Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

schadet nicht; da Sie nicht meine Frau sind, habe ich es sogar ganz gern." "Also von Ihrer Frau nicht?" fragte ich. Da zwinkerte er ordentlich unruhig und stöhnte: "Um Gottes willen, in vier Wochen wär ich eine Leiche." "Reizende Komplimente machen Sie mir," sagte ich, wider Willen lachend. Da hielt er mich an der Hand fest, denn ich wollte weg, und rief dabei: "Larifari, Komplimente - Sie streben ja nach Gleichberechtigung, dann hängen wir die Galanterie an den Nagel." "Wann habe ich gesagt, daß ich danach strebe?" rief ich, ganz verdutzt, daß dieser Mensch mich irgendwie richtig beurtheilen könnte. "O, kleine Heuchlerin, das sagt jeder Blick Ihrer braunen Augen, die mich jetzt so strafend ansehen, jede empörte Handbewegung gegen mich; ja ja, mein Fräulein, so sehen die Emancipirten aus; da drüben hängt ein Spiegel, gestatten Sie, daß ich Sie hinführe, Erika hat's erlaubt." Damit bot er mir den Arm und nickte Mama zu, die ganz ängstliche Augen machte. Nachher nahm sie mich gleich beiseite und wollte wissen, was Doktor Eybe gemeint hätte, und dann streichelte sie mich vor aller Augen und sagte ganz laut: "Du emancipirt! Mein armes Kind! Aber sei nur still, Doktor Eybe hat es nicht böse gemeint, Du weißt, er ist mal unser Spaßvogel." Und ins Ohr flüsterte sie mir gleichzeitig: "Der dumme Kerl! mach Dir nichts daraus!" Kannst Du Dir denken, wie ich auf Kohlen saß?

schadet nicht; da Sie nicht meine Frau sind, habe ich es sogar ganz gern.“ „Also von Ihrer Frau nicht?“ fragte ich. Da zwinkerte er ordentlich unruhig und stöhnte: „Um Gottes willen, in vier Wochen wär ich eine Leiche.“ „Reizende Komplimente machen Sie mir,“ sagte ich, wider Willen lachend. Da hielt er mich an der Hand fest, denn ich wollte weg, und rief dabei: „Larifari, Komplimente – Sie streben ja nach Gleichberechtigung, dann hängen wir die Galanterie an den Nagel.“ „Wann habe ich gesagt, daß ich danach strebe?“ rief ich, ganz verdutzt, daß dieser Mensch mich irgendwie richtig beurtheilen könnte. „O, kleine Heuchlerin, das sagt jeder Blick Ihrer braunen Augen, die mich jetzt so strafend ansehen, jede empörte Handbewegung gegen mich; ja ja, mein Fräulein, so sehen die Emancipirten aus; da drüben hängt ein Spiegel, gestatten Sie, daß ich Sie hinführe, Erika hat’s erlaubt.“ Damit bot er mir den Arm und nickte Mama zu, die ganz ängstliche Augen machte. Nachher nahm sie mich gleich beiseite und wollte wissen, was Doktor Eybe gemeint hätte, und dann streichelte sie mich vor aller Augen und sagte ganz laut: „Du emancipirt! Mein armes Kind! Aber sei nur still, Doktor Eybe hat es nicht böse gemeint, Du weißt, er ist mal unser Spaßvogel.“ Und ins Ohr flüsterte sie mir gleichzeitig: „Der dumme Kerl! mach Dir nichts daraus!“ Kannst Du Dir denken, wie ich auf Kohlen saß?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0335" n="327"/>
schadet nicht; da Sie nicht meine Frau sind, habe ich es sogar ganz gern.&#x201C; &#x201E;Also von Ihrer Frau nicht?&#x201C; fragte ich. Da zwinkerte er ordentlich unruhig und stöhnte: &#x201E;Um Gottes willen, in vier Wochen wär ich eine Leiche.&#x201C; &#x201E;Reizende Komplimente machen Sie mir,&#x201C; sagte ich, wider Willen lachend. Da hielt er mich an der Hand fest, denn ich wollte weg, und rief dabei: &#x201E;Larifari, Komplimente &#x2013; Sie streben ja nach Gleichberechtigung, dann hängen wir die Galanterie an den Nagel.&#x201C; &#x201E;Wann habe ich gesagt, daß ich danach strebe?&#x201C; rief ich, ganz verdutzt, daß dieser Mensch mich irgendwie richtig beurtheilen könnte. &#x201E;O, kleine Heuchlerin, das sagt jeder Blick Ihrer braunen Augen, die mich jetzt so strafend ansehen, jede empörte Handbewegung gegen mich; ja ja, mein Fräulein, so sehen die Emancipirten aus; da drüben hängt ein Spiegel, gestatten Sie, daß ich Sie hinführe, Erika hat&#x2019;s erlaubt.&#x201C; Damit bot er mir den Arm und nickte Mama zu, die ganz ängstliche Augen machte. Nachher nahm sie mich gleich beiseite und wollte wissen, was Doktor Eybe gemeint hätte, und dann streichelte sie mich vor aller Augen und sagte ganz laut: &#x201E;Du emancipirt! Mein armes Kind! Aber sei nur still, Doktor Eybe hat es nicht böse gemeint, Du weißt, er ist mal unser Spaßvogel.&#x201C; Und ins Ohr flüsterte sie mir gleichzeitig: &#x201E;Der dumme Kerl! mach Dir nichts daraus!&#x201C; Kannst Du Dir denken, wie ich auf Kohlen saß?</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0335] schadet nicht; da Sie nicht meine Frau sind, habe ich es sogar ganz gern.“ „Also von Ihrer Frau nicht?“ fragte ich. Da zwinkerte er ordentlich unruhig und stöhnte: „Um Gottes willen, in vier Wochen wär ich eine Leiche.“ „Reizende Komplimente machen Sie mir,“ sagte ich, wider Willen lachend. Da hielt er mich an der Hand fest, denn ich wollte weg, und rief dabei: „Larifari, Komplimente – Sie streben ja nach Gleichberechtigung, dann hängen wir die Galanterie an den Nagel.“ „Wann habe ich gesagt, daß ich danach strebe?“ rief ich, ganz verdutzt, daß dieser Mensch mich irgendwie richtig beurtheilen könnte. „O, kleine Heuchlerin, das sagt jeder Blick Ihrer braunen Augen, die mich jetzt so strafend ansehen, jede empörte Handbewegung gegen mich; ja ja, mein Fräulein, so sehen die Emancipirten aus; da drüben hängt ein Spiegel, gestatten Sie, daß ich Sie hinführe, Erika hat’s erlaubt.“ Damit bot er mir den Arm und nickte Mama zu, die ganz ängstliche Augen machte. Nachher nahm sie mich gleich beiseite und wollte wissen, was Doktor Eybe gemeint hätte, und dann streichelte sie mich vor aller Augen und sagte ganz laut: „Du emancipirt! Mein armes Kind! Aber sei nur still, Doktor Eybe hat es nicht böse gemeint, Du weißt, er ist mal unser Spaßvogel.“ Und ins Ohr flüsterte sie mir gleichzeitig: „Der dumme Kerl! mach Dir nichts daraus!“ Kannst Du Dir denken, wie ich auf Kohlen saß?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/335
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/335>, abgerufen am 22.11.2024.