Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895."Du hast ihm überhaupt keine Küsse zu geben! Bei mir im Hause - ein junges Mädchen und schämt sich nich -" sie schlug mit der flachen Hand auf das Betttischchen, daß der Leuchter tanzte. "Du bist klug genug, Du weißt, daß sich das nicht paßt. Ich denk', mich soll der Schlag rühren" - - "Ich hab' mich auch so furchtbar erschrocken," stammelte Annita mit niedergeschlagenen nassen Augen. "Ja, das glaub' ich woll!" höhnte die Mama. "Sag' mir, Du Unglückswurm, habt Ihr das schon mehr gethan?" - - "Gott, Tante, wie kannst Du so was denken - - ach, es ist ja nur so gekommen - weißt Du" - - Annita weinte. "Du bist 'n überspannte Deern" sprudelte Frau Severin, "na komm! wir woll'n es man Adelheid gar nicht erzählen, hörst Du? na ja, na ja, ich will das je gern glauben, daß da keine Liebelei hinter steckt" - "Keine Spur", schluchzte das Mädchen mit dem Kopf auf Mama Severin's Schulter. - "mit solchem dummen Jung" - "Aber das Gesabbel will ich auch nicht, hörst Du woll? Was is das für 'n Manier? So 'n paar Gören! 'n Mutter haben sie auch nich mal! Na, nu heul' man nich mehr. Der Schlingel von Jung hat auch all geheult. Was von Schlechtigkeit und keinen Schuß Pulver werth sein - - weißt Du, was das „Du hast ihm überhaupt keine Küsse zu geben! Bei mir im Hause – ein junges Mädchen und schämt sich nich –“ sie schlug mit der flachen Hand auf das Betttischchen, daß der Leuchter tanzte. „Du bist klug genug, Du weißt, daß sich das nicht paßt. Ich denk’, mich soll der Schlag rühren“ – – „Ich hab’ mich auch so furchtbar erschrocken,“ stammelte Annita mit niedergeschlagenen nassen Augen. „Ja, das glaub’ ich woll!“ höhnte die Mama. „Sag’ mir, Du Unglückswurm, habt Ihr das schon mehr gethan?“ – – „Gott, Tante, wie kannst Du so was denken – – ach, es ist ja nur so gekommen – weißt Du“ – – Annita weinte. „Du bist ’n überspannte Deern“ sprudelte Frau Severin, „na komm! wir woll’n es man Adelheid gar nicht erzählen, hörst Du? na ja, na ja, ich will das je gern glauben, daß da keine Liebelei hinter steckt“ – „Keine Spur“, schluchzte das Mädchen mit dem Kopf auf Mama Severin’s Schulter. – „mit solchem dummen Jung“ – „Aber das Gesabbel will ich auch nicht, hörst Du woll? Was is das für ’n Manier? So ’n paar Gören! ’n Mutter haben sie auch nich mal! Na, nu heul’ man nich mehr. Der Schlingel von Jung hat auch all geheult. Was von Schlechtigkeit und keinen Schuß Pulver werth sein – – weißt Du, was das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0265" n="257"/> <p>„Du hast ihm überhaupt keine Küsse zu geben! Bei mir im Hause – ein junges Mädchen und schämt sich nich –“ sie schlug mit der flachen Hand auf das Betttischchen, daß der Leuchter tanzte. „Du bist klug genug, Du weißt, daß sich das nicht paßt. Ich denk’, mich soll der Schlag rühren“ – –</p> <p>„Ich hab’ mich auch so furchtbar erschrocken,“ stammelte Annita mit niedergeschlagenen nassen Augen.</p> <p>„Ja, das glaub’ ich woll!“ höhnte die Mama. „Sag’ mir, Du Unglückswurm, habt Ihr das schon mehr gethan?“ – –</p> <p>„Gott, Tante, wie kannst Du so was denken – – ach, es ist ja nur so gekommen – weißt Du“ – – Annita weinte.</p> <p>„Du bist ’n überspannte Deern“ sprudelte Frau Severin, „na komm! wir woll’n es man Adelheid gar nicht erzählen, hörst Du? na ja, na ja, ich will das je gern glauben, daß da keine Liebelei hinter steckt“ –</p> <p>„Keine Spur“, schluchzte das Mädchen mit dem Kopf auf Mama Severin’s Schulter. – „mit solchem dummen Jung“ –</p> <p>„Aber das Gesabbel will ich auch nicht, hörst Du woll? Was is das für ’n Manier? So ’n paar Gören! ’n Mutter haben sie auch nich mal! Na, nu heul’ man nich mehr. Der Schlingel von Jung hat auch all geheult. Was von Schlechtigkeit und keinen Schuß Pulver werth sein – – weißt Du, was das </p> </div> </body> </text> </TEI> [257/0265]
„Du hast ihm überhaupt keine Küsse zu geben! Bei mir im Hause – ein junges Mädchen und schämt sich nich –“ sie schlug mit der flachen Hand auf das Betttischchen, daß der Leuchter tanzte. „Du bist klug genug, Du weißt, daß sich das nicht paßt. Ich denk’, mich soll der Schlag rühren“ – –
„Ich hab’ mich auch so furchtbar erschrocken,“ stammelte Annita mit niedergeschlagenen nassen Augen.
„Ja, das glaub’ ich woll!“ höhnte die Mama. „Sag’ mir, Du Unglückswurm, habt Ihr das schon mehr gethan?“ – –
„Gott, Tante, wie kannst Du so was denken – – ach, es ist ja nur so gekommen – weißt Du“ – – Annita weinte.
„Du bist ’n überspannte Deern“ sprudelte Frau Severin, „na komm! wir woll’n es man Adelheid gar nicht erzählen, hörst Du? na ja, na ja, ich will das je gern glauben, daß da keine Liebelei hinter steckt“ –
„Keine Spur“, schluchzte das Mädchen mit dem Kopf auf Mama Severin’s Schulter. – „mit solchem dummen Jung“ –
„Aber das Gesabbel will ich auch nicht, hörst Du woll? Was is das für ’n Manier? So ’n paar Gören! ’n Mutter haben sie auch nich mal! Na, nu heul’ man nich mehr. Der Schlingel von Jung hat auch all geheult. Was von Schlechtigkeit und keinen Schuß Pulver werth sein – – weißt Du, was das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |