Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.Der Patient gehorchte; mit Leo's Hülfe war er "Wir bringen es im Ganzen recht selten dazu," "Marianne!" murmelte Alfred unruhig -- "son¬ Der Arzt faßte seinen Arm, denn er ging schwan¬ Ein kleines Mädchen kam daher gelaufen, sah "Babettle!" rief Alfred, "das Babettle, -- und 9*
Der Patient gehorchte; mit Leo's Hülfe war er „Wir bringen es im Ganzen recht ſelten dazu,“ „Marianne!“ murmelte Alfred unruhig — „ſon¬ Der Arzt faßte ſeinen Arm, denn er ging ſchwan¬ Ein kleines Mädchen kam daher gelaufen, ſah „Babettle!“ rief Alfred, „das Babettle, — und 9*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0147" n="131"/> <p>Der Patient gehorchte; mit Leo's Hülfe war er<lb/> bald fertig; der kleine Kammerdiener hatte ſich an<lb/> das Dämmerlicht ſo gut gewöhnt wie Marianne.<lb/> Als der Arzt den vor Aufregung Sprachloſen in das<lb/> helle Nebenzimmer geleitete und Alfred beim Anblick<lb/> der ſo lang entbehrten Sonne in heiße Thränen aus¬<lb/> brach, flog es auch dem jungen Doktor roth um die<lb/> Augen.</p><lb/> <p>„Wir bringen es im Ganzen recht ſelten dazu,“<lb/> ſagte er, Alfreds Hand drückend, „und auch bei<lb/> Ihnen — was hätten wir machen können, wenn die<lb/> Netzhaut zerriſſen geweſen, wie man anfangs befürch¬<lb/> ten mußte? Dann ſäßen Sie noch jetzt rettungslos<lb/> im Dunkeln.“</p><lb/> <p>„Marianne!“ murmelte Alfred unruhig — „ſon¬<lb/> derbar iſt es doch —“</p><lb/> <p>Der Arzt faßte ſeinen Arm, denn er ging ſchwan¬<lb/> kend und unſicher. Als ſie auf die Straße kamen,<lb/> blieb der Bildhauer ſtehen, warf ſtaunende Blicke<lb/> ringsum und erhob dann plötzlich die Arme, als wolle<lb/> er den ſonnigen blauen Himmel, die herbſtrothen Bäume,<lb/> die auf ihn zukamen, an ſeine Bruſt ſchließen.</p><lb/> <p>Ein kleines Mädchen kam daher gelaufen, ſah<lb/> ihn eine Weile ſchüchtern fragend an und ſtreckte ihm<lb/> dann das Händchen entgegen.</p><lb/> <p>„Babettle!“ rief Alfred, „das Babettle, — und<lb/> ich kann es wieder ſehen.“</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">9*<lb/></fw> </div> </body> </text> </TEI> [131/0147]
Der Patient gehorchte; mit Leo's Hülfe war er
bald fertig; der kleine Kammerdiener hatte ſich an
das Dämmerlicht ſo gut gewöhnt wie Marianne.
Als der Arzt den vor Aufregung Sprachloſen in das
helle Nebenzimmer geleitete und Alfred beim Anblick
der ſo lang entbehrten Sonne in heiße Thränen aus¬
brach, flog es auch dem jungen Doktor roth um die
Augen.
„Wir bringen es im Ganzen recht ſelten dazu,“
ſagte er, Alfreds Hand drückend, „und auch bei
Ihnen — was hätten wir machen können, wenn die
Netzhaut zerriſſen geweſen, wie man anfangs befürch¬
ten mußte? Dann ſäßen Sie noch jetzt rettungslos
im Dunkeln.“
„Marianne!“ murmelte Alfred unruhig — „ſon¬
derbar iſt es doch —“
Der Arzt faßte ſeinen Arm, denn er ging ſchwan¬
kend und unſicher. Als ſie auf die Straße kamen,
blieb der Bildhauer ſtehen, warf ſtaunende Blicke
ringsum und erhob dann plötzlich die Arme, als wolle
er den ſonnigen blauen Himmel, die herbſtrothen Bäume,
die auf ihn zukamen, an ſeine Bruſt ſchließen.
Ein kleines Mädchen kam daher gelaufen, ſah
ihn eine Weile ſchüchtern fragend an und ſtreckte ihm
dann das Händchen entgegen.
„Babettle!“ rief Alfred, „das Babettle, — und
ich kann es wieder ſehen.“
9*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |