Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.P. S. Hab's aber nachher wenigstens eingesehen Klärchen an die Geschwister. Verona, 10. April. O, meine süßen Kinder, ist es nicht merkwür¬ P. S. Hab's aber nachher wenigſtens eingeſehen Klärchen an die Geſchwiſter. Verona, 10. April. O, meine ſüßen Kinder, iſt es nicht merkwür¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <pb facs="#f0251" n="235"/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">P</hi>. <hi rendition="#aq">S</hi>. Hab's aber nachher wenigſtens eingeſehen<lb/> und bin ſofort hierher abgedampft. Oder war das<lb/> nun am Ende wieder verkehrt?</p> </postscript><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div type="letter" n="2"> <head><hi rendition="#g">Klärchen an die Geſchwiſter</hi>.<lb/></head> <opener> <dateline rendition="#right">Verona, 10. April. </dateline> </opener><lb/> <p>O, meine ſüßen Kinder, iſt es nicht merkwür¬<lb/> dig? gerade jetzt, wo wir morgen nach Venedig fah¬<lb/> ren, fängt Verona an, mir lieb zu werden! Ich hatte<lb/> eben das Schönſte hier noch nicht geſehen, und das<lb/> iſt das Grab der Julia. Heut war ich dort, allein,<lb/> denn Papa und Mama haben es früher ſchon geſe¬<lb/> hen, und da Papa etwas Kopfweh hatte, wollte<lb/> Mama lieber bei ihm bleiben. Sogar Putzi blieb zu<lb/> Haus, denn die alte Muſerola iſt ihm eine Qual.<lb/> — Eine ganze Weile war ich ſchon dort in dem<lb/> poetiſchen Kapellchen — andere Leute kamen nicht,<lb/> und der Aufſeher ging draußen pfeifend umher. Ich<lb/> konnte mich ganz vertiefen und vergaß, wo ich war.<lb/> Zuletzt kamen Schritte, der Aufſeher brachte mir eine<lb/> Roſenknoſpe und einen Myrthenzweig aus dem Ge¬<lb/> büſch draußen, als <hi rendition="#aq">„Ricordo della tombal di Giu¬<lb/> lietta.“</hi> Hinter ihm trat Jemand hervor, da war es<lb/> plötzlich der Maler, Herr Schmidthammer! Ich freute<lb/> mich ſehr, ſehr! Seit Gargnano hatten wir ihn<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0251]
P. S. Hab's aber nachher wenigſtens eingeſehen
und bin ſofort hierher abgedampft. Oder war das
nun am Ende wieder verkehrt?
Klärchen an die Geſchwiſter.
Verona, 10. April.
O, meine ſüßen Kinder, iſt es nicht merkwür¬
dig? gerade jetzt, wo wir morgen nach Venedig fah¬
ren, fängt Verona an, mir lieb zu werden! Ich hatte
eben das Schönſte hier noch nicht geſehen, und das
iſt das Grab der Julia. Heut war ich dort, allein,
denn Papa und Mama haben es früher ſchon geſe¬
hen, und da Papa etwas Kopfweh hatte, wollte
Mama lieber bei ihm bleiben. Sogar Putzi blieb zu
Haus, denn die alte Muſerola iſt ihm eine Qual.
— Eine ganze Weile war ich ſchon dort in dem
poetiſchen Kapellchen — andere Leute kamen nicht,
und der Aufſeher ging draußen pfeifend umher. Ich
konnte mich ganz vertiefen und vergaß, wo ich war.
Zuletzt kamen Schritte, der Aufſeher brachte mir eine
Roſenknoſpe und einen Myrthenzweig aus dem Ge¬
büſch draußen, als „Ricordo della tombal di Giu¬
lietta.“ Hinter ihm trat Jemand hervor, da war es
plötzlich der Maler, Herr Schmidthammer! Ich freute
mich ſehr, ſehr! Seit Gargnano hatten wir ihn
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