Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

getrunken?" sagte Frau Severin mit mütterlichem Unwillen. "Nein!" Adolf runzelte die Stirn, Annita mochte ihn gar nicht ansehen.

"Wovon siehst Du denn so roth aus?"

"Ach, ich bin gelaufen", murrte Adolf.

"Gelaufen? wohin?"

"Ach, so 'n büschen aufs Heiligengeistfeld, laß mich doch in Ruh, Tante."

"Was hast Du denn auf'm Heiligengeistfeld zu thun gehabt?" sagte Adelheid neugierig.

"Ich hab' mich - ausgebrüllt, - was geht Euch das an?"

"Igitt, Adolf, sei doch nich so eklig mit uns" schmeichelte Adelheid, "wir meinen es ja doch nur gut mit Dir! Was hast Du denn da zu brüllen?"

"Ach, ich muß manchmal 'n büschen schreien, weiß nich, muß ich" Adolf zuckte die Achseln und sah verdrießlich aus.

Frau Severin betrachtete ihn besorgt.

"Adolf, mein guten Jung, ich hab' schöne kalte Buttermilch, soll ich Dir mal 'n Glas voll 'raus holen?"

Der Bursch schüttelte ihre rundliche Hand von seiner Schulter: "Warum kuckst Du denn so, Tante? ich bin doch kein Wunderthier? Ich laß Euch ja auch in Ruh."

"Mein Gott, Kind, Du bist doch nich mal ohne

getrunken?“ sagte Frau Severin mit mütterlichem Unwillen. „Nein!“ Adolf runzelte die Stirn, Annita mochte ihn gar nicht ansehen.

„Wovon siehst Du denn so roth aus?“

„Ach, ich bin gelaufen“, murrte Adolf.

„Gelaufen? wohin?“

„Ach, so ’n büschen aufs Heiligengeistfeld, laß mich doch in Ruh, Tante.“

„Was hast Du denn auf’m Heiligengeistfeld zu thun gehabt?“ sagte Adelheid neugierig.

„Ich hab’ mich – ausgebrüllt, – was geht Euch das an?“

„Igitt, Adolf, sei doch nich so eklig mit uns“ schmeichelte Adelheid, „wir meinen es ja doch nur gut mit Dir! Was hast Du denn da zu brüllen?“

„Ach, ich muß manchmal ’n büschen schreien, weiß nich, muß ich“ Adolf zuckte die Achseln und sah verdrießlich aus.

Frau Severin betrachtete ihn besorgt.

„Adolf, mein guten Jung, ich hab’ schöne kalte Buttermilch, soll ich Dir mal ’n Glas voll ’raus holen?“

Der Bursch schüttelte ihre rundliche Hand von seiner Schulter: „Warum kuckst Du denn so, Tante? ich bin doch kein Wunderthier? Ich laß Euch ja auch in Ruh.“

„Mein Gott, Kind, Du bist doch nich mal ohne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0221" n="213"/>
getrunken?&#x201C; sagte Frau Severin mit mütterlichem Unwillen. &#x201E;Nein!&#x201C; Adolf runzelte die Stirn, Annita mochte ihn gar nicht ansehen.</p>
        <p>&#x201E;Wovon siehst Du denn so roth aus?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach, ich bin gelaufen&#x201C;, murrte Adolf.</p>
        <p>&#x201E;Gelaufen? wohin?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach, so &#x2019;n büschen aufs Heiligengeistfeld, laß mich doch in Ruh, Tante.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Was hast Du denn auf&#x2019;m Heiligengeistfeld zu thun gehabt?&#x201C; sagte Adelheid neugierig.</p>
        <p>&#x201E;Ich hab&#x2019; mich &#x2013; ausgebrüllt, &#x2013; was geht Euch das an?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Igitt, Adolf, sei doch nich so eklig mit uns&#x201C; schmeichelte Adelheid, &#x201E;wir meinen es ja doch nur gut mit Dir! Was hast Du denn da zu brüllen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ach, ich muß manchmal &#x2019;n büschen schreien, weiß nich, muß ich&#x201C; Adolf zuckte die Achseln und sah verdrießlich aus.</p>
        <p>Frau Severin betrachtete ihn besorgt.</p>
        <p>&#x201E;Adolf, mein guten Jung, ich hab&#x2019; schöne kalte Buttermilch, soll ich Dir mal &#x2019;n Glas voll &#x2019;raus holen?&#x201C;</p>
        <p>Der Bursch schüttelte ihre rundliche Hand von seiner Schulter: &#x201E;Warum kuckst Du denn so, Tante? ich bin doch kein Wunderthier? Ich laß Euch ja auch in Ruh.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Mein Gott, Kind, Du bist doch nich mal ohne
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0221] getrunken?“ sagte Frau Severin mit mütterlichem Unwillen. „Nein!“ Adolf runzelte die Stirn, Annita mochte ihn gar nicht ansehen. „Wovon siehst Du denn so roth aus?“ „Ach, ich bin gelaufen“, murrte Adolf. „Gelaufen? wohin?“ „Ach, so ’n büschen aufs Heiligengeistfeld, laß mich doch in Ruh, Tante.“ „Was hast Du denn auf’m Heiligengeistfeld zu thun gehabt?“ sagte Adelheid neugierig. „Ich hab’ mich – ausgebrüllt, – was geht Euch das an?“ „Igitt, Adolf, sei doch nich so eklig mit uns“ schmeichelte Adelheid, „wir meinen es ja doch nur gut mit Dir! Was hast Du denn da zu brüllen?“ „Ach, ich muß manchmal ’n büschen schreien, weiß nich, muß ich“ Adolf zuckte die Achseln und sah verdrießlich aus. Frau Severin betrachtete ihn besorgt. „Adolf, mein guten Jung, ich hab’ schöne kalte Buttermilch, soll ich Dir mal ’n Glas voll ’raus holen?“ Der Bursch schüttelte ihre rundliche Hand von seiner Schulter: „Warum kuckst Du denn so, Tante? ich bin doch kein Wunderthier? Ich laß Euch ja auch in Ruh.“ „Mein Gott, Kind, Du bist doch nich mal ohne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/221
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/221>, abgerufen am 22.11.2024.