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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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Erstes Capitel.
Die Rose und ihr Blatt.

Die Reichthümer der Reckenburg lagen meiner
Wiege so fern, wie die Goldminen von Peru, die
letzten der "weißen" freiherrlichen Linie waren nicht
die begehrlichen Abenteurer, die um schnöden Mam¬
mons willen sich in das Bereich der "schwarzen"
Häuptlingin ihres Stammes gewagt haben würden.
Sie hatten seit Generationen eine Zuflucht gefunden,
welche die adelige Armuth ehrenvoll deckte und sich
unter der Fahne wohl und zufrieden gefühlt. Keiner
jedoch wohler und zufriedener als der Allerletzte in
ihrer Reihe, der schon als Lieutenant ein Bäschen
gefreit hatte, auch von den "Weißen," arm und ahnen¬
rein wie er selbst.

Eberhard und Adelheid von Reckenburg waren
geschwisterlich nebeneinander aufgewachsen und zweifle

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Erſtes Capitel.
Die Roſe und ihr Blatt.

Die Reichthümer der Reckenburg lagen meiner
Wiege ſo fern, wie die Goldminen von Peru, die
letzten der „weißen“ freiherrlichen Linie waren nicht
die begehrlichen Abenteurer, die um ſchnöden Mam¬
mons willen ſich in das Bereich der „ſchwarzen“
Häuptlingin ihres Stammes gewagt haben würden.
Sie hatten ſeit Generationen eine Zuflucht gefunden,
welche die adelige Armuth ehrenvoll deckte und ſich
unter der Fahne wohl und zufrieden gefühlt. Keiner
jedoch wohler und zufriedener als der Allerletzte in
ihrer Reihe, der ſchon als Lieutenant ein Bäschen
gefreit hatte, auch von den „Weißen,“ arm und ahnen¬
rein wie er ſelbſt.

Eberhard und Adelheid von Reckenburg waren
geſchwiſterlich nebeneinander aufgewachſen und zweifle

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. [83]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/90>, abgerufen am 25.11.2024.