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Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

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"Weinen! Meine Schwester hat sich todt geweint," fiel die Malerin ihm ins Wort, "o, wir verstehen es nur zu gut."

"Todt geweint? Nein, wirklich todt? Eine jüngere Schwester? Und warum?"

"Unsere älteste; sechzehn Jahre war sie, eine traurige Liebesgeschichte, der Mann wußte gar nichts davon, heirathete eine Andere, da ward sie eines Morgens todt im Bette gefunden."

Ihre Stimme zitterte.

"Lore!" flüsterte Richard, "könnten Sie mich - - ist es denn möglich, daß man so lieben kann? gibt es das wirklich?"

"Ich weiß nicht."

Er hatte ihre Hand gefaßt und preßte sie stürmisch. "Ach," rief er hingerissen, "was bist Du doch für ein kleines armes, wehrloses Kind mit all Deiner Stärke in dieser groben Welt! Komm, komm, gib Dich in meine Hand! ganz! Liebe mich, Lore, liebe mich ein bißchen, und ich will Dich schützen und um Dich sein, daß Dir Keiner mehr ein schiefes Gesicht machen soll. Du bist zu gut, zu nobel, zu einfältig, ich bin ein bißchen schlechter, ich kann's ausgleichen. Die Hauptsache ist: liebst Du mich?"

"Ja, aber - -"

"Ja! ja! kein Wort weiter. Lore, ich habe Dich sehr lieb, sehr, sehr, und sieh, bin ich Dir's nicht auch

„Weinen! Meine Schwester hat sich todt geweint,“ fiel die Malerin ihm ins Wort, „o, wir verstehen es nur zu gut.“

„Todt geweint? Nein, wirklich todt? Eine jüngere Schwester? Und warum?“

„Unsere älteste; sechzehn Jahre war sie, eine traurige Liebesgeschichte, der Mann wußte gar nichts davon, heirathete eine Andere, da ward sie eines Morgens todt im Bette gefunden.“

Ihre Stimme zitterte.

„Lore!“ flüsterte Richard, „könnten Sie mich – – ist es denn möglich, daß man so lieben kann? gibt es das wirklich?“

„Ich weiß nicht.“

Er hatte ihre Hand gefaßt und preßte sie stürmisch. „Ach,“ rief er hingerissen, „was bist Du doch für ein kleines armes, wehrloses Kind mit all Deiner Stärke in dieser groben Welt! Komm, komm, gib Dich in meine Hand! ganz! Liebe mich, Lore, liebe mich ein bißchen, und ich will Dich schützen und um Dich sein, daß Dir Keiner mehr ein schiefes Gesicht machen soll. Du bist zu gut, zu nobel, zu einfältig, ich bin ein bißchen schlechter, ich kann’s ausgleichen. Die Hauptsache ist: liebst Du mich?“

„Ja, aber – –“

„Ja! ja! kein Wort weiter. Lore, ich habe Dich sehr lieb, sehr, sehr, und sieh, bin ich Dir’s nicht auch

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[194/0202] „Weinen! Meine Schwester hat sich todt geweint,“ fiel die Malerin ihm ins Wort, „o, wir verstehen es nur zu gut.“ „Todt geweint? Nein, wirklich todt? Eine jüngere Schwester? Und warum?“ „Unsere älteste; sechzehn Jahre war sie, eine traurige Liebesgeschichte, der Mann wußte gar nichts davon, heirathete eine Andere, da ward sie eines Morgens todt im Bette gefunden.“ Ihre Stimme zitterte. „Lore!“ flüsterte Richard, „könnten Sie mich – – ist es denn möglich, daß man so lieben kann? gibt es das wirklich?“ „Ich weiß nicht.“ Er hatte ihre Hand gefaßt und preßte sie stürmisch. „Ach,“ rief er hingerissen, „was bist Du doch für ein kleines armes, wehrloses Kind mit all Deiner Stärke in dieser groben Welt! Komm, komm, gib Dich in meine Hand! ganz! Liebe mich, Lore, liebe mich ein bißchen, und ich will Dich schützen und um Dich sein, daß Dir Keiner mehr ein schiefes Gesicht machen soll. Du bist zu gut, zu nobel, zu einfältig, ich bin ein bißchen schlechter, ich kann’s ausgleichen. Die Hauptsache ist: liebst Du mich?“ „Ja, aber – –“ „Ja! ja! kein Wort weiter. Lore, ich habe Dich sehr lieb, sehr, sehr, und sieh, bin ich Dir’s nicht auch

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/202>, abgerufen am 22.11.2024.