Schale fließt über, als trüge sie in sich die Seele der Gestalt," erklärte die Mutter leise.
"Jetzt wollen wir weiter gehen," meinte das Kind. -- --
Die Freunde aber konnten noch immer nicht die Blicke wegwenden.
"Der hat sich herausgemacht!" sagte Loni, "ja, in Italien da gibt's so Gestalten. Weißt noch, Maxl, auf dem Bahnhof in Vittorio das stolze, fin¬ stere Geschöpf? Du sagtest, sie sei nicht zu gering für eine Medea, obwohl sie ihre Schuhe in der Hand trug."
Max sah sie zerstreut an: "Ja, aber die hat er nicht aus Italien, Loni, das ist ja die Marianne."
"Die Marianne?" Ein starrer, verständnißloser Blick irrte über die Gestalt des Mitleids. Plötzlich fuhr es wie ein Blitz der Erkenntniß über ihre leb¬ haften Züge. Sie hob den Kopf ihrem Manne ent¬ gegen, zwei große Thränen sammelten sich in den dunklen Wimpern und rannen hell und leuchtend über ihre Wangen.
Schale fließt über, als trüge ſie in ſich die Seele der Geſtalt,“ erklärte die Mutter leiſe.
„Jetzt wollen wir weiter gehen,“ meinte das Kind. — —
Die Freunde aber konnten noch immer nicht die Blicke wegwenden.
„Der hat ſich herausgemacht!“ ſagte Loni, „ja, in Italien da gibt's ſo Geſtalten. Weißt noch, Maxl, auf dem Bahnhof in Vittorio das ſtolze, fin¬ ſtere Geſchöpf? Du ſagteſt, ſie ſei nicht zu gering für eine Medea, obwohl ſie ihre Schuhe in der Hand trug.“
Max ſah ſie zerſtreut an: „Ja, aber die hat er nicht aus Italien, Loni, das iſt ja die Marianne.“
„Die Marianne?“ Ein ſtarrer, verſtändnißloſer Blick irrte über die Geſtalt des Mitleids. Plötzlich fuhr es wie ein Blitz der Erkenntniß über ihre leb¬ haften Züge. Sie hob den Kopf ihrem Manne ent¬ gegen, zwei große Thränen ſammelten ſich in den dunklen Wimpern und rannen hell und leuchtend über ihre Wangen.
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Schale fließt über, als trüge ſie in ſich die Seele der
Geſtalt,“ erklärte die Mutter leiſe.
„Jetzt wollen wir weiter gehen,“ meinte das
Kind. — —
Die Freunde aber konnten noch immer nicht die
Blicke wegwenden.
„Der hat ſich herausgemacht!“ ſagte Loni, „ja,
in Italien da gibt's ſo Geſtalten. Weißt noch,
Maxl, auf dem Bahnhof in Vittorio das ſtolze, fin¬
ſtere Geſchöpf? Du ſagteſt, ſie ſei nicht zu gering
für eine Medea, obwohl ſie ihre Schuhe in der Hand
trug.“
Max ſah ſie zerſtreut an: „Ja, aber die hat er
nicht aus Italien, Loni, das iſt ja die Marianne.“
„Die Marianne?“ Ein ſtarrer, verſtändnißloſer
Blick irrte über die Geſtalt des Mitleids. Plötzlich
fuhr es wie ein Blitz der Erkenntniß über ihre leb¬
haften Züge. Sie hob den Kopf ihrem Manne ent¬
gegen, zwei große Thränen ſammelten ſich in den
dunklen Wimpern und rannen hell und leuchtend über
ihre Wangen.
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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/160>, abgerufen am 16.07.2024.
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