Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.sprochen, kein Wort über Wolffs Abreise mit ihr ge¬ Endlich schlug es drei Uhr, in einer halben "Kommen Sie, Herr Niemand, für Niemand ist "Darf ich nicht wissen, warum Sie so lustig "Da sehn Sie!" zwitscherte das Mädchen und Ach, seine Visitkarte, auf der er damals in der ſprochen, kein Wort über Wolffs Abreiſe mit ihr ge¬ Endlich ſchlug es drei Uhr, in einer halben „Kommen Sie, Herr Niemand, für Niemand iſt „Darf ich nicht wiſſen, warum Sie ſo luſtig „Da ſehn Sie!“ zwitſcherte das Mädchen und Ach, ſeine Viſitkarte, auf der er damals in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="60"/> ſprochen, kein Wort über Wolffs Abreiſe mit ihr ge¬<lb/> tauſcht. Er aß haſtig zu Mittag und mußte dann,<lb/> weil es noch viel zu früh war, zwei Stunden mit<lb/> dem Leſen öder Zeitungen verbringen; er hielt dabei<lb/> zuletzt die Uhr in der Hand und bekam aus reiner<lb/> Langerweile Herzklopfen.</p><lb/> <p>Endlich ſchlug es drei Uhr, in einer halben<lb/> Stunde war er draußen. Er hatte ſich vorgenommen,<lb/> mit Ernſt und Beſtimmtheit der gefährlichen Kleinen<lb/> entgegenzutreten und es zu keiner Neckerei kommen zu<lb/> laſſen. Er kam daher etwas aus der Faſſung, als<lb/> ihn Fräulein Loni mit einem ausgelaſſenen Gelächter<lb/> begrüßte, in das der Vater und die jungen Burſchen,<lb/> die ſchon alleſammt unter einem großen blühenden<lb/> Apfelbaum ſaßen, faſt beleidigend einſtimmten.</p><lb/> <p>„Kommen Sie, Herr Niemand, für Niemand iſt<lb/> noch Platz!“ rief ſie, und zog einen Gartenſtuhl an<lb/> ihre Seite, auf dem Alfred indeſſen nicht Platz nahm.</p><lb/> <p>„Darf ich nicht wiſſen, warum Sie ſo luſtig<lb/> ſind?“ fragte er, noch außerhalb des Kreiſes ſtehend,<lb/> die Augen von Einem zum Andern wandern laſſend.</p><lb/> <p>„Da ſehn Sie!“ zwitſcherte das Mädchen und<lb/> hielt ihm eine Karte vor die Augen; „<hi rendition="#g">die</hi> Kart haben<lb/> Sie unſerm Mädel 'geben, — warum haben's ſich<lb/> denn vor ausgeſtrichen, wann's ſich nun doch wieder<lb/> einſtellen?“</p><lb/> <p>Ach, ſeine Viſitkarte, auf der er damals in der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0076]
ſprochen, kein Wort über Wolffs Abreiſe mit ihr ge¬
tauſcht. Er aß haſtig zu Mittag und mußte dann,
weil es noch viel zu früh war, zwei Stunden mit
dem Leſen öder Zeitungen verbringen; er hielt dabei
zuletzt die Uhr in der Hand und bekam aus reiner
Langerweile Herzklopfen.
Endlich ſchlug es drei Uhr, in einer halben
Stunde war er draußen. Er hatte ſich vorgenommen,
mit Ernſt und Beſtimmtheit der gefährlichen Kleinen
entgegenzutreten und es zu keiner Neckerei kommen zu
laſſen. Er kam daher etwas aus der Faſſung, als
ihn Fräulein Loni mit einem ausgelaſſenen Gelächter
begrüßte, in das der Vater und die jungen Burſchen,
die ſchon alleſammt unter einem großen blühenden
Apfelbaum ſaßen, faſt beleidigend einſtimmten.
„Kommen Sie, Herr Niemand, für Niemand iſt
noch Platz!“ rief ſie, und zog einen Gartenſtuhl an
ihre Seite, auf dem Alfred indeſſen nicht Platz nahm.
„Darf ich nicht wiſſen, warum Sie ſo luſtig
ſind?“ fragte er, noch außerhalb des Kreiſes ſtehend,
die Augen von Einem zum Andern wandern laſſend.
„Da ſehn Sie!“ zwitſcherte das Mädchen und
hielt ihm eine Karte vor die Augen; „die Kart haben
Sie unſerm Mädel 'geben, — warum haben's ſich
denn vor ausgeſtrichen, wann's ſich nun doch wieder
einſtellen?“
Ach, ſeine Viſitkarte, auf der er damals in der
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