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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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Mit kindlicher Neugier guckte Loni in Alfreds
getrübte Augen.

"Sehen Sie denn gar nix? Auch mich nicht?
Das ist aber doch arg!"

Sie blickte entsetzt und fragend ihren Verlobten an.
Wolff legte den Finger auf den Mund. Da nickte
sie schnell und fuhr in heiterem Ton fort: "Wenn Sie
wieder sehen können und Ihr Zwei verheirathet seid,
besucht Ihr uns in Italien, gelt?"

"Ja!" murmelte Alfred.

Marianne hatte kaum merklich den Kopf ge¬
schüttelt. Nun, da Wolff sie ansah, legte auch sie
den Finger auf den Mund. Dann machte sie ihm
ein Zeichen, und als Loni ihr Geplauder mit Alfred
wieder begonnen hatte, traten die zwei Andern bei¬
seite, und Marianne flüsterte leise und eifrig mit dem
Maler. Mit tiefbewegten Gesichtern, Marianne mit
nassen Augen, der Mann nachdenklich und trübe,
wendeten sie sich dann um, gerade als Alfred rief:
"Marianne! bist Du da?"

Die Blicke der Beiden flogen auf diesen Ruf
einander noch einmal zu, Wolff schien mit stummer,
vorwurfsvoller Bitte zu ermahnen. Marianne kehrte
mit gesenktem Haupt zu Alfred zurück.

"Da bin ich; Du hast mich gerufen."

Man blieb bis zum Abend beisammen. Mari¬
anne begleitete sie durch den Garten hinaus. Als

Mit kindlicher Neugier guckte Loni in Alfreds
getrübte Augen.

„Sehen Sie denn gar nix? Auch mich nicht?
Das iſt aber doch arg!“

Sie blickte entſetzt und fragend ihren Verlobten an.
Wolff legte den Finger auf den Mund. Da nickte
ſie ſchnell und fuhr in heiterem Ton fort: „Wenn Sie
wieder ſehen können und Ihr Zwei verheirathet ſeid,
beſucht Ihr uns in Italien, gelt?“

„Ja!“ murmelte Alfred.

Marianne hatte kaum merklich den Kopf ge¬
ſchüttelt. Nun, da Wolff ſie anſah, legte auch ſie
den Finger auf den Mund. Dann machte ſie ihm
ein Zeichen, und als Loni ihr Geplauder mit Alfred
wieder begonnen hatte, traten die zwei Andern bei¬
ſeite, und Marianne flüſterte leiſe und eifrig mit dem
Maler. Mit tiefbewegten Geſichtern, Marianne mit
naſſen Augen, der Mann nachdenklich und trübe,
wendeten ſie ſich dann um, gerade als Alfred rief:
„Marianne! biſt Du da?“

Die Blicke der Beiden flogen auf dieſen Ruf
einander noch einmal zu, Wolff ſchien mit ſtummer,
vorwurfsvoller Bitte zu ermahnen. Marianne kehrte
mit geſenktem Haupt zu Alfred zurück.

„Da bin ich; Du haſt mich gerufen.“

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[124/0140] Mit kindlicher Neugier guckte Loni in Alfreds getrübte Augen. „Sehen Sie denn gar nix? Auch mich nicht? Das iſt aber doch arg!“ Sie blickte entſetzt und fragend ihren Verlobten an. Wolff legte den Finger auf den Mund. Da nickte ſie ſchnell und fuhr in heiterem Ton fort: „Wenn Sie wieder ſehen können und Ihr Zwei verheirathet ſeid, beſucht Ihr uns in Italien, gelt?“ „Ja!“ murmelte Alfred. Marianne hatte kaum merklich den Kopf ge¬ ſchüttelt. Nun, da Wolff ſie anſah, legte auch ſie den Finger auf den Mund. Dann machte ſie ihm ein Zeichen, und als Loni ihr Geplauder mit Alfred wieder begonnen hatte, traten die zwei Andern bei¬ ſeite, und Marianne flüſterte leiſe und eifrig mit dem Maler. Mit tiefbewegten Geſichtern, Marianne mit naſſen Augen, der Mann nachdenklich und trübe, wendeten ſie ſich dann um, gerade als Alfred rief: „Marianne! biſt Du da?“ Die Blicke der Beiden flogen auf dieſen Ruf einander noch einmal zu, Wolff ſchien mit ſtummer, vorwurfsvoller Bitte zu ermahnen. Marianne kehrte mit geſenktem Haupt zu Alfred zurück. „Da bin ich; Du haſt mich gerufen.“ Man blieb bis zum Abend beiſammen. Mari¬ anne begleitete ſie durch den Garten hinaus. Als

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/140>, abgerufen am 23.11.2024.