glühendes Gesicht, -- sie hatte offenbar bitter ge¬ weint, aber nun lag alle Noth und Sorge hinter ihr.
"No, was ischt mit em Schmied?" flüsterte Michel voll Spannung, während er sie in seine Arme zog.
Das Mädchen schmiegte sich an ihn, zog seinen Kopf herunter und küßte ihn: "'s ist alles in Ord¬ nung," sagte sie mit einem tiefen Athemzug, "weil der gnä' Herr nichts auf mich kommen läßt!" Sie kicherte ein bißchen verschämt, dann hing sie sich wieder an ihn und küßte ihn, daß er kaum athmen konnte. So war sie noch nie gewesen.
Michel erwiderte ihre Liebkosung, aber dazwischen fragte er doch, was der Herr General mit der Sache zu schaffen habe.
"O," sagte Monika mit andächtig aufgeschlagenen Augen, "der gnä' Herr ist so brav, es gibt nichts Bräveres! Er hat g'sagt, so ein blitzsaubres Madel könn' nit lügen, da thät er lieber das Geld noch ein¬ mal herlegen, als daß en armer Dienstbot' ins Un¬ glück käm!"
Sie lachte in sich hinein und legte wieder die Arme um seinen Hals.
"Descht arg christlich von em," sagte Michel voll Freude.
Das Mädchen öffnete ihren Schurz, den sie mit Nadeln oben am Gürtel festgesteckt hatte, daß er einen
glühendes Geſicht, — ſie hatte offenbar bitter ge¬ weint, aber nun lag alle Noth und Sorge hinter ihr.
„No, was iſcht mit em Schmied?“ flüſterte Michel voll Spannung, während er ſie in ſeine Arme zog.
Das Mädchen ſchmiegte ſich an ihn, zog ſeinen Kopf herunter und küßte ihn: „'s iſt alles in Ord¬ nung,“ ſagte ſie mit einem tiefen Athemzug, „weil der gnä' Herr nichts auf mich kommen läßt!“ Sie kicherte ein bißchen verſchämt, dann hing ſie ſich wieder an ihn und küßte ihn, daß er kaum athmen konnte. So war ſie noch nie geweſen.
Michel erwiderte ihre Liebkoſung, aber dazwiſchen fragte er doch, was der Herr General mit der Sache zu ſchaffen habe.
„O,“ ſagte Monika mit andächtig aufgeſchlagenen Augen, „der gnä' Herr iſt ſo brav, es gibt nichts Bräveres! Er hat g'ſagt, ſo ein blitzſaubres Madel könn' nit lügen, da thät er lieber das Geld noch ein¬ mal herlegen, als daß en armer Dienſtbot' ins Un¬ glück käm!“
Sie lachte in ſich hinein und legte wieder die Arme um ſeinen Hals.
„Deſcht arg chriſtlich von em,“ ſagte Michel voll Freude.
Das Mädchen öffnete ihren Schurz, den ſie mit Nadeln oben am Gürtel feſtgeſteckt hatte, daß er einen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0191"n="175"/>
glühendes Geſicht, —ſie hatte offenbar bitter ge¬<lb/>
weint, aber nun lag alle Noth und Sorge hinter ihr.</p><lb/><p>„No, was iſcht mit em Schmied?“ flüſterte<lb/>
Michel voll Spannung, während er ſie in ſeine<lb/>
Arme zog.</p><lb/><p>Das Mädchen ſchmiegte ſich an ihn, zog ſeinen<lb/>
Kopf herunter und küßte ihn: „'s iſt alles in Ord¬<lb/>
nung,“ſagte ſie mit einem tiefen Athemzug, „weil<lb/>
der gnä' Herr nichts auf mich kommen läßt!“ Sie<lb/>
kicherte ein bißchen verſchämt, dann hing ſie ſich<lb/>
wieder an ihn und küßte ihn, daß er kaum athmen<lb/>
konnte. So war ſie noch nie geweſen.</p><lb/><p>Michel erwiderte ihre Liebkoſung, aber dazwiſchen<lb/>
fragte er doch, was der Herr General mit der Sache<lb/>
zu ſchaffen habe.</p><lb/><p>„O,“ſagte Monika mit andächtig aufgeſchlagenen<lb/>
Augen, „der gnä' Herr iſt ſo brav, es gibt nichts<lb/>
Bräveres! Er hat g'ſagt, ſo ein blitzſaubres Madel<lb/>
könn' nit lügen, da thät er lieber das Geld noch ein¬<lb/>
mal herlegen, als daß en armer Dienſtbot' ins Un¬<lb/>
glück käm!“</p><lb/><p>Sie lachte in ſich hinein und legte wieder die<lb/>
Arme um ſeinen Hals.</p><lb/><p>„Deſcht arg chriſtlich von em,“ſagte Michel voll<lb/>
Freude.</p><lb/><p>Das Mädchen öffnete ihren Schurz, den ſie mit<lb/>
Nadeln oben am Gürtel feſtgeſteckt hatte, daß er einen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[175/0191]
glühendes Geſicht, — ſie hatte offenbar bitter ge¬
weint, aber nun lag alle Noth und Sorge hinter ihr.
„No, was iſcht mit em Schmied?“ flüſterte
Michel voll Spannung, während er ſie in ſeine
Arme zog.
Das Mädchen ſchmiegte ſich an ihn, zog ſeinen
Kopf herunter und küßte ihn: „'s iſt alles in Ord¬
nung,“ ſagte ſie mit einem tiefen Athemzug, „weil
der gnä' Herr nichts auf mich kommen läßt!“ Sie
kicherte ein bißchen verſchämt, dann hing ſie ſich
wieder an ihn und küßte ihn, daß er kaum athmen
konnte. So war ſie noch nie geweſen.
Michel erwiderte ihre Liebkoſung, aber dazwiſchen
fragte er doch, was der Herr General mit der Sache
zu ſchaffen habe.
„O,“ ſagte Monika mit andächtig aufgeſchlagenen
Augen, „der gnä' Herr iſt ſo brav, es gibt nichts
Bräveres! Er hat g'ſagt, ſo ein blitzſaubres Madel
könn' nit lügen, da thät er lieber das Geld noch ein¬
mal herlegen, als daß en armer Dienſtbot' ins Un¬
glück käm!“
Sie lachte in ſich hinein und legte wieder die
Arme um ſeinen Hals.
„Deſcht arg chriſtlich von em,“ ſagte Michel voll
Freude.
Das Mädchen öffnete ihren Schurz, den ſie mit
Nadeln oben am Gürtel feſtgeſteckt hatte, daß er einen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/191>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.