Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.rumlaufen, bis sie ins Wiener Cafe oder sonst wo reinfallen, bei Pfordte oder so - es ist immer so amüsant, wenn nachher dann alle ihre Abenteuer erzählen." "Aber da haben Sie ja kein - wie soll ich sagen - so kein richtiges Familienleben", hüstelte Onkel Sally, der als Hagestolz immer nur an fremden Tischen gespeist hatte. "Was weiß die Geiß von der Sonnenuhr", zischelte Angela lachend den jungen Leuten zu, - dann wandte sie sich keck zu dem alten Herrn: "O, Familienleben, was man so gewöhnlich nennt, - danke schön für Obst und Südfrüchte, - aber hab' ich Ihnen nicht erzählt, daß wir uns jeden Morgen beim Frühstück treffen, und dann berichten und beichten?" "Ein sehr munteres Fräulein, wirklich" sagte Onkel Sally und leckte sich die Unterlippe, "dürfte ich das Fräulein, - wie heißt das Fräulein, - ergebenst bitten, mir zu sagen, - wann Ihr Geburtstag, - an welchem Tage - ich habe hier nämlich mein Notizbüchelchen, - he he na wo is es denn?" Angela schlug die Hände zusammen. "Nein, sind Sie neckisch! Wollen Sie mir wirklich etwas schenken?" und mit großen runden Augen kam sie auf die zitternde Mumie zu und stellte sich mit ihrer jungen üppigen blonden Schönheit vor ihm auf. Eine sehr robuste Schönheit, aber die Blicke aller rumlaufen, bis sie ins Wiener Café oder sonst wo reinfallen, bei Pfordte oder so – es ist immer so amüsant, wenn nachher dann alle ihre Abenteuer erzählen.“ „Aber da haben Sie ja kein – wie soll ich sagen – so kein richtiges Familienleben“, hüstelte Onkel Sally, der als Hagestolz immer nur an fremden Tischen gespeist hatte. „Was weiß die Geiß von der Sonnenuhr“, zischelte Angela lachend den jungen Leuten zu, – dann wandte sie sich keck zu dem alten Herrn: „O, Familienleben, was man so gewöhnlich nennt, – danke schön für Obst und Südfrüchte, – aber hab’ ich Ihnen nicht erzählt, daß wir uns jeden Morgen beim Frühstück treffen, und dann berichten und beichten?“ „Ein sehr munteres Fräulein, wirklich“ sagte Onkel Sally und leckte sich die Unterlippe, „dürfte ich das Fräulein, – wie heißt das Fräulein, – ergebenst bitten, mir zu sagen, – wann Ihr Geburtstag, – an welchem Tage – ich habe hier nämlich mein Notizbüchelchen, – he he na wo is es denn?“ Angela schlug die Hände zusammen. „Nein, sind Sie neckisch! Wollen Sie mir wirklich etwas schenken?“ und mit großen runden Augen kam sie auf die zitternde Mumie zu und stellte sich mit ihrer jungen üppigen blonden Schönheit vor ihm auf. Eine sehr robuste Schönheit, aber die Blicke aller <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0242" n="234"/> rumlaufen, bis sie ins Wiener Café oder sonst wo reinfallen, bei Pfordte oder so – es ist immer so amüsant, wenn nachher dann alle ihre Abenteuer erzählen.“</p> <p>„Aber da haben Sie ja kein – wie soll ich sagen – so kein richtiges Familienleben“, hüstelte Onkel Sally, der als Hagestolz immer nur an fremden Tischen gespeist hatte.</p> <p>„Was weiß die Geiß von der Sonnenuhr“, zischelte Angela lachend den jungen Leuten zu, – dann wandte sie sich keck zu dem alten Herrn: „O, Familienleben, was man so gewöhnlich nennt, – danke schön für Obst und Südfrüchte, – aber hab’ ich Ihnen nicht erzählt, daß wir uns jeden Morgen beim Frühstück treffen, und dann berichten und beichten?“</p> <p>„Ein sehr munteres Fräulein, wirklich“ sagte Onkel Sally und leckte sich die Unterlippe, „dürfte ich das Fräulein, – wie heißt das Fräulein, – ergebenst bitten, mir zu sagen, – wann Ihr Geburtstag, – an welchem Tage – ich habe hier nämlich mein Notizbüchelchen, – he he na wo is es denn?“</p> <p>Angela schlug die Hände zusammen.</p> <p>„Nein, sind Sie neckisch! Wollen Sie mir wirklich etwas schenken?“ und mit großen runden Augen kam sie auf die zitternde Mumie zu und stellte sich mit ihrer jungen üppigen blonden Schönheit vor ihm auf. Eine sehr robuste Schönheit, aber die Blicke aller </p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0242]
rumlaufen, bis sie ins Wiener Café oder sonst wo reinfallen, bei Pfordte oder so – es ist immer so amüsant, wenn nachher dann alle ihre Abenteuer erzählen.“
„Aber da haben Sie ja kein – wie soll ich sagen – so kein richtiges Familienleben“, hüstelte Onkel Sally, der als Hagestolz immer nur an fremden Tischen gespeist hatte.
„Was weiß die Geiß von der Sonnenuhr“, zischelte Angela lachend den jungen Leuten zu, – dann wandte sie sich keck zu dem alten Herrn: „O, Familienleben, was man so gewöhnlich nennt, – danke schön für Obst und Südfrüchte, – aber hab’ ich Ihnen nicht erzählt, daß wir uns jeden Morgen beim Frühstück treffen, und dann berichten und beichten?“
„Ein sehr munteres Fräulein, wirklich“ sagte Onkel Sally und leckte sich die Unterlippe, „dürfte ich das Fräulein, – wie heißt das Fräulein, – ergebenst bitten, mir zu sagen, – wann Ihr Geburtstag, – an welchem Tage – ich habe hier nämlich mein Notizbüchelchen, – he he na wo is es denn?“
Angela schlug die Hände zusammen.
„Nein, sind Sie neckisch! Wollen Sie mir wirklich etwas schenken?“ und mit großen runden Augen kam sie auf die zitternde Mumie zu und stellte sich mit ihrer jungen üppigen blonden Schönheit vor ihm auf. Eine sehr robuste Schönheit, aber die Blicke aller
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Zitationshilfe: | Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/242>, abgerufen am 27.07.2024. |