François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.mutter und ein entsetztes "Herrgott!" entschlüpfte Dorothee hat den Aufschrei vernommen, sie sieht Aber es ist nicht die ersehnte Kranzjungfer, es Allein der Kranz, der Kranz! Alles blickte be¬ mutter und ein entſetztes „Herrgott!“ entſchlüpfte Dorothee hat den Aufſchrei vernommen, ſie ſieht Aber es iſt nicht die erſehnte Kranzjungfer, es Allein der Kranz, der Kranz! Alles blickte be¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="103"/> mutter und ein entſetztes „Herrgott!“ entſchlüpfte<lb/> ihren Lippen. Eine Braut, Siegmund Fabers Braut,<lb/> ihr Schützling — und ohne jungfräulichen Kranz!<lb/> Keiner hatte für das unerläßliche Symbol geſorgt,<lb/> das bis zum Letzten von der Hand der Brautführerin<lb/> erwartet worden war. Und wie nun in dieſer Ueber¬<lb/> eile, bei ſonntägig geſchloſſenen Läden, es beſchaffen?</p><lb/> <p>Dorothee hat den Aufſchrei vernommen, ſie ſieht<lb/> die mütterliche Unruhe. Gleichzeitig hört ſie das Rol¬<lb/> len eines Wagens immer näher und näher die Straße<lb/> herauf. Jetzt hält er vor der Thür. „Hardine!“<lb/> kreiſcht ſie, „Barmherzigkeit, Hardine!“ und ſtürzt auf<lb/> ihre Kniee.</p><lb/> <p>Aber es iſt nicht die erſehnte Kranzjungfer, es<lb/> ſind die Hochzeitskutſchen, welche vor dem Hauſe vor¬<lb/> fahren. Raſche Tritte eilen die Treppe herauf. Bräu¬<lb/> tigam und Hochzeitsvater treten ein, eben als die<lb/> zitternde Braut ſich vom Boden erhebt.</p><lb/> <p>Allein der Kranz, der Kranz! Alles blickte be¬<lb/> ſtürzt — Alle, mit Ausnahme der todtenſtarren Braut.<lb/> Der glückliche Hochzeiter iſt der Erſte, ſich zu faſſen.<lb/> „Es muß ja nicht eben Myrthe ſein,“ ſagt er lächelnd.<lb/> „Im ganzen Süden wählt man beliebige weiße Blü¬<lb/> then, gemiſcht mit irgend einem anderen zarten Grün.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [103/0107]
mutter und ein entſetztes „Herrgott!“ entſchlüpfte
ihren Lippen. Eine Braut, Siegmund Fabers Braut,
ihr Schützling — und ohne jungfräulichen Kranz!
Keiner hatte für das unerläßliche Symbol geſorgt,
das bis zum Letzten von der Hand der Brautführerin
erwartet worden war. Und wie nun in dieſer Ueber¬
eile, bei ſonntägig geſchloſſenen Läden, es beſchaffen?
Dorothee hat den Aufſchrei vernommen, ſie ſieht
die mütterliche Unruhe. Gleichzeitig hört ſie das Rol¬
len eines Wagens immer näher und näher die Straße
herauf. Jetzt hält er vor der Thür. „Hardine!“
kreiſcht ſie, „Barmherzigkeit, Hardine!“ und ſtürzt auf
ihre Kniee.
Aber es iſt nicht die erſehnte Kranzjungfer, es
ſind die Hochzeitskutſchen, welche vor dem Hauſe vor¬
fahren. Raſche Tritte eilen die Treppe herauf. Bräu¬
tigam und Hochzeitsvater treten ein, eben als die
zitternde Braut ſich vom Boden erhebt.
Allein der Kranz, der Kranz! Alles blickte be¬
ſtürzt — Alle, mit Ausnahme der todtenſtarren Braut.
Der glückliche Hochzeiter iſt der Erſte, ſich zu faſſen.
„Es muß ja nicht eben Myrthe ſein,“ ſagt er lächelnd.
„Im ganzen Süden wählt man beliebige weiße Blü¬
then, gemiſcht mit irgend einem anderen zarten Grün.“
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