François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.nun in Folge des Rausches, der vorigen Schwäche, Die leichte Verletzung hatte den Berauschten Die Blicke der sprachlosen Dame fielen während nun in Folge des Rauſches, der vorigen Schwäche, Die leichte Verletzung hatte den Berauſchten Die Blicke der ſprachloſen Dame fielen während <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="76"/> nun in Folge des Rauſches, der vorigen Schwäche,<lb/> oder blos der kräftigen Abwehr der Reckenburgerin,<lb/> genug, der Mann taumelte und ſtürzte die Stufen<lb/> hinab, eine Blutſpur zeigte ſich am Boden, der ver¬<lb/> witterte Mantel entfiel ihm; das militairiſche Ehren¬<lb/> zeichen, der Stumpf des Armes wurden ſichtbar;<lb/> Fräulein Hardine erbleichte.</p><lb/> <p>Die leichte Verletzung hatte den Berauſchten<lb/> plötzlich entnüchtert. Er richtete ſich raſch in die Höhe<lb/> und ſtand einen Moment in drohendem Trotz, mit ge¬<lb/> ballter Fauſt der Dame Aug' in Auge. Dann ließ<lb/> er den Arm ſinken und ſprach mit einem Stolz, der<lb/> ſich ſeltſam gegen die vorige Rohheit abhob: „Es iſt<lb/> nicht das erſtemal, Fräulein Hardine, daß Sie Ihre<lb/> Hand gegen mich erhoben haben; aber Gott ſei mein<lb/> Zeuge, es iſt das letztemal. Sie werden Auguſt<lb/> Müller nicht wiederſehen. Ich hätte es mir ja den¬<lb/> ken können, daß Einer, deſſen Daſein in einem Wai¬<lb/> ſenhauſe verborgen worden iſt, nun, da das Elend<lb/> ihn treibt, für ſein mutterloſes Kind eine Freiſtatt zu<lb/> ſuchen, von der Schwelle Ihres ſtolzen Hauſes wie<lb/> ein Verbrecher verjagt werden würde.“</p><lb/> <p>Die Blicke der ſprachloſen Dame fielen während<lb/> dieſer Schmährede auf das Kind, das hinter dem Va¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [76/0083]
nun in Folge des Rauſches, der vorigen Schwäche,
oder blos der kräftigen Abwehr der Reckenburgerin,
genug, der Mann taumelte und ſtürzte die Stufen
hinab, eine Blutſpur zeigte ſich am Boden, der ver¬
witterte Mantel entfiel ihm; das militairiſche Ehren¬
zeichen, der Stumpf des Armes wurden ſichtbar;
Fräulein Hardine erbleichte.
Die leichte Verletzung hatte den Berauſchten
plötzlich entnüchtert. Er richtete ſich raſch in die Höhe
und ſtand einen Moment in drohendem Trotz, mit ge¬
ballter Fauſt der Dame Aug' in Auge. Dann ließ
er den Arm ſinken und ſprach mit einem Stolz, der
ſich ſeltſam gegen die vorige Rohheit abhob: „Es iſt
nicht das erſtemal, Fräulein Hardine, daß Sie Ihre
Hand gegen mich erhoben haben; aber Gott ſei mein
Zeuge, es iſt das letztemal. Sie werden Auguſt
Müller nicht wiederſehen. Ich hätte es mir ja den¬
ken können, daß Einer, deſſen Daſein in einem Wai¬
ſenhauſe verborgen worden iſt, nun, da das Elend
ihn treibt, für ſein mutterloſes Kind eine Freiſtatt zu
ſuchen, von der Schwelle Ihres ſtolzen Hauſes wie
ein Verbrecher verjagt werden würde.“
Die Blicke der ſprachloſen Dame fielen während
dieſer Schmährede auf das Kind, das hinter dem Va¬
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