Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.sah die Sterne an. Und immer fühlte sie Axels Hand in der ihrigen, eine schmale feingliedrige, weiche Hand, die sie festhielt. Morgens früh aber sagte ihr etwas ins Ohr: "Steh auf! Er ist da!" Und ehe sie sich recht besann, hatte sie das Gefühl einer großen, ihrer wartenden Freude. Sie trafen sich auf der Treppe und lachten sich an. "Soll ich ihn heute fragen?" flüsterte Axel. "Ach nein, nein!" wehrte Lisbeth, "warte noch." "Lisbeth, wenn er Nein sagt!" Sie reichte ihm stumm die Hand, um sie heftig und selbstvergessen zu drücken. In ihren Augen leuchtete ein unbeugsamer Entschluß. "Geh voran, Axel - ich möchte, daß sie mich heute schelten! sie hätten Grund, denn ich bin falsch gegen sie." Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung, Mama hatte schon selbst den Thee gemacht und Braunkuchen aufgestellt, alle waren bereits in Feststimmung. "Dir zu Ehren!" sagte Tante Martha und zupfte den Neffen am Aermel. "Nein, solch 'n Besuch, das ist doch das Reizendste, was ich mir denken kann!" "Wie mir Tante die Cour macht! ich bin das Reizendste, was sie sich denken kann," lachte Axel, während Tante Martha sich erröthend vertheidigte. Doch verfiel sie sofort in denselben Fehler, als sich der Kitt so vortrefflich anließ: "Darauf müßtest Du ein Patent nehmen, Axel, sonst ist es jammerschade." sah die Sterne an. Und immer fühlte sie Axels Hand in der ihrigen, eine schmale feingliedrige, weiche Hand, die sie festhielt. Morgens früh aber sagte ihr etwas ins Ohr: „Steh auf! Er ist da!“ Und ehe sie sich recht besann, hatte sie das Gefühl einer großen, ihrer wartenden Freude. Sie trafen sich auf der Treppe und lachten sich an. „Soll ich ihn heute fragen?“ flüsterte Axel. „Ach nein, nein!“ wehrte Lisbeth, „warte noch.“ „Lisbeth, wenn er Nein sagt!“ Sie reichte ihm stumm die Hand, um sie heftig und selbstvergessen zu drücken. In ihren Augen leuchtete ein unbeugsamer Entschluß. „Geh voran, Axel – ich möchte, daß sie mich heute schelten! sie hätten Grund, denn ich bin falsch gegen sie.“ Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung, Mama hatte schon selbst den Thee gemacht und Braunkuchen aufgestellt, alle waren bereits in Feststimmung. „Dir zu Ehren!“ sagte Tante Martha und zupfte den Neffen am Aermel. „Nein, solch ’n Besuch, das ist doch das Reizendste, was ich mir denken kann!“ „Wie mir Tante die Cour macht! ich bin das Reizendste, was sie sich denken kann,“ lachte Axel, während Tante Martha sich erröthend vertheidigte. Doch verfiel sie sofort in denselben Fehler, als sich der Kitt so vortrefflich anließ: „Darauf müßtest Du ein Patent nehmen, Axel, sonst ist es jammerschade.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0371" n="363"/> sah die Sterne an. Und immer fühlte sie Axels Hand in der ihrigen, eine schmale feingliedrige, weiche Hand, die sie festhielt. Morgens früh aber sagte ihr etwas ins Ohr: „Steh auf! Er ist da!“ Und ehe sie sich recht besann, hatte sie das Gefühl einer großen, ihrer wartenden Freude.</p> <p>Sie trafen sich auf der Treppe und lachten sich an. „Soll ich ihn heute fragen?“ flüsterte Axel.</p> <p>„Ach nein, nein!“ wehrte Lisbeth, „warte noch.“</p> <p>„Lisbeth, wenn er Nein sagt!“</p> <p>Sie reichte ihm stumm die Hand, um sie heftig und selbstvergessen zu drücken. In ihren Augen leuchtete ein unbeugsamer Entschluß. „Geh voran, Axel – ich möchte, daß sie mich heute schelten! sie hätten Grund, denn ich bin falsch gegen sie.“</p> <p>Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung, Mama hatte schon selbst den Thee gemacht und Braunkuchen aufgestellt, alle waren bereits in Feststimmung.</p> <p>„Dir zu Ehren!“ sagte Tante Martha und zupfte den Neffen am Aermel. „Nein, solch ’n Besuch, das ist doch das Reizendste, was ich mir denken kann!“</p> <p>„Wie mir Tante die Cour macht! ich bin das Reizendste, was sie sich denken kann,“ lachte Axel, während Tante Martha sich erröthend vertheidigte.</p> <p>Doch verfiel sie sofort in denselben Fehler, als sich der Kitt so vortrefflich anließ: „Darauf müßtest Du ein Patent nehmen, Axel, sonst ist es jammerschade.“</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [363/0371]
sah die Sterne an. Und immer fühlte sie Axels Hand in der ihrigen, eine schmale feingliedrige, weiche Hand, die sie festhielt. Morgens früh aber sagte ihr etwas ins Ohr: „Steh auf! Er ist da!“ Und ehe sie sich recht besann, hatte sie das Gefühl einer großen, ihrer wartenden Freude.
Sie trafen sich auf der Treppe und lachten sich an. „Soll ich ihn heute fragen?“ flüsterte Axel.
„Ach nein, nein!“ wehrte Lisbeth, „warte noch.“
„Lisbeth, wenn er Nein sagt!“
Sie reichte ihm stumm die Hand, um sie heftig und selbstvergessen zu drücken. In ihren Augen leuchtete ein unbeugsamer Entschluß. „Geh voran, Axel – ich möchte, daß sie mich heute schelten! sie hätten Grund, denn ich bin falsch gegen sie.“
Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung, Mama hatte schon selbst den Thee gemacht und Braunkuchen aufgestellt, alle waren bereits in Feststimmung.
„Dir zu Ehren!“ sagte Tante Martha und zupfte den Neffen am Aermel. „Nein, solch ’n Besuch, das ist doch das Reizendste, was ich mir denken kann!“
„Wie mir Tante die Cour macht! ich bin das Reizendste, was sie sich denken kann,“ lachte Axel, während Tante Martha sich erröthend vertheidigte.
Doch verfiel sie sofort in denselben Fehler, als sich der Kitt so vortrefflich anließ: „Darauf müßtest Du ein Patent nehmen, Axel, sonst ist es jammerschade.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |