Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.richtig von der Hand in den Mund, es ist ein Elend. O, ihr glücklichen, glücklichen Jungens! Bitte, schick mir, was Du für nützlich hältst, Du bist ja meine einzige Freundin! Mußt aber keinen Schnurrbart kriegen, hörst Du wohl? Auf Deinem Bild von vor einem Jahr schimmert schon so was; es wäre mir aber ungemüthlich. Schreib mir nur, wenn Du mir keine Moralpredigt halten willst, bitte, die brauch ich wirklich nicht. Wirst Du mir meinen Wunsch erfüllen? Wirst Du mir beistehen? Ich sitze hier in dem Nest wie auf einer einsamen Insel, obgleich ich im Elternhaus bin! Der liebe Gott schütze und erhalte es mir, es ist ein reizendes Haus, aber ich möchte mal weg! Kannst Du Dich in solche Widersprüche hineindenken? Die Adresse ist: Fräulein Henrika Steenbocken, Strichweg 5. Wedel. Deine treue Cousine Lisbeth. Axel Lorenzen an Lisbeth Markwort. Kopenhagen, 8. September 1892. Liebe Cousine! Dein Brief hat mir eine angenehme Überraschung bereitet. Gott sei Dank, daß Ihr endlich einmal anfangt, Euch zu rühren! Es wird aber auch Zeit, wir glauben Euch sonst nicht, daß Ihr es ernst meint. Also solch ein tapferer kleiner Kerl richtig von der Hand in den Mund, es ist ein Elend. O, ihr glücklichen, glücklichen Jungens! Bitte, schick mir, was Du für nützlich hältst, Du bist ja meine einzige Freundin! Mußt aber keinen Schnurrbart kriegen, hörst Du wohl? Auf Deinem Bild von vor einem Jahr schimmert schon so was; es wäre mir aber ungemüthlich. Schreib mir nur, wenn Du mir keine Moralpredigt halten willst, bitte, die brauch ich wirklich nicht. Wirst Du mir meinen Wunsch erfüllen? Wirst Du mir beistehen? Ich sitze hier in dem Nest wie auf einer einsamen Insel, obgleich ich im Elternhaus bin! Der liebe Gott schütze und erhalte es mir, es ist ein reizendes Haus, aber ich möchte mal weg! Kannst Du Dich in solche Widersprüche hineindenken? Die Adresse ist: Fräulein Henrika Steenbocken, Strichweg 5. Wedel. Deine treue Cousine Lisbeth. Axel Lorenzen an Lisbeth Markwort. Kopenhagen, 8. September 1892. Liebe Cousine! Dein Brief hat mir eine angenehme Überraschung bereitet. Gott sei Dank, daß Ihr endlich einmal anfangt, Euch zu rühren! Es wird aber auch Zeit, wir glauben Euch sonst nicht, daß Ihr es ernst meint. Also solch ein tapferer kleiner Kerl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0316" n="308"/> richtig von der Hand in den Mund, es ist ein Elend. O, ihr glücklichen, glücklichen Jungens!</p> <p>Bitte, schick mir, was Du für nützlich hältst, Du bist ja meine einzige Freundin! Mußt aber keinen Schnurrbart kriegen, hörst Du wohl? Auf Deinem Bild von vor einem Jahr schimmert schon so was; es wäre mir aber ungemüthlich.</p> <p>Schreib mir nur, wenn Du mir keine Moralpredigt halten willst, bitte, die brauch ich wirklich nicht. Wirst Du mir meinen Wunsch erfüllen? Wirst Du mir beistehen? Ich sitze hier in dem Nest wie auf einer einsamen Insel, obgleich ich im Elternhaus bin! Der liebe Gott schütze und erhalte es mir, es ist ein reizendes Haus, aber ich möchte mal weg! Kannst Du Dich in solche Widersprüche hineindenken?</p> <p>Die Adresse ist: Fräulein Henrika Steenbocken, Strichweg 5. Wedel.</p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Deine treue Cousine Lisbeth.</hi> </salute> </closer> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="2"> <head>Axel Lorenzen an Lisbeth Markwort.</head> <dateline> <hi rendition="#right">Kopenhagen, 8. September 1892.</hi> </dateline> <p>Liebe Cousine! Dein Brief hat mir eine angenehme Überraschung bereitet. Gott sei Dank, daß Ihr endlich einmal anfangt, Euch zu rühren! Es wird aber auch Zeit, wir glauben Euch sonst nicht, daß Ihr es ernst meint. Also solch ein tapferer kleiner Kerl </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [308/0316]
richtig von der Hand in den Mund, es ist ein Elend. O, ihr glücklichen, glücklichen Jungens!
Bitte, schick mir, was Du für nützlich hältst, Du bist ja meine einzige Freundin! Mußt aber keinen Schnurrbart kriegen, hörst Du wohl? Auf Deinem Bild von vor einem Jahr schimmert schon so was; es wäre mir aber ungemüthlich.
Schreib mir nur, wenn Du mir keine Moralpredigt halten willst, bitte, die brauch ich wirklich nicht. Wirst Du mir meinen Wunsch erfüllen? Wirst Du mir beistehen? Ich sitze hier in dem Nest wie auf einer einsamen Insel, obgleich ich im Elternhaus bin! Der liebe Gott schütze und erhalte es mir, es ist ein reizendes Haus, aber ich möchte mal weg! Kannst Du Dich in solche Widersprüche hineindenken?
Die Adresse ist: Fräulein Henrika Steenbocken, Strichweg 5. Wedel.
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Axel Lorenzen an Lisbeth Markwort. Kopenhagen, 8. September 1892. Liebe Cousine! Dein Brief hat mir eine angenehme Überraschung bereitet. Gott sei Dank, daß Ihr endlich einmal anfangt, Euch zu rühren! Es wird aber auch Zeit, wir glauben Euch sonst nicht, daß Ihr es ernst meint. Also solch ein tapferer kleiner Kerl
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Zitationshilfe: | Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/316>, abgerufen am 23.07.2024. |