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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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decke, auf der es sich zierlich angehäkelt hatte, in sei¬
nen schützenden Arm und rannte ohne Besinnen den
heute früh so gewissenhaft verschworenen Weg entlang
quer über die Straße. Ueber den hellen Hausflur,
die Treppe hinauf und noch eine Treppe leitete ihn
die Stimme, Ach, warum sang sie auch gerade ein
neckendes Liebeslied! Es klang:

An blühender Hecke im rothen Kleid,
Habe Gott zum Gruß, Du zierliche Maid!
Du schaust so schelmisch und lächelst süß,
Wie heißt Du?
Sprach sie: Bittersüß,
Herr, Bittersüß.
Ei, rief ich lachend, die Bitterkeit,
Von solchen Lippen schafft wenig Leid.
Komm, grüße wieder, wie ich Dich grüß:
Möchte wohl!
Sprach Bittersüß,
Schön Bittersüß.

Nun stand er an der obersten Treppenstufe und
suchte mit den Augen die Thür, aus der die Töne
quollen. Das Kätzchen murrte leise, so drückte er es
an sich. Horch, weiter:

Und dreimal hab ich sie heiß geküßt,
Und sie, sie hat es leiden gemüßt,
Roth war ihr Mieder, und weiß die Füß'. --
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decke, auf der es ſich zierlich angehäkelt hatte, in ſei¬
nen ſchützenden Arm und rannte ohne Beſinnen den
heute früh ſo gewiſſenhaft verſchworenen Weg entlang
quer über die Straße. Ueber den hellen Hausflur,
die Treppe hinauf und noch eine Treppe leitete ihn
die Stimme, Ach, warum ſang ſie auch gerade ein
neckendes Liebeslied! Es klang:

An blühender Hecke im rothen Kleid,
Habe Gott zum Gruß, Du zierliche Maid!
Du ſchauſt ſo ſchelmiſch und lächelſt ſüß,
Wie heißt Du?
Sprach ſie: Bitterſüß,
Herr, Bitterſüß.
Ei, rief ich lachend, die Bitterkeit,
Von ſolchen Lippen ſchafft wenig Leid.
Komm, grüße wieder, wie ich Dich grüß:
Möchte wohl!
Sprach Bitterſüß,
Schön Bitterſüß.

Nun ſtand er an der oberſten Treppenſtufe und
ſuchte mit den Augen die Thür, aus der die Töne
quollen. Das Kätzchen murrte leiſe, ſo drückte er es
an ſich. Horch, weiter:

Und dreimal hab ich ſie heiß geküßt,
Und ſie, ſie hat es leiden gemüßt,
Roth war ihr Mieder, und weiß die Füß'. —
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[19/0035] decke, auf der es ſich zierlich angehäkelt hatte, in ſei¬ nen ſchützenden Arm und rannte ohne Beſinnen den heute früh ſo gewiſſenhaft verſchworenen Weg entlang quer über die Straße. Ueber den hellen Hausflur, die Treppe hinauf und noch eine Treppe leitete ihn die Stimme, Ach, warum ſang ſie auch gerade ein neckendes Liebeslied! Es klang: An blühender Hecke im rothen Kleid, Habe Gott zum Gruß, Du zierliche Maid! Du ſchauſt ſo ſchelmiſch und lächelſt ſüß, Wie heißt Du? Sprach ſie: Bitterſüß, Herr, Bitterſüß. Ei, rief ich lachend, die Bitterkeit, Von ſolchen Lippen ſchafft wenig Leid. Komm, grüße wieder, wie ich Dich grüß: Möchte wohl! Sprach Bitterſüß, Schön Bitterſüß. Nun ſtand er an der oberſten Treppenſtufe und ſuchte mit den Augen die Thür, aus der die Töne quollen. Das Kätzchen murrte leiſe, ſo drückte er es an ſich. Horch, weiter: Und dreimal hab ich ſie heiß geküßt, Und ſie, ſie hat es leiden gemüßt, Roth war ihr Mieder, und weiß die Füß'. — 2*

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/35>, abgerufen am 23.11.2024.