kompromittirt, daß ich in Fischhausen bei der Leich' blieben wär', und der Maxl sei auch dablieben!"
Eine flammende Röthe zog über ihr Gesichtchen, sie lachte voll Zorn und Verachtung und stampfte mit dem Fuß.
Wolff wollte sie an sich ziehen.
"Nein, laß," sagte sie sanft abwehrend, "ich muß mich noch beim Herrn Heuvels bedanken; er hat den Muckerl immer herausgestrichen; so ist's kommen, daß ich a recht's Zutrauen zu ihm kriegt hab'." Sie drückte Alfreds Hand.
"Unsre Villa ist verkauft, und morgen ist Hoch¬ zeit, aber ganz still, und dann fahren wir nach Italien, in so ein kleines Nest, sagt der Maxl, und suchen uns da 'n paar Stuben. -- Es wird schon recht komisch sein, wenn der Maxl immer so da ist, -- ich war ja sonst immer allein. In Italien dürft' ich so toll sein, wie ich nur immer wollt', sagt der Maxl, und das ist gut; ich mein', seit der Papa todt ist, könnt ich nimmer recht lachen." Sie lachte, und die Thränen liefen ihr wie Regen über die Wangen.
Der Maler ließ sie immer allein reden und sah nur von Zeit zu Zeit Marianne mit leuchtenden Blicken an, als wolle er sagen: "Und die ist nun meine!"
kompromittirt, daß ich in Fiſchhauſen bei der Leich' blieben wär', und der Maxl ſei auch dablieben!“
Eine flammende Röthe zog über ihr Geſichtchen, ſie lachte voll Zorn und Verachtung und ſtampfte mit dem Fuß.
Wolff wollte ſie an ſich ziehen.
„Nein, laß,“ ſagte ſie ſanft abwehrend, „ich muß mich noch beim Herrn Heuvels bedanken; er hat den Muckerl immer herausgeſtrichen; ſo iſt's kommen, daß ich a recht's Zutrauen zu ihm kriegt hab'.“ Sie drückte Alfreds Hand.
„Unſre Villa iſt verkauft, und morgen iſt Hoch¬ zeit, aber ganz ſtill, und dann fahren wir nach Italien, in ſo ein kleines Neſt, ſagt der Maxl, und ſuchen uns da 'n paar Stuben. — Es wird ſchon recht komiſch ſein, wenn der Maxl immer ſo da iſt, — ich war ja ſonſt immer allein. In Italien dürft' ich ſo toll ſein, wie ich nur immer wollt', ſagt der Maxl, und das iſt gut; ich mein', ſeit der Papa todt iſt, könnt ich nimmer recht lachen.“ Sie lachte, und die Thränen liefen ihr wie Regen über die Wangen.
Der Maler ließ ſie immer allein reden und ſah nur von Zeit zu Zeit Marianne mit leuchtenden Blicken an, als wolle er ſagen: „Und die iſt nun meine!“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0139"n="123"/>
kompromittirt, daß ich in Fiſchhauſen bei der Leich'<lb/>
blieben wär', und der Maxl ſei auch dablieben!“</p><lb/><p>Eine flammende Röthe zog über ihr Geſichtchen,<lb/>ſie lachte voll Zorn und Verachtung und ſtampfte mit<lb/>
dem Fuß.</p><lb/><p>Wolff wollte ſie an ſich ziehen.</p><lb/><p>„Nein, laß,“ſagte ſie ſanft abwehrend, „ich<lb/>
muß mich noch beim Herrn Heuvels bedanken; er<lb/>
hat den Muckerl immer herausgeſtrichen; ſo iſt's<lb/>
kommen, daß ich a recht's Zutrauen zu ihm kriegt<lb/>
hab'.“ Sie drückte Alfreds Hand.</p><lb/><p>„Unſre Villa iſt verkauft, und morgen iſt Hoch¬<lb/>
zeit, aber ganz ſtill, und dann fahren wir nach<lb/>
Italien, in ſo ein kleines Neſt, ſagt der Maxl, und<lb/>ſuchen uns da 'n paar Stuben. — Es wird ſchon<lb/>
recht komiſch ſein, wenn der Maxl immer ſo da iſt,<lb/>— ich war ja ſonſt immer allein. In Italien dürft'<lb/>
ich ſo toll ſein, wie ich nur immer wollt', ſagt der<lb/>
Maxl, und das iſt gut; ich mein', ſeit der Papa<lb/>
todt iſt, könnt ich nimmer recht lachen.“ Sie lachte,<lb/>
und die Thränen liefen ihr wie Regen über die<lb/>
Wangen.</p><lb/><p>Der Maler ließ ſie immer allein reden und ſah<lb/>
nur von Zeit zu Zeit Marianne mit leuchtenden<lb/>
Blicken an, als wolle er ſagen: „Und die iſt nun<lb/>
meine!“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[123/0139]
kompromittirt, daß ich in Fiſchhauſen bei der Leich'
blieben wär', und der Maxl ſei auch dablieben!“
Eine flammende Röthe zog über ihr Geſichtchen,
ſie lachte voll Zorn und Verachtung und ſtampfte mit
dem Fuß.
Wolff wollte ſie an ſich ziehen.
„Nein, laß,“ ſagte ſie ſanft abwehrend, „ich
muß mich noch beim Herrn Heuvels bedanken; er
hat den Muckerl immer herausgeſtrichen; ſo iſt's
kommen, daß ich a recht's Zutrauen zu ihm kriegt
hab'.“ Sie drückte Alfreds Hand.
„Unſre Villa iſt verkauft, und morgen iſt Hoch¬
zeit, aber ganz ſtill, und dann fahren wir nach
Italien, in ſo ein kleines Neſt, ſagt der Maxl, und
ſuchen uns da 'n paar Stuben. — Es wird ſchon
recht komiſch ſein, wenn der Maxl immer ſo da iſt,
— ich war ja ſonſt immer allein. In Italien dürft'
ich ſo toll ſein, wie ich nur immer wollt', ſagt der
Maxl, und das iſt gut; ich mein', ſeit der Papa
todt iſt, könnt ich nimmer recht lachen.“ Sie lachte,
und die Thränen liefen ihr wie Regen über die
Wangen.
Der Maler ließ ſie immer allein reden und ſah
nur von Zeit zu Zeit Marianne mit leuchtenden
Blicken an, als wolle er ſagen: „Und die iſt nun
meine!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/139>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.