Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.gesagt! Es schien von Tag zu Tag schwerer zu wer¬ Alles ward Vorsicht, Absicht. Statt des flotten Als er es acht Tage so getrieben hatte, trat Frapan, Bittersüß. 4
geſagt! Es ſchien von Tag zu Tag ſchwerer zu wer¬ Alles ward Vorſicht, Abſicht. Statt des flotten Als er es acht Tage ſo getrieben hatte, trat Frapan, Bitterſüß. 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="49"/> geſagt! Es ſchien von Tag zu Tag ſchwerer zu wer¬<lb/> den. Alfred theilte ſeine Zeit zwiſchen Arbeit und<lb/> Studium in den Sammlungen. Jeden Morgen be¬<lb/> gann er mit leiſer Hoffnung, daß ihm heut etwas<lb/> Gutes gelingen müſſe, und die Hoffnung ward zur<lb/> beglückenden Ueberzeugung, wie die Stunden ver¬<lb/> rannen. Mit heißen Wangen, mit gehobenem Selbſt¬<lb/> gefühl beendete er die Arbeitszeit. Dann kam der<lb/> Nachmittag und mit ihm der Umſchwung. Vor den<lb/> fertigen Meiſterwerken ſchwand ſein eignes Beginnen<lb/> in ein lächerliches Nichts zuſammen; die Zerſchmette¬<lb/> rung jenes erſten Beſuchstages wiederholte ſich, wenn<lb/> auch nicht ſo ganz vernichtend, weil ſie nicht mehr ſo<lb/> neu war. Sein Lehrer in Hamburg hatte an ihm<lb/> eine gewiſſe unbefangene Keckheit gelobt, ja zuweilen<lb/> bewundert. Die kam ihm hier ganz abhanden.</p><lb/> <p>Alles ward Vorſicht, Abſicht. Statt des flotten<lb/> Zugreifens ein ängſtliches Taſten, eine qualvolle Un¬<lb/> ſicherheit, die bald nicht mehr aus noch ein wußte.<lb/> Er blieb aus dem Atelier des Malers fort, beſchränkte<lb/> ſich ganz auf ſich, wollte erzwingen, was ſich nur<lb/> mühſam Schritt für Schritt erarbeiten läßt, und<lb/> quälte die geduldige Kleine mit endloſen Sitzungen,<lb/> daß ſie darüber blaß und ſchläfrig wurde.</p><lb/> <p>Als er es acht Tage ſo getrieben hatte, trat<lb/> eines Nachmittags Wolff in die von allen heiteren<lb/> Geiſtern verlaſſene Arbeitsſtätte. Alfred warf mit un¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Frapan</hi>, Bitterſüß. 4<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0065]
geſagt! Es ſchien von Tag zu Tag ſchwerer zu wer¬
den. Alfred theilte ſeine Zeit zwiſchen Arbeit und
Studium in den Sammlungen. Jeden Morgen be¬
gann er mit leiſer Hoffnung, daß ihm heut etwas
Gutes gelingen müſſe, und die Hoffnung ward zur
beglückenden Ueberzeugung, wie die Stunden ver¬
rannen. Mit heißen Wangen, mit gehobenem Selbſt¬
gefühl beendete er die Arbeitszeit. Dann kam der
Nachmittag und mit ihm der Umſchwung. Vor den
fertigen Meiſterwerken ſchwand ſein eignes Beginnen
in ein lächerliches Nichts zuſammen; die Zerſchmette¬
rung jenes erſten Beſuchstages wiederholte ſich, wenn
auch nicht ſo ganz vernichtend, weil ſie nicht mehr ſo
neu war. Sein Lehrer in Hamburg hatte an ihm
eine gewiſſe unbefangene Keckheit gelobt, ja zuweilen
bewundert. Die kam ihm hier ganz abhanden.
Alles ward Vorſicht, Abſicht. Statt des flotten
Zugreifens ein ängſtliches Taſten, eine qualvolle Un¬
ſicherheit, die bald nicht mehr aus noch ein wußte.
Er blieb aus dem Atelier des Malers fort, beſchränkte
ſich ganz auf ſich, wollte erzwingen, was ſich nur
mühſam Schritt für Schritt erarbeiten läßt, und
quälte die geduldige Kleine mit endloſen Sitzungen,
daß ſie darüber blaß und ſchläfrig wurde.
Als er es acht Tage ſo getrieben hatte, trat
eines Nachmittags Wolff in die von allen heiteren
Geiſtern verlaſſene Arbeitsſtätte. Alfred warf mit un¬
Frapan, Bitterſüß. 4
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