Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Dein Geheimniß, auf das Du nun schon ein paarmal so geheimnißvoll hindeutest - natürlich damit ich danach fragen soll -, ist wohl mehr zarter als hoher Natur? Am Ende hat sich Fräulein Cousine in einen Lehrer verliebt und möchte nun dem Angebeteten recht ähnlich werden? Das sind ja meistens die Motive Eurer Bildungsbestrebungen, wir kennen das.

Adieu, liebe kleine Märtyrerin, möge Dein Martyrium bald belohnt werden. Nähe recht viele Kleider, und koche recht viel Gurken ein, aber den Darwin wirf in die Ecke, wo sie am dunkelsten ist, der hat für Leute Eures Schlages nicht gelebt und geschrieben.

Dein wohlmeinender Vetter Axel.


Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen.

Lieber Axel, Du bist ein ekliger Junge, weißt Du das? Wenn ich mir von Mama und Papa alles gefallen lasse, so weiß ich doch warum, von Dir aber lasse ich mir nicht das Geringste gefallen, und wenn ich auch zehnmal von inferiorer Intelligenz bin! Ich soll in Jemand verliebt sein und deshalb lernen wollen? O, wie schändlich von Dir, mir so etwas zuzumuthen. Du denkst wohl nur an lauter Liebesgeschichten, deshalb setzest Du auch bei mir dergleichen voraus. Glaube nur nicht, daß ich mich über Deinen scheußlichen Brief

Dein Geheimniß, auf das Du nun schon ein paarmal so geheimnißvoll hindeutest – natürlich damit ich danach fragen soll –, ist wohl mehr zarter als hoher Natur? Am Ende hat sich Fräulein Cousine in einen Lehrer verliebt und möchte nun dem Angebeteten recht ähnlich werden? Das sind ja meistens die Motive Eurer Bildungsbestrebungen, wir kennen das.

Adieu, liebe kleine Märtyrerin, möge Dein Martyrium bald belohnt werden. Nähe recht viele Kleider, und koche recht viel Gurken ein, aber den Darwin wirf in die Ecke, wo sie am dunkelsten ist, der hat für Leute Eures Schlages nicht gelebt und geschrieben.

Dein wohlmeinender Vetter Axel.


Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen.

Lieber Axel, Du bist ein ekliger Junge, weißt Du das? Wenn ich mir von Mama und Papa alles gefallen lasse, so weiß ich doch warum, von Dir aber lasse ich mir nicht das Geringste gefallen, und wenn ich auch zehnmal von inferiorer Intelligenz bin! Ich soll in Jemand verliebt sein und deshalb lernen wollen? O, wie schändlich von Dir, mir so etwas zuzumuthen. Du denkst wohl nur an lauter Liebesgeschichten, deshalb setzest Du auch bei mir dergleichen voraus. Glaube nur nicht, daß ich mich über Deinen scheußlichen Brief

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <pb facs="#f0326" n="318"/>
          <p>Dein Geheimniß, auf das Du nun schon ein paarmal so geheimnißvoll hindeutest &#x2013; natürlich damit ich danach fragen soll &#x2013;, ist wohl mehr zarter als hoher Natur? Am Ende hat sich Fräulein Cousine in einen Lehrer verliebt und möchte nun dem Angebeteten recht ähnlich werden? Das sind ja meistens die Motive Eurer Bildungsbestrebungen, wir kennen das.</p>
          <p>Adieu, liebe kleine Märtyrerin, möge Dein Martyrium bald belohnt werden. Nähe recht viele Kleider, und koche recht viel Gurken ein, aber den Darwin wirf in die Ecke, wo sie am dunkelsten ist, der hat für Leute Eures Schlages nicht gelebt und geschrieben.</p>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#right">Dein wohlmeinender Vetter Axel.</hi> </salute>
          </closer>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="letter" n="2">
          <head>Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen.</head>
          <dateline> <hi rendition="#right">Wedel, 5. Oktober 1892.</hi> </dateline>
          <p>Lieber Axel, Du bist ein ekliger Junge, weißt Du das? Wenn ich mir von Mama und Papa alles gefallen lasse, so weiß ich doch warum, von Dir aber lasse ich mir nicht das Geringste gefallen, und wenn ich auch zehnmal von inferiorer Intelligenz bin! Ich soll in Jemand verliebt sein und deshalb lernen wollen? O, wie schändlich von Dir, mir so etwas zuzumuthen. Du denkst wohl nur an lauter Liebesgeschichten, deshalb setzest Du auch bei mir dergleichen voraus. Glaube nur nicht, daß ich mich über Deinen scheußlichen Brief
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0326] Dein Geheimniß, auf das Du nun schon ein paarmal so geheimnißvoll hindeutest – natürlich damit ich danach fragen soll –, ist wohl mehr zarter als hoher Natur? Am Ende hat sich Fräulein Cousine in einen Lehrer verliebt und möchte nun dem Angebeteten recht ähnlich werden? Das sind ja meistens die Motive Eurer Bildungsbestrebungen, wir kennen das. Adieu, liebe kleine Märtyrerin, möge Dein Martyrium bald belohnt werden. Nähe recht viele Kleider, und koche recht viel Gurken ein, aber den Darwin wirf in die Ecke, wo sie am dunkelsten ist, der hat für Leute Eures Schlages nicht gelebt und geschrieben. Dein wohlmeinender Vetter Axel. Lisbeth Markwort an Axel Lorenzen. Wedel, 5. Oktober 1892. Lieber Axel, Du bist ein ekliger Junge, weißt Du das? Wenn ich mir von Mama und Papa alles gefallen lasse, so weiß ich doch warum, von Dir aber lasse ich mir nicht das Geringste gefallen, und wenn ich auch zehnmal von inferiorer Intelligenz bin! Ich soll in Jemand verliebt sein und deshalb lernen wollen? O, wie schändlich von Dir, mir so etwas zuzumuthen. Du denkst wohl nur an lauter Liebesgeschichten, deshalb setzest Du auch bei mir dergleichen voraus. Glaube nur nicht, daß ich mich über Deinen scheußlichen Brief

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/326
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/326>, abgerufen am 03.12.2024.