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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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und mir kamen sogleich in einen entsetzlich langen
Tunnel. Ich redete Putzi zu, sich nicht zu fürchten,
denn er hatte solch' Herzklopfen, daß sein ganzer
Körper zitterte. Der alte Herr schien immer böser
zu werden, er schoß mir einen zornigen Blick zu und
sagte auf einmal: "Thiere gehören übrigens in 'n
Viehwagen, wissen Sie das, mein Fräulein?" Denkt
Euch! Gewiß hatte das Hinfallen ihn so geärgert,
und nun mußte er an dem unschuldigen Putzelchen
seinen Zorn auslassen. "Setz ihn in den Korb, mein
Kind," flüsterte Mama ängstlich, und ich selbst hatte
auch schon die Absicht gehabt. Aber nun nahm der
geliebte Papa ganz meine Partei. "Es ist meiner
Tochter extra erlaubt worden, dies Schoßhündchen,
das Niemanden belästigt, offen mitzunehmen," sagte
er. "Niemanden belästigt?" sagte der alte böse
Mann, "hätt' mich wohl gern gebissen, wenn das
Fräulein ihn nicht festgekriegt hätte." -- "Er beißt
wirklich nie," sagte ich zitternd; "aber wenn er Sie
genirt, will ich ihn wieder einsperren." Und ich that
es. Aber er war noch nicht zufrieden. "So Vieh¬
zeug hat immer Mitbewohner," rief er, "und ich krieg
da immer gleich was ab. Auf der nächsten Station
muß ich mich umziehen, es juckt mich schon überall."
Diese Böswilligkeit brachte mir fast Thränen in die
Augen. "Putzi ist wirtlich so sauber" -- sagte ich
-- da konnte ich nicht mehr! Ein kurzes helles

und mir kamen ſogleich in einen entſetzlich langen
Tunnel. Ich redete Putzi zu, ſich nicht zu fürchten,
denn er hatte ſolch' Herzklopfen, daß ſein ganzer
Körper zitterte. Der alte Herr ſchien immer böſer
zu werden, er ſchoß mir einen zornigen Blick zu und
ſagte auf einmal: „Thiere gehören übrigens in 'n
Viehwagen, wiſſen Sie das, mein Fräulein?“ Denkt
Euch! Gewiß hatte das Hinfallen ihn ſo geärgert,
und nun mußte er an dem unſchuldigen Putzelchen
ſeinen Zorn auslaſſen. „Setz ihn in den Korb, mein
Kind,“ flüſterte Mama ängſtlich, und ich ſelbſt hatte
auch ſchon die Abſicht gehabt. Aber nun nahm der
geliebte Papa ganz meine Partei. „Es iſt meiner
Tochter extra erlaubt worden, dies Schoßhündchen,
das Niemanden beläſtigt, offen mitzunehmen,“ ſagte
er. „Niemanden beläſtigt?“ ſagte der alte böſe
Mann, „hätt' mich wohl gern gebiſſen, wenn das
Fräulein ihn nicht feſtgekriegt hätte.“ — „Er beißt
wirklich nie,“ ſagte ich zitternd; „aber wenn er Sie
genirt, will ich ihn wieder einſperren.“ Und ich that
es. Aber er war noch nicht zufrieden. „So Vieh¬
zeug hat immer Mitbewohner,“ rief er, „und ich krieg
da immer gleich was ab. Auf der nächſten Station
muß ich mich umziehen, es juckt mich ſchon überall.“
Dieſe Böswilligkeit brachte mir faſt Thränen in die
Augen. „Putzi iſt wirtlich ſo ſauber“ — ſagte ich
— da konnte ich nicht mehr! Ein kurzes helles

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[194/0210] und mir kamen ſogleich in einen entſetzlich langen Tunnel. Ich redete Putzi zu, ſich nicht zu fürchten, denn er hatte ſolch' Herzklopfen, daß ſein ganzer Körper zitterte. Der alte Herr ſchien immer böſer zu werden, er ſchoß mir einen zornigen Blick zu und ſagte auf einmal: „Thiere gehören übrigens in 'n Viehwagen, wiſſen Sie das, mein Fräulein?“ Denkt Euch! Gewiß hatte das Hinfallen ihn ſo geärgert, und nun mußte er an dem unſchuldigen Putzelchen ſeinen Zorn auslaſſen. „Setz ihn in den Korb, mein Kind,“ flüſterte Mama ängſtlich, und ich ſelbſt hatte auch ſchon die Abſicht gehabt. Aber nun nahm der geliebte Papa ganz meine Partei. „Es iſt meiner Tochter extra erlaubt worden, dies Schoßhündchen, das Niemanden beläſtigt, offen mitzunehmen,“ ſagte er. „Niemanden beläſtigt?“ ſagte der alte böſe Mann, „hätt' mich wohl gern gebiſſen, wenn das Fräulein ihn nicht feſtgekriegt hätte.“ — „Er beißt wirklich nie,“ ſagte ich zitternd; „aber wenn er Sie genirt, will ich ihn wieder einſperren.“ Und ich that es. Aber er war noch nicht zufrieden. „So Vieh¬ zeug hat immer Mitbewohner,“ rief er, „und ich krieg da immer gleich was ab. Auf der nächſten Station muß ich mich umziehen, es juckt mich ſchon überall.“ Dieſe Böswilligkeit brachte mir faſt Thränen in die Augen. „Putzi iſt wirtlich ſo ſauber“ — ſagte ich — da konnte ich nicht mehr! Ein kurzes helles

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/210>, abgerufen am 24.11.2024.