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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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Es lag noch Schnee auf den schwerer zugänglichen
Plätzen, in den Winkeln, welche die Sperrketten
und Prellsteine vor den Seiten der Kirchen und der
Museen bilden, aber der Schnee war staubig und
mürb, und auf den Sperrketten saßen die kleinen
Mädchen und hatten beim Schaukeln die Winterjacken
ausgezogen. In der Mitte der Straße floß das
Schneewasser wie ein Bächlein bergab und rauschte
ordentlich, und um die leeren Baumkronen lag ein
verheißungsvoller Schein, wie der Schatten künftiger
Belaubung.

Ein junger Mann, ein schlanker, hübscher Mensch
mit einer Mappe unter dem Arm, schlenderte die
Straße hinab, mit jener wohligen Lässigkeit, die uns
so gern im Frühling überfällt, und streifte mit
träumerischen Augen die sonnenbeschienenen Häuser
mit den halboffenen Fenstern, dann wieder die Am¬
seln auf den Bäumen, die es mit Hüpfen und Flöten
höchst eifrig hatten, endlich die schaukelnden Mädchen

Frapan, Bittersüß. 1

Es lag noch Schnee auf den ſchwerer zugänglichen
Plätzen, in den Winkeln, welche die Sperrketten
und Prellſteine vor den Seiten der Kirchen und der
Muſeen bilden, aber der Schnee war ſtaubig und
mürb, und auf den Sperrketten ſaßen die kleinen
Mädchen und hatten beim Schaukeln die Winterjacken
ausgezogen. In der Mitte der Straße floß das
Schneewaſſer wie ein Bächlein bergab und rauſchte
ordentlich, und um die leeren Baumkronen lag ein
verheißungsvoller Schein, wie der Schatten künftiger
Belaubung.

Ein junger Mann, ein ſchlanker, hübſcher Menſch
mit einer Mappe unter dem Arm, ſchlenderte die
Straße hinab, mit jener wohligen Läſſigkeit, die uns
ſo gern im Frühling überfällt, und ſtreifte mit
träumeriſchen Augen die ſonnenbeſchienenen Häuſer
mit den halboffenen Fenſtern, dann wieder die Am¬
ſeln auf den Bäumen, die es mit Hüpfen und Flöten
höchſt eifrig hatten, endlich die ſchaukelnden Mädchen

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[0017] Es lag noch Schnee auf den ſchwerer zugänglichen Plätzen, in den Winkeln, welche die Sperrketten und Prellſteine vor den Seiten der Kirchen und der Muſeen bilden, aber der Schnee war ſtaubig und mürb, und auf den Sperrketten ſaßen die kleinen Mädchen und hatten beim Schaukeln die Winterjacken ausgezogen. In der Mitte der Straße floß das Schneewaſſer wie ein Bächlein bergab und rauſchte ordentlich, und um die leeren Baumkronen lag ein verheißungsvoller Schein, wie der Schatten künftiger Belaubung. Ein junger Mann, ein ſchlanker, hübſcher Menſch mit einer Mappe unter dem Arm, ſchlenderte die Straße hinab, mit jener wohligen Läſſigkeit, die uns ſo gern im Frühling überfällt, und ſtreifte mit träumeriſchen Augen die ſonnenbeſchienenen Häuſer mit den halboffenen Fenſtern, dann wieder die Am¬ ſeln auf den Bäumen, die es mit Hüpfen und Flöten höchſt eifrig hatten, endlich die ſchaukelnden Mädchen Frapan, Bitterſüß. 1

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/17>, abgerufen am 24.11.2024.