François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871."Ich bin gesund, ganz gesund," versicherte sie, Ich konnte sie nur mit Mühe darin zurückhalten. "Ich will Ihnen folgen, Fräulein Hardine," "Sei ruhig; ich wache bei Dir," entgegnete ich "Fräulein Hardine wacht bei mir," lispelte sie „Ich bin geſund, ganz geſund,“ verſicherte ſie, Ich konnte ſie nur mit Mühe darin zurückhalten. „Ich will Ihnen folgen, Fräulein Hardine,“ „Sei ruhig; ich wache bei Dir,“ entgegnete ich „Fräulein Hardine wacht bei mir,“ liſpelte ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0211" n="207"/> <p>„Ich bin geſund, ganz geſund,“ verſicherte ſie,<lb/> indem ſie Anſtalt machte, das Bett zu verlaſſen.</p><lb/> <p>Ich konnte ſie nur mit Mühe darin zurückhalten.<lb/> „Du biſt krank, Dorothee;“ ſagte ich beſtimmt; „Du<lb/> wirſt aber bald geſund werden, wenn Du mir folgſt.<lb/> Nimm dieſe Tropfen; lege Dich ruhig hin, drücke die<lb/> Augen zu und ſchlafe aus. Dann gehſt Du mit mir<lb/> nach Reckenburg.“</p><lb/> <p>„Ich will Ihnen folgen, Fräulein Hardine,“<lb/> ſagte ſie und nahm ohne Sträuben den Trank, dem ſie<lb/> ſich bisher ſo gewaltſam widerſetzt hatte. Plötzlich<lb/> wurde ſie aber wieder unruhig, ſpähte ängſtlich im<lb/> Zimmer umher und flüſterte mir in's Ohr: „<hi rendition="#g">Er</hi>, <hi rendition="#g">er</hi>!<lb/> Wenn er nun kommt? wenn er nun merkt? Er läßt<lb/> mich nicht fort, Fräulein Hardine.“</p><lb/> <p>„Sei ruhig; ich wache bei Dir,“ entgegnete ich<lb/> laut. „Und er wird Dich mit mir gehen laſſen, denn<lb/> er liebt Dich, Dorothee.“</p><lb/> <p>„Fräulein Hardine wacht bei mir,“ liſpelte ſie<lb/> ſchon mit ſchläfrigen Augen, ließ ſich darauf, gehor¬<lb/> ſam wie ein Kind, das durchnäßte Haar von mir ab¬<lb/> trocknen, warm einhüllen und betten. Ihre beiden<lb/> Hände ruhten in den meinen; ſie blickte noch einige¬<lb/> male in die Höhe, als ſie mich aber ruhig auf dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0211]
„Ich bin geſund, ganz geſund,“ verſicherte ſie,
indem ſie Anſtalt machte, das Bett zu verlaſſen.
Ich konnte ſie nur mit Mühe darin zurückhalten.
„Du biſt krank, Dorothee;“ ſagte ich beſtimmt; „Du
wirſt aber bald geſund werden, wenn Du mir folgſt.
Nimm dieſe Tropfen; lege Dich ruhig hin, drücke die
Augen zu und ſchlafe aus. Dann gehſt Du mit mir
nach Reckenburg.“
„Ich will Ihnen folgen, Fräulein Hardine,“
ſagte ſie und nahm ohne Sträuben den Trank, dem ſie
ſich bisher ſo gewaltſam widerſetzt hatte. Plötzlich
wurde ſie aber wieder unruhig, ſpähte ängſtlich im
Zimmer umher und flüſterte mir in's Ohr: „Er, er!
Wenn er nun kommt? wenn er nun merkt? Er läßt
mich nicht fort, Fräulein Hardine.“
„Sei ruhig; ich wache bei Dir,“ entgegnete ich
laut. „Und er wird Dich mit mir gehen laſſen, denn
er liebt Dich, Dorothee.“
„Fräulein Hardine wacht bei mir,“ liſpelte ſie
ſchon mit ſchläfrigen Augen, ließ ſich darauf, gehor¬
ſam wie ein Kind, das durchnäßte Haar von mir ab¬
trocknen, warm einhüllen und betten. Ihre beiden
Hände ruhten in den meinen; ſie blickte noch einige¬
male in die Höhe, als ſie mich aber ruhig auf dem
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