Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

Gleichzeitig glitt Annitas Stuhl zurück, und sie fiel zwischen Sopha und Stuhlpolster auf den Teppich.

Mama Severin rang die Hände.

"Schämst Du Dich nich? Annita! in meinem ganzen Leben - - Adolf, Du Schlingel - aber das große Mädchen is ja zwanzigmal mehr schuld! Ja, nu kannst Du rauslaufen! wärst man lieber vorher rausgelaufen! o Gott, o Gott, o Gott, wenn Papa das hört! so'n Unanständigkeit! so'n - was sagst Du? willst Du entschuldigen, Du Schleef? Je, wart Du man! Da muß man andere Saiten aufziehen!" Sie drohte dem Jungen, der seinen Kopf versteckt hatte, mit der rundlichen Faust.

"Ich bin schlecht, Tante! ich bin keinen Schuß Pulver werth," stöhnte Adolf, mit der Nase in den Sophakissen.

"Was? keinen Schuß Pulver?" Frau Severin stutzte.

"Nicht werth, daß mich die Sonne bescheint!" jammerte der Bursche.

Die Frau griff sich in die Haare, ihre Augen wurden starr. Sie sprang auf den Neffen los: "Was hast Du auf'm Gewissen, Unglückskind?" rief sie, ihn rüttelnd. "Sag es man um Gottes willen - was habt Ihr hier vorgehabt? - -"

"Ach Tante! Du hast es ja gesehen! Ich habe sie - - wir haben uns - - Annita is so nett mit mir - - immer schon gewesen - -"

Gleichzeitig glitt Annitas Stuhl zurück, und sie fiel zwischen Sopha und Stuhlpolster auf den Teppich.

Mama Severin rang die Hände.

„Schämst Du Dich nich? Annita! in meinem ganzen Leben – – Adolf, Du Schlingel – aber das große Mädchen is ja zwanzigmal mehr schuld! Ja, nu kannst Du rauslaufen! wärst man lieber vorher rausgelaufen! o Gott, o Gott, o Gott, wenn Papa das hört! so’n Unanständigkeit! so’n – was sagst Du? willst Du entschuldigen, Du Schleef? Je, wart Du man! Da muß man andere Saiten aufziehen!“ Sie drohte dem Jungen, der seinen Kopf versteckt hatte, mit der rundlichen Faust.

„Ich bin schlecht, Tante! ich bin keinen Schuß Pulver werth,“ stöhnte Adolf, mit der Nase in den Sophakissen.

„Was? keinen Schuß Pulver?“ Frau Severin stutzte.

„Nicht werth, daß mich die Sonne bescheint!“ jammerte der Bursche.

Die Frau griff sich in die Haare, ihre Augen wurden starr. Sie sprang auf den Neffen los: „Was hast Du auf’m Gewissen, Unglückskind?“ rief sie, ihn rüttelnd. „Sag es man um Gottes willen – was habt Ihr hier vorgehabt? – –“

„Ach Tante! Du hast es ja gesehen! Ich habe sie – – wir haben uns – – Annita is so nett mit mir – – immer schon gewesen – –“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0263" n="255"/>
        <p>Gleichzeitig glitt Annitas Stuhl zurück, und sie fiel zwischen Sopha und Stuhlpolster auf den Teppich.</p>
        <p>Mama Severin rang die Hände.</p>
        <p>&#x201E;Schämst Du Dich nich? Annita! in meinem ganzen Leben &#x2013; &#x2013; Adolf, Du Schlingel &#x2013; aber das große Mädchen is ja zwanzigmal mehr schuld! Ja, nu kannst Du rauslaufen! wärst man lieber vorher rausgelaufen! o Gott, o Gott, o Gott, wenn Papa das hört! so&#x2019;n Unanständigkeit! so&#x2019;n &#x2013; was sagst Du? willst Du entschuldigen, Du Schleef? Je, wart Du man! Da muß man andere Saiten aufziehen!&#x201C; Sie drohte dem Jungen, der seinen Kopf versteckt hatte, mit der rundlichen Faust.</p>
        <p>&#x201E;Ich bin schlecht, Tante! ich bin keinen Schuß Pulver werth,&#x201C; stöhnte Adolf, mit der Nase in den Sophakissen.</p>
        <p>&#x201E;Was? keinen Schuß Pulver?&#x201C; Frau Severin stutzte.</p>
        <p>&#x201E;Nicht werth, daß mich die Sonne bescheint!&#x201C; jammerte der Bursche.</p>
        <p>Die Frau griff sich in die Haare, ihre Augen wurden starr. Sie sprang auf den Neffen los: &#x201E;Was hast Du auf&#x2019;m Gewissen, Unglückskind?&#x201C; rief sie, ihn rüttelnd. &#x201E;Sag es man um Gottes willen &#x2013; was habt Ihr hier vorgehabt? &#x2013; &#x2013;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach Tante! Du hast es ja gesehen! Ich habe sie &#x2013; &#x2013; wir haben uns &#x2013; &#x2013; Annita is so nett mit mir &#x2013; &#x2013; immer schon gewesen &#x2013; &#x2013;&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0263] Gleichzeitig glitt Annitas Stuhl zurück, und sie fiel zwischen Sopha und Stuhlpolster auf den Teppich. Mama Severin rang die Hände. „Schämst Du Dich nich? Annita! in meinem ganzen Leben – – Adolf, Du Schlingel – aber das große Mädchen is ja zwanzigmal mehr schuld! Ja, nu kannst Du rauslaufen! wärst man lieber vorher rausgelaufen! o Gott, o Gott, o Gott, wenn Papa das hört! so’n Unanständigkeit! so’n – was sagst Du? willst Du entschuldigen, Du Schleef? Je, wart Du man! Da muß man andere Saiten aufziehen!“ Sie drohte dem Jungen, der seinen Kopf versteckt hatte, mit der rundlichen Faust. „Ich bin schlecht, Tante! ich bin keinen Schuß Pulver werth,“ stöhnte Adolf, mit der Nase in den Sophakissen. „Was? keinen Schuß Pulver?“ Frau Severin stutzte. „Nicht werth, daß mich die Sonne bescheint!“ jammerte der Bursche. Die Frau griff sich in die Haare, ihre Augen wurden starr. Sie sprang auf den Neffen los: „Was hast Du auf’m Gewissen, Unglückskind?“ rief sie, ihn rüttelnd. „Sag es man um Gottes willen – was habt Ihr hier vorgehabt? – –“ „Ach Tante! Du hast es ja gesehen! Ich habe sie – – wir haben uns – – Annita is so nett mit mir – – immer schon gewesen – –“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/263
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/263>, abgerufen am 25.11.2024.