Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.leicht; nun geh Du auch aus dem Wege, und Du Er seufzte, nickte ernsthaft vor sich hin und griff Der andere Morgen traf unsern Freund in jener leicht; nun geh Du auch aus dem Wege, und Du Er ſeufzte, nickte ernſthaft vor ſich hin und griff Der andere Morgen traf unſern Freund in jener <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0059" n="43"/> leicht; nun geh Du auch aus dem Wege, und Du<lb/> biſt wieder frei.</p><lb/> <p>Er ſeufzte, nickte ernſthaft vor ſich hin und griff<lb/> dann nach dem Brief, der ihm jetzt, in dieſer geſam¬<lb/> melteren Stimmung, viel Beherzigenswerthes und Zu¬<lb/> ſtimmendes ſagte. — Er ging endlich ſchlafen und<lb/> träumte. Es kam ſingend die dunkle Treppe herunter<lb/> und fiel ihm weich und warm in die Arme. Plötz¬<lb/> lich ward Licht, und er erkannte Fräulein Loni, die<lb/> ihn anlachte, und ſo erſchrak er über ihr niedliches<lb/> Geſicht, daß er zuſammenfuhr und die lange, lange<lb/> Treppe hinunterſauſte wie ein Sturmwind.</p><lb/> <p>Der andere Morgen traf unſern Freund in jener<lb/> unternehmenden geſpannten Gemüthsverfaſſung, die<lb/> neue Entſchlüſſe hervorzurufen pflegen. Der Be¬<lb/> ſuch bei Wolff machte ihm faſt bange; er wollte<lb/> ſich durchaus zur Thätigkeit aufraffen und fürchtete,<lb/> ein Geſpräch mit dem verliebten Genremaler könne<lb/> ſeinen guten Vorſätzen vielleicht hinderlich ſein. Doch<lb/> ſehnte er ſich bald wieder nach einem freundlichen<lb/> Ohr und ging deshalb zu früher Stunde in das<lb/> Atelier mit der Abſicht, ihn dort zu erwarten. Zu<lb/> ſeiner Verwunderung fand er den Maler ſchon in<lb/> voller Arbeit; wie dieſer ihm mittheilte ſchon ſeit<lb/> Stunden. Ein Modell zu einem Dorfſchmied, den er<lb/> eben malte, war gerade im Begriff, ſeine rußige<lb/> Jacke abzuziehen und ſich in einen Jäger zu verwan¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0059]
leicht; nun geh Du auch aus dem Wege, und Du
biſt wieder frei.
Er ſeufzte, nickte ernſthaft vor ſich hin und griff
dann nach dem Brief, der ihm jetzt, in dieſer geſam¬
melteren Stimmung, viel Beherzigenswerthes und Zu¬
ſtimmendes ſagte. — Er ging endlich ſchlafen und
träumte. Es kam ſingend die dunkle Treppe herunter
und fiel ihm weich und warm in die Arme. Plötz¬
lich ward Licht, und er erkannte Fräulein Loni, die
ihn anlachte, und ſo erſchrak er über ihr niedliches
Geſicht, daß er zuſammenfuhr und die lange, lange
Treppe hinunterſauſte wie ein Sturmwind.
Der andere Morgen traf unſern Freund in jener
unternehmenden geſpannten Gemüthsverfaſſung, die
neue Entſchlüſſe hervorzurufen pflegen. Der Be¬
ſuch bei Wolff machte ihm faſt bange; er wollte
ſich durchaus zur Thätigkeit aufraffen und fürchtete,
ein Geſpräch mit dem verliebten Genremaler könne
ſeinen guten Vorſätzen vielleicht hinderlich ſein. Doch
ſehnte er ſich bald wieder nach einem freundlichen
Ohr und ging deshalb zu früher Stunde in das
Atelier mit der Abſicht, ihn dort zu erwarten. Zu
ſeiner Verwunderung fand er den Maler ſchon in
voller Arbeit; wie dieſer ihm mittheilte ſchon ſeit
Stunden. Ein Modell zu einem Dorfſchmied, den er
eben malte, war gerade im Begriff, ſeine rußige
Jacke abzuziehen und ſich in einen Jäger zu verwan¬
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