreibung Der Königlichen und Churfürstlichen Sächßischen Stadt und Herrschaft Hoyerswerda Im Marggraffthume Ober-Laußitz. Leipzig u. a., 1744, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frentzel_schauplatz_1744/217>, abgerufen am 24.11.2024.